Zwei MDAX-Werte wollen zusammengehen
Mitten in der Corona-Krise dreht sich das Übernahme-Karussell munter weiter. Vor allem im vermeintlich krisensicheren Immobiliensektor. So wurde am vergangenen Freitag bekannt, dass die Düsseldorfer LEG Immobilien die in Hamburg beheimatete TAG Immobilien übernehmen will.
Dies hat der Vorstand von LEG Immobilien in einer Ad-hoc-Pflichtmitteilung nach Handelsschluss bestätigt. Erwogen wird ein Zusammenschluss im Wege eines öffentlichen Übernahmeangebots, das LEG Immobilien an die Aktionäre der TAG Immobilien abgeben will. Allerdings sei zum jetzigen Zeitpunkt noch ungewiss, ob eine Fusion der beiden Immobilienunternehmen zustande komme.
Realisierbare Synergieeffekte
Mit rund 136.000 Mietwohnungen und etwa 365.000 Mietern sowie rund 1.400 Mitarbeitern ist LEG Immobilien ein Wohnungsunternehmen mit einer starken Verankerung in der Metropolregion Nordrhein-Westfalen sowie die dort in angrenzenden Regionen.
Die ebenfalls im MDAX gelistete TAG Immobilien hat den Fokus der Geschäftstätigkeit auf der Akquisition, der Entwicklung und der Bewirtschaftung von Wohnimmobilien in Nord- und Ostdeutschland sowie – seit dem Geschäftsjahr 2020 – auch in Polen. Die Hauptstandorte des Unternehmens befinden sich in den Großräumen Hamburg und Berlin, in den Regionen Salzgitter und Thüringen/Sachsen sowie in Nordrhein-Westfalen. Zum Ende des Geschäftsjahres 2019 umfasste das Portfolio der TAG Immobilien AG rund 85.000 Wohneinheiten.
Der nächste Immobilienkonzern im DAX
Zusammen würden es die beiden Immobilienkonzerne also auf einen Immobilienbestand von 221. 000 Wohnungen bringen. In der Rangliste deutscher Immobilienkonzerne würde sich die fusionierte LEG-TAG damit auf Platz zwei hinter dem Branchenprimus Vonovia schieben, noch vor der Deutsche Wohnen übrigens, die aktuell 164. 000 Wohneinheiten zählt und mit einer Marktkapitalisierung von 14,2 Milliarden Euro als Nachrücker für die Lufthansa im DAX gehandelt wird. Perspektivisch werden dann wohl insgesamt drei Immobilienkonzerne im DAX vertreten sein: Vonovia, LEG-TAG und die Deutsche Wohnen.
Von den durch einen Zusammenschluss möglichen Synergieeffekten ließen sich bereits die ersten Investoren überzeugen, die sich noch am Freitag entsprechend positioniert haben. So legte die Aktie der TAG Immobilien in der Spitze um mehr 7 % zu und schloss die Handelswoche bei 22,06 Euro um 6,6 % höher als am Vortag. Bei LEG Immobilien verlief die Kursentwicklung etwas gedämpfter, doch auch hier gingen die Aktien mit einem leichten Zugewinn aus dem Handel.
Ausgemachte Sache?
Was wohl auch daran liegt, dass es auch unter den Aktionären der beiden Gesellschaften große Überschneidungen gibt. Der US-Asset Manager MFS Investment Management, einer der ältesten Vermögensverwalter der Welt, ist bei beiden Unternehmen mit jeweils um die 10 % größter Einzelaktionär. Auch BlackRock, mit einem verwalteten Vermögen von 7,4 Billionen US-Dollar der größte Vermögensverwalter der Welt, ist mit 8,1 % (LEG) und 6,2 % (TAG) an beiden Gesellschaften beteiligt.
Trotz der Dementi von Seiten des Managements scheint ein Zusammenschluss der beiden Wohnungsgiganten bereits ausgemachte Sache zu sein. Zumal eine Fusion hohes Synergiepotenzial freisetzen würde, insbesondere im Verwaltungsapparat und im Einkauf von Dienstleistungen.