Die E-Auto-Aktie mit Turnaround-Fantasie

Wenn wir an klassische Autohersteller mit einer Elektro-Strategie denken, fällt uns schnell Nissan ein. Die Japaner hatten bereits früh markttaugliche Stromer im Angebot. Doch wie viel Tesla steckt tatsächlich in der Nissan-Aktie? So viel kann ich schon mal vorweg nehmen: Kaufen Sie auf keinen Fall Nissan-Aktien und erwarten Sie ein Kursfeuerwerk. Doch der Reihe nach. Zunächst ein paar Worte zum Unternehmen an sich.
Der 1933 gegründete Konzern ist der drittgrößte Autohersteller Japans. Die Produktpalette umfasst Pkws, Nutzfahrzeuge, Busse und Finanzdienstleistungen. Produktionsstandorte befinden sich in 16 Ländern, vornehmlich in Asien. Mit seinem Vertriebsnetz ist Nissan rund um den Globus vertreten. Durch die 1999 mit Renault geschlossene Allianz wurde der Konzern vor der Insolvenz gerettet.
Kapazitäten verringern, Kosten drosseln
Nissan hat enttäuschende Halbjahreszahlen präsentiert. Bei einem Umsatzrückgang um 38,2% stand unter dem Strich ein Verlust von 330 Mrd Yen. Der Absatz brach um 32% auf 1,7 Mio Fahrzeuge ein. In beiden Sparten und allen Regionen hat der Konzern weniger umgesetzt. In der Sparte Finanzierungen ist zumindest das operative Ergebnis gestiegen. Im Gesamtjahr erwartet das Management einen Umsatz von 7,94 Bio Yen, einen Verlust von 615 Mrd Yen und einen Absatz von 4,165 Mio Fahrzeugen.
Die Dividende soll gestrichen werden. Mit umfassenden Restrukturierungen will Nissan in die schwarzen Zahlen zurückkehren. Bis 2024 sollen, abgesehen von China, die weltweiten Produktionskapazitäten um 20% auf 5,4 Mio Fahrzeuge jährlich reduziert, die Modellpalette um 20% verkleinert und die Fixkosten um 15% gesenkt werden. Zudem will sich der Konzern noch stärker auf die Kernmärkte Japan, Nordamerika und China konzentrieren.
Steht Nissan vor dem Turnaround?
Gleichzeitig wird die E-Mobilität forciert. In Japan werden bereits in diesem Jahr alle Modelle elektrifiziert angeboten, und in China sollen ab 2025 nur noch reine Stromer und Hybrid-Fahrzeuge verkauft werden. Entsprechend werden im Reich der Mitte die Kapazitäten um 30% auf jährlich 2 Mio Fahrzeuge ausgebaut. Zwei neue Werke werden noch in diesem und dem nächsten Jahr den Betrieb aufnehmen.
Sollten die Restrukturierungen schnell greifen, ist bereits im kommenden Geschäftsjahr mit dem Turnaround zu rechnen. Höhere Kosten, neue Vorschriften und Zollkontrollen, die den Geschäftsbetrieb bremsen, drohen allerdings bei einem No-Deal-Brexit. Ob Nissan dann eine Entschädigung erhält, ist offen. Sie sehen: Bei Nissan ist gehörig Sand im Getriebe. Lassen Sie daher die Finger von der Aktie!