Technologie Aktien: Blase mit Vernichtungspotenzial

Während Trump seinen Handelskrieg führt und viele Produkte teurer zu werden drohen, bleiben vor allem Technologie-Unternehmen von Strafzöllen unberührt. Online- und Internetdienste können munter weiter wachsen wie zuvor. Eskaliert der Streit, dürfte noch mehr Kapital in diese Aktien fließen als ohnehin schon.
Furcht vor Technologie Aktien-Blase
Mit den extremen Mittelzuflüssen und Kurssteigerungen aber steigt die Furcht vor einer Blase der Technologie-Aktien. Der Blick auf den Nasdaq zeigt, dass die Party fröhlich weitergeht. Auf Sicht von drei Monaten brachte er über 10 %, auf Jahressicht fast 28 % und die letzten fünf Jahre 142 %. Die Performance ist gut doppelt so hoch wie beim S&P 500. Noch krasser ist der Abstand vom TecDax zum Dax.
Kein Vergleich allerdings mit den Börsenwerten der US-Riesen. Allein Amazon, Apple, Facebook, Google und Microsoft bringen 3,8 Bio. US-Dollar auf die Waage. Das ist mehr als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands – was die Sprengkraft einer platzenden Blase der Technologie Aktien vor Augen führt. Schon bei einem Kurssturz von durchschnittlich 25 % würde das BIP-Kapital mittlerer Volkswirtschaften vernichtet.
Dazu hätte ein Crash den Absturz von Aktien im Nasdaq zur Folge, die nicht zum Technologie-Sektor gehören. Abgesehen davon würden nicht nur kleinere Tech-Unternehmen in finanzielle Schieflage geraten, auch ein Konzern wie Twitter, der bislang nur Verluste machte, hätte erhebliche Probleme. Und Twitter ist nicht das einzige Unternehmen, das seine Anleger trotz fehlender Gewinne bei der Stange hält.
Kein Vergleich mit Dot.com
Anders als bei der geplatzten Dot.com Blase zur Jahrtausendwende jedoch gibt es heute greifbare Geschäftsmodelle, die manchmal etwas Vorlauf brauchen. Mit der digitalen Revolution haben sie beste Aussichten auf erhebliche Zuwächse. Insofern ist allenfalls von Kurskorrekturen auszugehen. Die Analystenmeinungen dazu sind allerdings geteilt. Ebenso streiten sie darüber, ob überhaupt eine Blase der Technologie-Aktien vorliegt.
Was dafür spricht: Selbst günstigere Aktien sind teils mit dem 30- bis 40-Fachen der Unternehmensgewinne bewertet. Ganz zu schweigen von Größen wie Amazon, wo der Wert zehn Mal so hoch ist. Blase hin oder her, das Verhältnis ist auf jeden Fall ungesund. Irgendwann muss es sich der Realität anpassen. Das war auch in früheren Dekaden der Börsengeschichte so, als Finanz-, Immobilien- oder Energie-Aktien über Jahrzehnte hinweg das Feld beherrschten.
Unheilvolle Monopolbildung
Die Party könnte bis dahin durchaus weitergehen. Jedoch werden heute junge Technologien zunehmend zur Normalität in der Wirtschaft, denn sie greifen in immer weitere klassische Sektoren über. Damit werden auch sie vermehrt konjunkturabhängig. Der bisherige Defensivcharakter wird verblassen. Und umgekehrt werden sich auch Unternehmen anderer Sektoren in Richtung Technologie bewegen. So hat VW-Chef Diess dieser Tage angekündigt, er wolle den Autohersteller zum Technologie-Konzern umbauen.
Wer Aktien großer Tech-Firmen wie Amazon hält, sollte aber an eines denken: Irgendwann kann deren Überdominanz zum Verhängnis werden. Schon jetzt sind ihre Marktanteile so hoch, dass Facebook und Google im Visier der Kartellbehörden sind. Amazon dürfte folgen. AT&T war einst der ewige Monopolist im amerikanischen Telekommunikationssektor, bis er Anfang der 80er Jahre zerschlagen wurde. Dabei gingen zwei Drittel des Börsenwerts in Luft auf – ganz ohne Blase.