Elmos Semiconductor-Aktie mit Kursexplosion

Stramm nach oben ging es in den letzten Tagen bei der Elmos-Aktie, die um beinahe 40% anzog und damit ihre starke Entwicklung fortsetzte. Seit dem Jahreswechsel haben sich die Papiere mehr als verdoppelt. Ausschlaggebend für den jüngsten Kurssprung war die Nachricht über den Verkauf der Waferfertigung in Dortmund. Dieser strategische Schritt wurde von zahlreichen Analysten gelobt.
Elmos Semiconductor – Automobilzulieferer der besonderen Art
Bevor wir auf den Werksverkauf eingehen, möchte ich Ihnen das Geschäftsmodell des Unternehmens erst einmal näher vorstellen: Das Unternehmen wurde 1984 in Dortmund gegründet und ist seit 1999 an der Börse notiert. Elmos entwickelt, produziert und vertreibt Halbleiter und Sensoren.
Die Bausteine, sogenannte integrierte Schaltkreise (ICs), kommen in modernen Elektroautos, beim autonomen Fahren, in intelligente Sicherheitssystemen oder bei der Vernetzung der Antriebsstruktur bei neuen Fahrzeugen zum Einsatz.
Entsprechend verteilen sich die Umsätze: Rund 85% der gesamten Konzernerlöse werden mit Automobilkunden erzielt. Die restlichen 15% verfallen auf die Medizintechnik, Haushaltsgeräte oder auch Maschinensteuerungen. Auffällig ist die der hohe Anteil an Umsätzen aus der Region Asien / Pazifik (47%) und Europa (42%). Nur 1% der Umsätze stammt aus den USA und 9% aus dem Rest der Welt.
Beinahe Umsatzverdopplung im dritten Quartal
Zuletzt liefen die Geschäfte auf Hochtouren: Im zurückliegenden Quartal kletterten die Umsätze um 97% auf 80,8 Millionen Euro in die Höhe. Nach Corona bedingt starkem Gegenwind im Vorjahresquartal drehte das Ergebnis vor Steuern von -10,5 auf +13,6 Millionen Euro in die Gewinnzone. Entsprechend lag die Vorsteuergewinnmarge (EBIT) bei 16,8%. Am Ende stand ein Konzernüberschuss von 8,9 Millionen Euro beziehungsweise 50 Cent je Aktie in den Büchern.
Werksverkauf lässt die Kassen klingeln
Nun aber zur jüngsten Unternehmensmeldung, die für Aufruhr gesorgt hat: Elmos verkauft seine Waferfertigung in Dortmund. Käufer ist die schwedische Firma Silex Microsystems. Hinter dem Unternehmen verbirgt sich einer der weltweit führenden Fertigungsbetriebe für Mikro-Elektronisch-Mechanische Systeme (MEMS-Foundry). Der Gesamtverkaufspreis beträgt rund 85 Millionen Euro. Der Abschluss der Transaktion wird für das zweite Halbjahr 2022 erwartet und steht unter dem Vorbehalt üblicher Vollzugsbedingungen und behördlicher Genehmigungen.
Langfristige Liefervereinbarung bis 2027
Im Rahmen der Übernahme überträgt Elmos alle relevanten Vermögenswerte und Verträge, die direkt mit der Waferfertigung zusammenhängen, in eine neu gegründete eigenständige Foundry. Nach dem Abschluss des Deals übernimmt Silex 100% der Anteile an dieser Gesellschaft einschließlich des Personals unter der Führung des bisherigen Managements der Elmos Fab.
Die Testaktivitäten für die Elmos Produkte verbleiben dagegen bei den Westfalen. Zudem wurde eine langfristige Liefervereinbarung bis mindestens 2027 abgeschlossen, nach der Elmos in der Fab gefertigte Wafer kaufen wird.
Warum die Analysten den Deal loben
Bei den Analysten erntete der Verkauf durchweg Beifall und zwar aus folgende Grund: Die Nachfrage von Kundenseite nach der Technologie aus dem Waferwerk in Dortmund geht schrittweise zurück. Eine Modernisierung hätte hohe Investitionen erfordert. Zumal sich durch den Verkauf die Finanzbasis des Unternehmens deutlich verbessert. Nach dem Abschluss des Deals dürfen sich die Anleger berechtigte Hoffnung auf eine Sonderausschüttung machen.
Allerdings ist durch die Kursreaktion ein Großteil der Phantasie bereits eingepreist. Die Aktie hat ein neues Allzeithoch erreicht und der Börsenwert hat die 940 Millionen Euro-Marke geknackt. Wie lange die Neubewertung der Aktie anhält, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.