+++ Die kostenlosen Online Live Webinare 2023 - Trading, Finanzen, Geldanlage & Vermögen +++

Spezielles Produkt für Kenner – Medienfonds im Überblick

Spezielles Produkt für Kenner – Medienfonds im Überblick
One Photo / Shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Bei Geldanlagen gibt es immer wieder Renner, auf die sich alle stürzen – weil Steuervorteile wie steuerliche Vergünstigungen locken und die Werbetrommel auf einen Trend befeuert. Prominentes Beispiel sind Medienfonds oder auch Filmfonds. Zunächst ein Rückblick: Sie versprachen noch vor einigen Jahren ganz großes Kino und hatten ihren Höhepunkt ab der Jahrtausendwende, als die New Economy mit der Dot.com-Blase zusammenbrach. 2005 fuhren sie gegen die Wand, als die Finanzbehörden dem Steuersparmodell abrupt ein Ende bereiteten, gefolgt von herben Verlusten für Anleger und Klagen.

Geschlossene Fonds mit zweifelhafter Geschichte

Auf heutige Verhältnisse bezogen zeigt der Überblick für Anleger eines: Medienfonds oder Filmdondssind eher ein Nischenprodukt für Kenner der Materie. Strukturell gehören sie zu den geschlossenen Fonds, ähnlich wie Container- oder Schifffonds. Der Unterschied liegt im Inhalt, im Geschäft mit Filmen und Fernsehproduktionen. Der Reiz liegt in der potenziellen Strahlkraft populärer Kinorenner oder Serien, an deren Erfolg man beteiligt ist und finanziell teilnehmen möchte.

Typisch für geschlossene Fonds besteht ein Medienfonds üblicherweise aus einer Gemeinschaft von Anlegern, die über ihr eingelegtes Kapital Anteile am Fonds erwerben – eine Beteiligung. In aller Regel handelt es sich um eine GmbH & Co. KG, die das Geld einsetzt, um Filme und Serien für Kino, Fernsehen und Internet herzustellen bzw. produzieren zu lassen. Um die Branche zu fördern, schuf der Fiskus handfeste steuerliche Vorteile in Form der Verlustzuweisung.

Dabei war Deutschland das einzige Land, das bei Investitionen einen Totalverlust im Erstjahr ohne die Verpflichtung berücksichtigte, einen bestimmten Prozentsatz im Heimatland der Investoren auszugeben. Mit viel Geld und wenig Fachkenntnis investierten deutsche Fondsmanager in irgendwelche amerikanische Filmprojekte, Hauptsache Hollywoodproduktion. Viele davon lagen aber schon lange in den Schubladen, weshalb in den USA bald vom „Stupid German Money“ geredet wurde.

Entsprechend mager war die Performance der meisten Medienfonds, die Verlustzuweisung jedoch blieb attraktiv. Nach und nach kamen in der Steuerveraltung Zweifel auf, ob eine Reihe von Fonds die ernsthafte Absicht hatte, überhaupt Gewinne zu erzielen. Mit einem Medienerlass 2004 wurden einige Anforderungen verschärft. Unter anderem durfte ein Fondsinitiator den Anlegern das Risiko als Mitunternehmer nicht mehr abnehmen.

Das einstige Steuersparmodell hat ausgedient – keine steuerliche Vergünstigung

Die wiederum fanden sich auf einmal in der Rolle als Filmhersteller und mussten ihre dürftigen Branchen- und Fachkenntnisse nachholen. Alternativ muss man sich seitdem von einem Fachbeirat vertreten lassen, der die typischen Risiken mit langen Vorlaufinvestitionen kennt und Drehbücher beurteilen kann. 2005 schließlich bereiteten Regierung und Verwaltung dem überaus populär gewordenen Steuersparmodell Medienfonds ein jähes Ende. Mit rückwirkenden Erlassen gerieten viele in Schieflage und Anleger mussten teils erhebliche Summen an den Fiskus nachzahlen. Die anschließenden Rechtsstreitigkeiten haben die Gerichte bis vor kurzem beschäftigt.

Seit dem Wegfall des Verlustvortrags hat das Interesse erheblich nachgelassen. Rechtliche Unsicherheiten taten ihr Übriges. Hinzu kommt, dass bei wohl keinem anderen geschlossenen Fonds die Perspektive auf wirkliche Rendite derart unsicher ist wie beim Medienfonds. Da es sich zumeist um Filmfonds handelt, die Produktionen finanzieren, hängt das Schicksal des eingelegten Kapitals vom Erfolg beim Publikum ab. Überraschungen gibt es in beide Richtungen, Chancen und Risiken sind kaum kalkulierbar.

Verlockend ist natürlich die Aussicht auf einen echten Kassenschlager mit hohen Zuschauer- sowie Zugriffszahlen im Internet. Dann winken durchaus attraktive zweistellige Renditen. Doch selbst in dem Fall muss eine oft mehrjährige, verlustreiche Durststrecke überwunden werden. Die Einnahmen fließen relativ spät (teilweise nach Jahren) und langsam. Häufig genug aber bleibt der erhoffte Erfolg aus, eine Fehlinvestition mit Totalverlust.

Seit dem Wegfall der einst üppigen Steuervergünstigungen sind Medienfonds ein Risikospiel, bei dem die Nachteile überwiegen. Vom Erfolg mancher Filme darf man sich nicht blenden lassen, zumal wenn man sie selbst mag. Will man keiner emotional getriebenen Verlockung erliegen, stellt sich die Frage nach der neutralen Bewertung geeigneter Medienfonds. Als einzige Anhaltspunkte bieten sich Profil und Performance in der Vergangenheit. Doch auch noch so seriöse Medienfonds sind keine Garantie. Selbst Medienfachanwälte geben sich zurückhaltend und prüfen allenfalls eine saubere rechtliche Basis.

Überblick zu Medienfonds: ETFs als Alternative

Der Markt indes ist unberechenbar. Weder Experten noch die Fondsgesellschaft können voraussehen, wie das Publikum auf bestimmte Produktionen anspricht. Zudem sind Kinoproduktionen auf dem hart umkämpften Medienmarkt mit vielen Angeboten erfahrungsgemäß konjunkturabhängig. Laut Statistik sind die Einnahmen in schlechteren Zeiten signifikant geringer. Abgesehen davon gibt es bei geschlossenen Fonds eines nicht, was das Anlagerisiko üblicherweise verringert: Risikostreuung.

Wer die ausgeprägten Risiken nicht eingehen möchte und nicht genügend Expertise mitbringt, kann alternativ auf Medienaktien setzen und im Gegensatz zu Medienfonds oder Filmfonds den Überblick behalten. Beispielsweise Netlflix, das mit eigenen Serien äußerst erfolgreich ist. Auch Constantin Film kann sich mit einer Performance von fast 87 % über fünf Jahre sehen lassen. ProSiebenSat.1 produziert ebenfalls und gewinnt wieder an Boden.

Erheblich mehr Risikostreuung bieten Medienfonds in Form von ETFs, etwa auf den Index Stoxx Eruope Media. Hier wird die Wertentwicklung der verschiedensten Akteure der Branche abgebildet.