Fonds-Risiko: So vermeiden Sie Überraschungen

Je höher die Chancen, desto höher das Risiko. Doch weil das Risiko bei Geldanlagen schon hoch ist, wenn man sich mit einzelnen Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen weniger auskennt oder die Zeit zur Analyse fehlt, eignen sich in der Regel Fonds, dieses Risiko zu minimieren. Abgesehen davon, dass ein Fonds über Anteile, die man kauft, Zugang zu ansonsten teuren Einzelinvestments ermöglicht, muss man sich um Einzelheiten wie Auswahl, Gewichtung oder Nachkauf nicht selbst kümmern.
Wenn der Fonds plötzlich geschlossen wird
Allerdings: Auch Fonds bergen Risiken – mitunter an Stellen, die einem zuvor kaum bewusst sind. Die Rede ist von eher kleineren Fonds, meist zu Spezialthemen, etwa Aktien aus vielversprechenden Ländergruppen oder zu aktuellen Trends wie Erneuerbare Energien, aber auch Rohstoffe und ähnliches. Sie sind in der Regel Teil eines Gesamtinvestments, bei dem über verschiedene Fonds hinweg das Risiko gestreut werden soll. Und sie werden gerne als Renditebringer im Portfolio angepriesen.
Häufiger als vermutet jedoch werden solche Fonds von heute auf morgen geschlossen. Ohne Vorwarnung bekommen Anleger die Mitteilung, der Fonds habe sich unerwartet negativ entwickelt und sei nicht mehr haltbar. Man empfehle, das Kapital am Geldmarkt anzulegen. Auch wenn dieses Vorgehen durch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen gedeckt ist, so ändert es nichts am leidlichen Ergebnis: Verlust. Teilweise werden solche Fonds dann auch mit anderen verschmolzen. Das verbliebene Kapital wird entsprechend umgeschichtet, ohne dass der Kunde darauf Einfluss hätte.
Fondsvolumen entscheidet
Je nach Jahr werden hierzulande bis zu 1.000 Fonds geschlossen. Meist trifft es Anlagethemen, die in Mode waren. In der Anfangsphase springen viele Investoren auf, die Kurse steigen. Lässt der Boom nach, entstehen Verluste – viele springen ab und das Fondsvolumen sinkt. Ab einem bestimmten Punkt ist ein Fonds im Verhältnis zu den Fixkosten nicht mehr rentabel. Generell betrifft das Risiko gemanagte Fonds ebenso wie die ansonsten robusten und günstigeren ETF, die einen bestimmten Index passiv abbilden. Gerade exotischere Fonds, die höhere Chancen versprechen, sind entsprechend risikobehafteter.
Insgesamt kommt es auf das Fondsvolumen an. Es unterliegt natürlich täglichen Schwankungen, doch als grobe Größenordnung ist alles unterhalb von 5 Mio. Euro extrem gefährlich. Bei Spezialfonds mit kleineren Märkten reichen grob 20 Mio. Euro. Und bei Aktienfonds sollten es mindestens 50 Mio. Euro sein. Wer ruhig schlafen möchte, sollte etwa auf marktbreite ETF mit einem Mindestvolumen über der Milliardenschwelle achten.
Bei Dickschiffen unter den ETF wie iShares oder Vanguard auf den S&P 500 verteilen sich Mitte 2019 die Fixkosten auf eine Fondsgröße von über 20 Mrd. Euro – mit einer Jahresrendite von mehr als 14 %. Das sind ansehnliche Erträge bei vergleichsweise hoher Sicherheit.
Management als Fonds-Risiko
Dennoch unterliegen alle Fonds typischen Risiken. Im Falle aktiv gemanagter Fonds steht und fällt die Rendite mit der Qualität des Managements. Es muss zumindest die eigenen Kosten erwirtschaften und im Idealfall mit der Wertentwicklung deutlich besser abschneiden als der breite Markt. Das aber gelingt in der Regel nur schwer und wenn, dann kaum über längere Zeiträume.
