Q1-Bilanz: BMW dank BBA-Aufstockung mit starkem Gewinnanstieg

Mit BMW hat nun auch der dritte große Autobauer aus Deutschland seine Zahlen für das Auftaktquartal vorgelegt.
China-Investment sorgt für Gewinnsprung
Genau wie die Konkurrenz aus Stuttgart und Wolfsburg sind auch die Münchener stark ins neue Jahr gestartet – und das trotz anhaltender Probleme wie Chipkrise, Materialengpässen und Problemen in den globalen Lieferketten.
Aufpoliert wurden die Zahlen dabei vor allem durch die Mehrheitsübernahme am chinesischen Joint Venture BMW Brilliance Automotive (BBA). Das zeigt sich unter anderem beim Ergebnis vor Steuern: Dieses konnte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdreifachen von 3,8 auf 12,2 Milliarden Euro, wobei allein 7,7 Milliarden Euro auf die Neubewertung von BBA entfielen. Dort hält BMW nun nicht mehr 50, sondern seit Februar 75 Prozent der Anteile.
Gewinnerwartungen übertroffen, Umsatzschätzungen verfehlt
Der Konzernumsatz kletterte insgesamt um 16 Prozent auf 31,1 Milliarden Euro, womit BMW die Einschätzungen der Analysten leicht verfehlte. Unterm Strich stand ein Quartalsgewinn von 10,2 Milliarden Euro. Hier konnte BMW die Markterwartungen klar überbieten. Der Absatz hingegen ging im Zeitraum von Januar bis Ende März um 6 Prozent zurück.
Grund hierfür sind vor allem die anhaltenden Materialengpässe. Auch von den Lockdownmaßnahmen in China ist BMW betroffen, immer wieder müssen Standorte zeitweise die Produktion drosseln oder ganz einstellen. Auch Werke in Deutschland sind davon nicht ausgenommen – etwa, wenn es an Materialnachschub fehlt, wie zuletzt in Regensburg.
Hohe Gewinne trotz rückläufiger Verkaufszahlen
Während man für die Kabelbäume, die normalerweise aus der Ukraine geliefert werden, offenbar inzwischen eine Lösung gefunden hat, bleibt die weltweite Chipkrise auch weiterhin ein Thema. Von einer Entspannung geht BMW-Vorstandschef Oliver Zipse vorerst nicht aus, im laufenden wie auch im kommenden Jahr rechne man hier mit Engpässen.
Dass sich die Gewinne trotz rückläufiger Verkaufszahlen so positiv entwickeln konnten, liegt vor allem daran, dass die Hersteller höhere Preise durchsetzen können. Die Auftragsbücher sind prall gefüllt, Kunden sind bereit, monatelang auf ihren Neuwagen zu warten. Früher übliche hohe Rabatte hingegen müssen kaum noch gewährt werden.
Abschied vom Carsharing-Joint Venture mit Mercedes-Benz
Für das Gesamtjahr rechnet BMW mit Verkaufszahlen auf Vorjahresniveau, kalkuliert aber dennoch mit einem kräftigen Gewinnplus. Positiv bewerteten Anleger in dieser Woche neben der Quartalsbilanz und dem soliden Ausblick auch die Entscheidung, das Carsharing-Programm Share Now zu beenden.
Das Gemeinschaftsvorhaben von BMW und Mercedes-Benz war vor drei Jahren entstanden, als beide Konzerne ihre vorherigen Mobilitätsprogramme Car2Go und DriveNow zu Share Now zusammenschlossen. Vielfach als zukunftsweisend gefeiert, hat sich das Unterfangen wirtschaftlich nie wirklich gelohnt, es wurde eher draufgezahlt.
Nun verabschieden sich BMW und der Stuttgarter Konkurrent aus dem Segment der Mobilitätsanbieter, das noch von den Vorgängerchefs Dieter Zetsche und Harald Krüger auf den Weg gebracht worden war. Die heutigen Konzernlenker Oliver Zipse und Ola Källenius favorisieren demgegenüber das klassische Kerngeschäft: den Bau von Fahrzeugen im Premium- und Luxussegment.
Analysten bestätigen Einschätzungen für BMW Aktie
Analysten bestätigten im Wesentlichen ihre vorherigen Kursziele und Empfehlungen mit Blick auf die BMW Aktie, die zuletzt knapp 80 Euro kostete. Experten von Kepler Cheuvreux, JP Morgan, der Schweizer UBS und der kanadischen Großbank RBC raten zum Halten der BMW Aktie. Die Kursziele liegen dabei überwiegend im Bereich um 90 Euro, lediglich die Kanadier trauen dem Papier einen Kursanstieg auf 107 Euro zu.
Zwischen 98 Euro (Goldman Sachs) und 112 Euro (Credit Suisse) bewegen sich außerdem die Kursziele derjenigen Analysten, die die BMW Aktie zum Kauf empfehlen. Ausreißer ist hier die Einschätzung der Deutschen Bank: Sie hat das Kursziel zwar um 5 Euro gesenkt, setzt es aber mit 130 Euro nach wie vor am höchsten an und rät weiterhin zum Kauf des Papiers.