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Außerplanmäßige Änderungen in den deutschen Indizes

Außerplanmäßige Änderungen in den deutschen Indizes
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Inhaltsverzeichnis

In dieser Woche stehen gleich zwei außerplanmäßige Veränderungen in den deutschen Indizes an. Das möchte ich zum Anlass nehmen, um Ihnen die Hintergründe ein wenig zu erläutern.

Zusammensetzung der deutschen Indizes wird regelmäßig überprüft

Normalerweise wird die Zusammensetzung der deutschen Indizes vier Mal pro Jahr überprüft. Jeweils im März, Juni, September und Dezember überprüft der Arbeitskreis Indizes der Deutschen Börse, welche Unternehmen die Auswahlindizes verlassen müssen oder neu dazustoßen. Der SDAX wird vierteljährlich überprüft. DAX, MDAX und TecDAX werden regulär nur zweimal pro Jahr (im März und September) überprüft.

Grundsätzlich muss ein Unternehmen mehrere Kriterien erfüllen, um in einen der Auswahlindizes aufgenommen werden zu können. So müssen die Transparenzanforderungen von Prime oder General Standard erfüllt sein. Die Aktie muss fortlaufend auf Xetra gehandelt werden. Außerdem muss die Gesellschaft über einen Unternehmenssitz in Deutschland verfügen oder zumindest einen wesentlichen Teil der Geschäftstätigkeit dort ausüben. Zu guter Letzt müssen sich mindestens 10% der Anteile im Streubesitz befinden. Diese Kriterien erfüllen derzeit gut 600 an den deutschen Börsen gehandelten Unternehmen.

Welche Unternehmen letztendlich in einen Index aufgenommen werden, hängt von den Handelsumsätzen und der Marktkapitalisierung ab. Maßgeblich ist dabei allerdings nur der Börsenwert der Aktien im Streubesitz. In den TecDAX werden nur Unternehmen aufgenommen, die dem Technologiebereich zugeordnet werden. Seit der Index-Neuordnung im September 2021 sind auch Doppellistings möglich. SAP oder die Deutsche Telekom beispielsweise sind im DAX und im TecDAX gelistet.

Gründe für außerplanmäßige Änderungen

Neben der regulären Überprüfung kann es auch zu einem sogenannten „Fast Exit“ oder „Fast Entry“ kommen. Bei der regulären Überprüfung muss ein Unternehmen beispielsweise zu den 40 größten nach Börsenwert und Handelsumsatz zählen, um in den DAX aufgenommen zu werden. Zählt ein Unternehmen zu den 33 größten, greift der „Fast Entry“. Die Regeln für den schnellen Ein- und Ausstieg greifen bei allen Indizes vierteljährlich.

Darüber hinaus gibt es noch außerordentliche Anpassungen, beispielsweise dann, wenn ein Unternehmen insolvent wird oder sich der Streubesitz drastisch reduziert, zum Beispiel, wenn eine Firma übernommen wird. Zudem kann ein Unternehmen außerplanmäßig aus einem Index verbannt werden, wenn es seine Bilanzen nicht pünktlich vorlegt.

Evotec und Vantage Towers müssen MDAX und TecDAX verlassen

Genau das ist jetzt im Fall von Evotec passiert. Aufgrund eines Hacker-Angriffs hat das Biotech-Unternehmen seinen Jahresabschluss für 2022 nach wie vor nicht veröffentlicht. Deshalb wurde die Evotec-Aktie am Montag aus dem TecDAX und dem MDAX geworfen. Dafür rückte SMA Solar in den MDAX auf. Die Kontron-Aktie nahm Evotecs Platz im TecDAX ein.

Nur einen Tag später, also am gestrigen Dienstag, stand schon die nächste außerplanmäßige Änderung an. In diesem Fall ist eine Übernahme der Grund. Die Aktie von Vantage Towers wird nach der Übernahme durch Oak Holdings aus den deutschen Auswahlindizes gestrichen. Dafür nimmt Hochtief den Platz im MDAX ein. Atoss Software kommt in den TecDAX.

Quelle: www.aktienscreener.com

Evotec hat übrigens gute Chancen auf eine baldige Rückkehr. Das Unternehmen will morgen Zahlen veröffentlichen. Für einen Verbleib in den Indizes ist dies zu spät. Schon bei der nächsten Überprüfung im Juni könnte die Evotec-Aktie aber in die deutschen Auswahlindizes zurückkehren. Unter Trend-Aspekten ist Evotec so oder so erst dann wieder interessant, wenn sich eine nachhaltige Bodenbildung abzeichnet.