Branchenübersicht: Automobilzulieferer sind häufig profitabel
Der Umbruch in eine zunehmend elektrifizierte Autowelt ist für die Automobilzulieferer eine Herausforderung und bietet neue Chancen – auch für Anleger. Sie sind Teil einer Lieferkette, in der bislang weniger bekannte und teils neue Anbieter in den Vordergrund rücken, was unter anderem auf die zunehmende Bedeutung von Batterien und Halbleitern zurückgeht.
Branchenübersicht der Automobilzulieferer
85 Automobilzulieferer sind weltweit an der Börse gelistet. Zu den Newcomern zählt der Maschinenbauer Aumann. Das Tochterunternehmen von MBB wächst mit seinen Technologien für die Elektromobilität rasant und ist seit März an der Frankfurter Börse gelistet.
Nicht an der Börse präsent ist allerdings der Platzhirsch der Branche: Die Bosch GmbH ist mit einem Umsatz von zuletzt 43,936 Mrd. € der größte Autozulieferer in der Branchenübersicht aller Anbieter. Bosch löst sich nach Verwicklungen in die Dieselaffäre zunehmend von seiner Konzentration auf VW, BMW oder Daimler und will nun einen kompletten Elektroantrieb für kleinere E-Auto-Hersteller anbieten.
Die Herausforderung besteht für Bosch genauso wie für die meisten anderen Zulieferer darin, im Wandel hin zur E-Mobilität teils massive Investitionen in neue Systeme zu stemmen. Bereits im letzten Jahr ist die Profitabilität der führenden Unternehmen leicht zurückgegangen. Was sich allerdings schon bald ändern kann, sobald die Elektro-Mobilität Fahrt aufnimmt.
Renditen höher als bei Auto-Herstellern
Sortiert man die Branche der Autozulieferer nach Profitabilität, also dem Gewinnanteil am Umsatz, so zeigt sich entsprechend der Zahlen aus den letzten Jahresbilanzen folgendes Bild: Unter den Top-25 Firmen liegen immerhin fünf im prozentualen zweistelligen Bereich. Zum Vergleich: Unter den Herstellern kommt nur BMW im ersten Halbjahr 2017 auf eine Umsatzrendite von 11,3 %.
Spitzenreiter unter den Zulieferern ist Bridgestone-Firestone. Mit einer Marge von 15 % konnten die Japaner sogar leicht zulegen. Und das bei einem Umsatzrückgang um 6,7 % auf 22,48 Mrd. €. Allerdings ist der Konzern weniger mit der E-Mobilität beschäftigt und konzentriert sich auf Reifen für alles, was auf Rädern fährt.
Auf 13,4 % kommt Schaeffler. Zwar ist neben dem Gewinn auch der Umsatz auf 10,33 Mrd. € gestiegen, doch muss das Unternehmen aus Herzogenaurach seine Aktivitäten in Sachen E-Mobilität kräftig ausweiten. Gefragt sind seine Technologien zur Reduzierung von Verbrauch und Emissionen bei Verbrennungsmotoren. Die werden auch künftig einen gehörigen Marktanteil behalten, und sei es als Hybridantrieb.
Beim Schuldenabbau kommt der Zulieferer gut voran. Mit der Übernahme von Continental hatte sich Schaeffler fast verhoben. Nun belasten noch 2,6 Mrd. € die Bücher. Die Schaeffler-Holding ist mit 46 % an Conti beteiligt. Seit 2015 ist die AG an der Frankfurter Börse gelistet – seit Juni 2016 im Mdax.
Nummer drei in Sachen Profitabilität ist die Nummer drei der Reifenhersteller, nach Brigestone und Michelin: Goodyear. Wie bei den beiden Konkurrenten sind die Gewinne trotz rückläufiger Umsätze gestiegen. Die Marge liegt bei 13,1 %. Das Reifengeschäft der Amerikaner läuft. Die Aktie legt seit Jahren zu. Auf 12 % kommt Michelin. Die Franzosen vertreiben neben Reifen Straßenkarten, Hotel-, Restaurant- und Reiseführer sowie Navigationsgeräte. Die Aktie brachte auf Jahressicht ein Plus von 24,5 %.
Conti & Co. auf Wachstumskurs
Auch beim Dax-Unternehmen Continental liegt die Aktie seit 2009 im grünen Bereich. Die Marge beträgt 10,1 % – bei steigenden Umsätzen. Mit 40,93 Mrd. € ist es nach Bosch der zweitgrößte Autozulieferer weltweit. Neben Reifen ist Conti im Automotive Bereich mit Antrieben, Elektronik und neuen Systemen aktiv.
Dazu gehören digitale Cockpits, Brems- und Luftfederungen oder Systeme für drahtloses Aufladen von E-Fahrzeugen. Auch Transportsysteme und automatisiertes Fahren stehen auf dem Programm, wie die Kooperation mit dem chinesischen E-Auto-Hersteller Nio zeigt. Jüngster Neuzugang ist das gekaufte Startup Parkpocket – mit Apps, die in Echtzeit freie Parkplätze in der Umgebung anzeigen.
Bei den Umsatzzuwächsen liegen jedoch Zulieferer vorne, die sich wie ZF-Friedrichshafen oder Weichai Power aus China mit Antriebstechniken beschäftigen. Mit 21,7 % bzw. 19,7 % Plus verbuchen sie die stärksten Zuwächse. Der Wermutstropfen bei der internationalen Nummer fünf ZF-Friedrichshafen: Die Aktie wird nicht gehandelt. Aktionäre sind zwei Stiftungen. Aber auch Aktien von Denso, Magna oder Valeo entwickeln sich kontinuierlich nach oben.
Interessant für Anleger: Automobilzulieferer leisten 78 % der Wertschöpfung im gesamten Automobilsektor und können das Gros aller Innovationen auf sich verbuchen. In anderen Worten: Nichts läuft ohne Zulieferer mit Antrieb, Systemen, Teilen und Reifen.