BMW: Produktionsstopp kurz vor Präsentation von Quartalsbericht

Bei BMW stehen die Bänder still – mal wieder. Für mindestens eine Woche ist die Produktion am Standort Regensburg lahmgelegt, etwa ein Drittel der dort beschäftigten 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist davon betroffen. Konkret ruht nach Angaben des Unternehmens die Arbeit im Presswerk, in der Lackiererei, beim Karosseriebau und in der Montage.
Fehlende Bauteile zwingen BMW erneut zu Produktionsstopp
Hintergrund sind – wie so oft – fehlende Bauteile. Der weltweite Halbleitermangel setzt die Autobranche schon seit etwa einem Jahr massiv unter Druck. Moderne Fahrzeuge brauchen immer mehr der Hightech-Chips, längst läuft ein Großteil der Prozesse im Auto nicht mehr mechanisch, sondern digital ab, vom Fensterheber bis zum Touchscreen sind etliche Bereiche betroffen.
Hinzu kommen nun auch noch neue Probleme in den globalen Lieferketten. Die Situation ist ebenfalls bereits seit Monaten angespannt, doch mit dem Krieg in der Ukraine fehlen auch wichtige Komponenten, die normalerweise dort gefertigt und dann von den Autobauern weiterverarbeitet werden.
Chinas Lockdowns treffen deutsche Autobauer hart
Dass China seine Wirtschaftsmetropole Shanghai seit nunmehr einem Monat in einen strikten Lockdown zwingt, kommt erschwerend hinzu. Shanghai beheimatet den größten Containerhafen der Welt und ist somit als Umschlagsplatz in den internationalen Lieferketten von immenser Bedeutung. Zudem haben sich etliche westliche Firmen in und um Shanghai angesiedelt, auch sie sind nun von den umfassenden Maßnahmen der chinesischen Regierung betroffen.
Dabei gelingt die Eindämmung des Infektionsgeschehens kaum: Trotz strenger Ausgangsbeschränkungen werden seit Wochen tausende neue Fälle gemeldet, Peking bekommt die Lage kaum noch in den Griff, zudem wächst der Unmut der betroffenen Bevölkerung, die unter anderem fehlenden Zugang zu Nahrungsmitteln beklagt.
Für BMW ist China unverzichtbar
Für BMW ist China als Absatzmarkt essenziell: Nirgendwo sonst verkauften die Münchener im vergangenen Jahr so viele Fahrzeuge wie im Reich der Mitte. Mit fast 850.000 verkauften Autos fuhr BMW in China 2021 einen neuen Absatzrekord ein. Rund ein Drittel aller verkauften Fahrzeuge des Herstellers landen in China, das damit noch vor den USA – dem zweitwichtigsten Absatzmarkt von BMW – rangiert.
Doch die immer wiederkehrenden Produktionsausfälle machen BMW zu schaffen. Betroffen sind etliche Standorte rund um den Globus, je nachdem, welche Teile gerade wo fehlen, stehen die Bänder zum Teil wochenlang still. Auch in Regensburg weiß man noch nicht, ob eine Rückkehr zum Regelbetrieb in der kommenden Woche schon wieder realistisch ist oder ob der Ausfall sich noch länger hinziehen wird.
Weniger Absatz, schrumpfende Umsatzrendite
Im ersten Quartal verkaufte BMW weltweit rund 600.000 Fahrzeuge, damit sank der Absatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,2 Prozent. Für das Gesamtjahr hofft man nun, das Vorjahresniveau halten zu können. Mit steigenden Absatzzahlen rechnet man in München angesichts der vielschichten Lieferengpässe derzeit nicht mehr.
Die operative Marge, die im vergangenen Jahr noch bei 10,3 Prozent lag, wird in diesem Jahr wohl wieder einstellig ausfallen. BMW selbst geht derzeit von einer Spanne zwischen 7 und 9 Prozent aus. Nähere Details dürfte der Blick in die Quartalsbilanz liefern, der in der kommenden Woche ansteht.
BMW Aktie verliert 15 Prozent
Immerhin: Die Erhöhung der Anteile am chinesischen Joint Venture BMW Brilliance Automotive (BBA) im Februar von 50 auf nun 75 Prozent dürfte sich zumindest in den Büchern gut machen. Durch eine Neubewertung wird hier ein Sondergewinn von bis zu 8 Milliarden Euro erwartet.
Die BMW Aktie hat seit Jahresbeginn rund 15 Prozent an Wert verloren und notierte zuletzt bei rund 77 Euro. Analysten zeigten sich im Vorfeld der Quartalszahlen verhalten optimistisch: Neutrale Bewertungen und Kaufempfehlungen halten sich in etwa die Waage, die Kursziele schwanken jedoch stark zwischen 85 Euro (Merrill Lynch, zuvor: 98 Euro) und 135 Euro (Deutsche Bank).
Vor Quartalsbilanz: Analystenstimmen zur BMW Aktie
Kaufempfehlungen gab es zuletzt neben der Deutschen Bank auch von der Credit Suisse (Kursziel: 112 Euro), Jefferies (Kursziel: 100 Euro), Warburg Research (Kursziel: 120 Euro) sowie der US-Investmentbank Goldman Sachs, die das Kursziel jedoch von 123 auf 105 Euro reduzierte.
Zum „Halten“ der BMW Aktie raten derzeit neben Merrill Lynch auch die Experten von JP Morgan (Kursziel: 90 Euro), der Schweizer UBS (Kursziel: 93 Euro) und der kanadischen Bank RBC (Kursziel: 107 Euro).