Unity Software: Jahrhundert-Chance Metaverse?

Glaubt man einer neuen Gartner-Studie, werden 30 % der Unternehmen auf der Welt bis 2026 mit einem eigenen Produktangebot im Metaverse vertreten sein. Ferner prognostizieren die Marktforscher, dass im Jahr 2026 schon 25 % der Menschen mindestens 1 Stunde pro Tag im Metaverse verbringen werden. Im virtuellen Raum soll quasi in wenigen Jahren eine neue Multi-Milliarden-Dollar-Industrie entstehen.
Erste große Konzerne wie Facebook haben diese Chance erkannt und wollen sich mit Milliarden-Investitionen inklusive Umbenennung (Meta Platforms) hierfür rüsten. Ein Unternehmen, das heute schon als sehr gut positioniert gilt, ist Unity Software. Doch was steckt hinter dem Börsenneuling?
Unity Software Aktie – Was steckt hinter der US-Softwarefirma?
Unity Software wird erst seit Herbst 2020 an der New Yorker Börse gehandelt. Seit November 2021 notieren die Papiere auch in Deutschland. Gegründet wurde Unity bereits im Jahr 2004 durch den Dänen Nicholas Francis, dem Isländer David Helgason und dem Deutschen Joachim Ante unter dem Namen Over the Edge in Kopenhagen/Dänemark. Im Jahr 2007 erfolgte die Umbenennung in Unity Technologies, wobei die Firma unter dem Namen Unity Software auftritt.
Unity steht vor allem hinter der gleichnamigen Spiele-Engine Unity, die zur Entwicklung von Videospielen, aber auch für andere Anwendungen genutzt wird. Inzwischen vertrauen über 1,5 Mio. Entwickler weltweit jeden Monat auf Unity. Die mit Unity erstellten Anwendungen und Spiele werden von ca. 2 Mrd. aktiven Nutzern verwendet.
In 2021 hatte sich Unity mit einer Reihe von Übernahmen verstärkt. So wurde nicht nur der Gaming-Tool-Spezialist Parsec für 320 Mio. US-Dollar übernommen, auch wurden mit Weta Digital, Interactive Data Visualization (SpeedTree), RestAR und Ziva Dynamics weitere Software- und Visualisierungsspezialisten übernommen.
Unter dem Strich bietet Unity heute nicht nur Lösungen für die Spiele- und Unterhaltungsindustrie, sondern auch für viele andere Industrie-Bereiche (Automobilindustrie etc.) an, um z.B. digitale Zwillinge zu erstellen.
Zahlen und Ausblick
Unity Software präsentiert sich als ein sehr wachstumsstarkes Unternehmen, das jedoch noch rote Zahlen schreibt. Für das vergangene Dezemberquartal konnte Unity einen Umsatzsprung um 43,4 % auf 315,86 Mio. US-Dollar vermelden. Der Nettoverlust fiel mit 12,0 Mio. US-Dollar oder fünf US-Cent je Aktie etwas niedriger aus als erwartet.
Unter dem Strich setzte Unity im Jahr 2021 1,1 Mrd. US-Dollar um, ein Zuwachs von 44 % gegenüber dem Vorjahr. Der Nettoverlust verharrte dabei auf Vorjahreshöhe bei etwa 50,7 Mio. US-Dollar. Der freie Cashflow war in 2021 negativ mit 153,4 Mio. US-Dollar. Für 2022 erwartet Unity einen weiteren Umsatzsprung um 34 bis 36 % auf 1,48 bis 1,505 Mrd. US-Dollar. Dabei soll sich der Nettoverlust auf 39 bis 41 Mio. Dollar verringern. Analysten erwarten, dass Unity im Jahr 2023 der Sprung in die Gewinnzone gelingen wird, wenn das Unternehmen die 2-Milliarden-Dollar Umsatzgrenze erreicht.
Warum das Metaverse nicht nur eine Spielerei ist
Das Metaverse soll nicht nur einen virtuellen Raum für Gamer und Social Media Fans schaffen, die sich dort untereinander austauschen können. Auch große Marken können sich in diesem Metaverse präsentieren, ihr Produktangebot in 3D darstellen und so den Online-Handel über einen weiteren Kanal ankurbeln.
Noch wichtiger ist jedoch der Einsatzbereich für die Industrie. Im Metaverse lassen sich digitale Zwillinge von ganzen Fabriken erstellen, wodurch Unternehmen Produktionsabläufe simulieren können. Dadurch lassen sich Änderungen im Produktionsablauf viel einfacher testen und so Optimierungen viel schneller mit niedrigerem Kostenaufwand vorantreiben.
Darüber hinaus eignet sich das Metaverse ideal zu Schulungs- und Ausbildungszwecke. Nur ein Beispiel: Ein Autohändler oder eine Werkstatt kann z.B. einem Kunden anhand eines detaillierten 3D-Modells des Fahrzeugs zeigen, wie Probleme unter der Motorhaube oder im Innenraum gelöst werden können, wenn das Auto wieder mal bockt – ohne dass der Kunde gleich in die Werkstatt oder zum Händler kommen muss.
Fazit: Unity Software ist bestens für den Metaverse-Boom positioniert
Marktforscher gehen davon aus, dass das Metaverse die nächste große Technologie-Plattform werden wird. Das Metaverse könnte nicht nur als sozialer Treffpunkt dienen, sondern im virtuellen Raum lassen sich Wirtschaftsobjekte (Autos, Immobilien etc.) in 3D-Umgebungen bestens präsentieren, ohne dass der Kunde lange Anfahrtswege in Kauf nehmen muss.
Marktforscher (Bloomberg Intelligence) sehen daher eine 800 Mrd. US-Dollar Marktmöglichkeit in den nächsten Jahren. Durch die jüngsten Zukäufe hat sich Unity in Stellung gebracht, um von diesem kommenden Boom-Markt zu profitieren. Unity bietet alle Tools an, wodurch sich neue Echtzeit-3D-Welten schnell und kostengünstig erstellen lassen.
Allerdings sollten sich Anleger von zu viel Euphorie nicht blenden lassen. Unity ist noch ein relativ junges Unternehmen, das bereits mit über 30 Mrd. US-Dollar an der Börse bewertet wird. Zudem gilt zu beachten, dass Unity noch rote Zahlen schreibt und voraussichtlich erst in 2023 in die Gewinnzone vorstoßen wird. Daher ist die Unity Aktie nur für spekulativ orientierte Anleger geeignet, die an die großen Wachstumschancen glauben, die das Metaverse zu bieten hat.