Oft passen auch eingeübte Strategien nicht mehr zu veränderten Marktbedingungen. Auch werden fähige Fondsmanager mitunter von der Konkurrenz abgeworben oder ganze Teams durch weniger erfahrene Mitarbeiter ersetzt. Gute Performancedaten sollten auf jeden Fall über etliche Jahre hinweg konsistent gewesen sein.
Fonds mögen mit ihren verschiedenen Bezeichnungen zur Annahme verleiten, es handele sich um Wertpapiere bzw. Aktien mit unterschiedlichen Risiken. Beim genauen Hinsehen jedoch zeigt sich nicht selten, dass überall ähnliche Titel und Branchen enthalten sind, die unter Fondsmanagern gerade hoch im Kurs stehen. Im dem Fall wird die erhoffte Risikostreuung durch eine Risikoballung verdrängt. Dieses Klumpenrisiko birgt die Gefahr, dass sich eine hohe Anzahl von Titeln in dieselbe Richtung entwickelt und der Ausgleich fehlt. Ein gelegentlicher Blick auf die Zusammensetzung ist also hilfreich.
Abgesehen davon besteht immer das allgemeine Marktrisiko. Wenn beispielsweise die Aktienmärkte einknicken, kann auch das beste Management sich den Verlusten nicht entziehen. Schon deshalb ist es wichtig, das Portfolio durch Fonds mit verschiedenen Anlageklassen zusammenzustellen, die einer unterschiedlichen Dynamik folgen und die negative Entwicklung in einem Bereich ausgleichen. Derartige Marktrisiken werden, je nach Fonds, durch länder-, technologie-, sowie branchenspezifische Risiken verstärkt.
So vielversprechend etwa amerikanische Aktien oder Anleihen sein mögen, ausländische Titel enthalten ein Währungsrisiko. Die Gewinne auf dem Papier bringen wenig, wenn der Dollar gegenüber dem Euro kräftig an Wert verliert. Hier lohnt es, sich nach Währungsabsicherungen zu erkundigen. Allerdings ist das Thema im Detail nicht ganz trivial.
4 Risikoklassen je nach Anlegertyp
Unabhängig von alledem, aber abhängig vom finanziellen Spielraum sollte man überlegen, welche Risikoklassen für einen überhaupt infrage kommen. Dabei spielen neben der persönlichen Risikobereitschaft das Anlageziel und der Anlagezeitraum eine Rolle.
Die Risikoklasse 1 ist auf extremes Sicherheitsbedürfnis ausgelegt. Derartige Fonds investieren hauptsächlich in festverzinsliche Wertpapiere (Rentenfonds) mit hoher Bonität und kurzer Laufzeit. Kurzfristig sind auch Geldmarktfonds eine Alternative.
Die Risikoklasse 2 ist klassischerweise für konservative Anleger geeignet. Hier geht es um Rentenfonds mit mittlerer Laufzeit, sowie Beimischungen mit Aktien, die üblicherweise als risikoreicher bezeichnet werden.
Die Risikoklasse 3 bedient Erwartungen gewinnorientierter Anleger und setzt mit Fondsmischungen auf Aktien, Anleihen und Währungsgewinne. Kurzfristige Verluste werden durch einen längeren Anlagezeitraum ausgeglichen.
Die Risikoklasse 4 ist für risikobewusste Anleger. In der Mischung verschiedener hochrentabler Fonds sind in der Beimischung Totalverluste durchaus nicht ausgeschlossen. Auch hier gilt, dass sich zwischenzeitliche Verluste über einen langen Anlegezeitraum ausgleichen lassen.
Insgesamt ist der theoretische Begriff Risiko stets im Kontext zu sehen. Faktisch brachten marktbreite „risikobehaftete“ Aktienfonds in der Vergangenheit nahezu durchgehend höhere Renditen als mit „sicher“ beworbene Lebensversicherungen. Wichtig ist ein langer Anlagezeitraum. Verlustrisiken zeigen sich eher kurzfristig.