Auto-Aktien

Auto-Aktien umfassen nicht nur die Wertpapiere von Herstellern, sondern auch eine Vielzahl von Zulieferern. Hier finden Sie alle News und Entwicklungen.
9 min | Stand 22.12.2021
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Inhaltsverzeichnis

Auto-Branche: Das müssen Anleger wissen

Im Automobil-Sektor haben Anleger die Qual der Wahl. Die wichtigsten Aktien von Herstellern sind:

Der Automobilsektor als Rückgrat der deutschen Wirtschaft

Die Verbrauchsgüter-Branche umfasst sehr viele interessante Supersektoren. Einer davon zählt wohl zu den absoluten Lieblingen der Deutschen – der Supersektor Automobile und Teile. Die Automobil-Branche wird gerne auch als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. VW, BMW, Daimler und Continental sind zweifellos Platzhirsche mit hoher wirtschaftlicher Bedeutung, national wie international. 

Welche enormen Renditen in diesem Sektor möglich sein können, zeigen aber vor allem innovationsfreudige Unternehmen wie Tesla. Die Aktie sprang bis November 2021 über mehrere Jahre von einem Allzeithoch zum nächsten und sorgte bei Anlegern einerseits für Euphorie und FOMO (Fear of Missing Out) und andererseits für großes Bedauern bei all jenen, die die Aktie vorzeitig abgestoßen haben. 

Die Automobil-Branche befindet sich aktuell im wohl größten Umbruch aller Zeiten. Wie sich die Branche in den nächsten Jahren entwickeln wird und wie sich der Automobilmarkt im Zeichen dieses Wandels neu gestalten wird, bleibt spannend. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf den Automobil-Sektor und werden uns zudem einige Auto-Aktien und Investitionsmöglichkeiten genauer ansehen. 

Welche Bereiche umfasst die Automobil-Branche?

Der Supersektor Automobile und Teile umfasst Unternehmen, die Pkws, Motorräder und Nutzfahrzeuge herstellen. Auch die Hersteller von Neuteilen, Ersatzteilen, Räder und die entsprechenden Vertriebsgesellschaften werden der Branche zugeordnet. 

Zu den absoluten Branchengrößen unter den Fahrzeugherstellern zählen beispielsweise VW, BMW und Daimler in Deutschland, Renault in Frankreich, Ford und General Motors in den USA. Bekannte Zulieferergrößen sind etwa Unternehmen wie Continental mit Sitz in Deutschland oder Michelin in Frankreich. 

Wie hat sich die Branche in den letzten Jahren entwickelt?

Die Automobilbranche steht ganz im Zeichen des Wandels. Das Zeitalter der Verbrennung im Otto- und Dieselmotor hat ein Ablaufdatum, das nicht mehr allzu weit in der Zukunft liegen dürfte. Der Fokus in der Pkw-Sparte liegt ganz klar auf dem Elektroantrieb, während bei Lkws die Brennstoffzelle eine große Rolle spielt. Wer von den Autobauern nicht bereits ordentlich in innovative Antriebstechniken investiert hat, wird nur noch sehr schwer den Anschluss an Branchengrößen wie Marktführer Tesla schaffen. 

Die Wirtschafts- und Finanzmedien haben vor allem den deutschen Automobilunternehmen schon Jahre vor der Pandemie eine düstere Zukunft prophezeit. Zunächst war es der Abgasskandal mit illegalen Manipulationen zur Umgehung vorgegebener Grenzwerte. In weiterer Folge dominierte die Sorge, man hätte den Anschluss im Hinblick auf E-Mobilität längst verpasst. 

Schließlich traf auch noch die Corona-Krise die Branche mit voller Härte. Als die ersten Lockdowns verhängt wurden und es an der Börse so richtig krachte, dachte angesichts der drohenden Ungewissheit über die Ausmaße der Krise niemand an einen Neuwagenkauf. Autohäuser blieben geschlossen, die Produktion wurde ruhend gestellt, Absatz, Umsatz und Gewinne sanken dramatisch. Die Exporte wurden ebenfalls kräftig zurückgefahren, was insbesondere deutsche Autohersteller zu spüren bekommen haben. Schließlich lebt die deutsche Autoindustrie von 70 Prozent aus dem Export. 

An der Börse waren die Kurseinbrüche in der Automobilindustrie enorm, die Kursgewinne vieler Jahre wurden in kürzester Zeit zunichte gemacht. Der Aktienkurs des US-amerikanischen Automobilherstellers Ford beispielsweise sackte auf 4 USD ab. Nur besonders mutige Investoren wagten einen Einstieg in die Branche zu dieser Zeit. Umso spektakulärer war danach allerdings das Comeback der Auto-Branche. Einige der bekannten Autohersteller zählten sogar zu den Gewinnern der Pandemie. 

Was sind die Vor- und Nachteile der Branche? Was sind die Chancen und Risiken? 

Nachteile und Risiken von Auto-Aktien

Da sich die Welt der Automobile durch das Elektroauto in einem massiven Umbruch befindet, kommt es zu gewaltigen Veränderungen innerhalb der Branche. Diese Veränderungen werden sowohl Gewinner, als auch Verlierer hervorbringen. 

Keiner der traditionellen Autobauer kann sich auf seinen Lorbeeren ausruhen und sich auf erfolgreiche Marken und Modelle der Vergangenheit berufen. Jedes neue Fahrzeug, das auf den Markt kommt, wird sich im Zuge des Wandels neu bewähren müssen. Die Karten werden völlig neu gemischt und es wird zu Verschiebungen der Marktanteile kommen. Aus heutiger Sicht ist kaum abzuschätzen, wer dabei die Nase vorn haben wird und wem der Wandel weniger gut oder möglicherweise überhaupt nicht gelingen wird. 

Der vorherrschende Chipmangel macht der Branche weiterhin zu schaffen, die Fahrzeugproduktion musste gezwungenermaßen gedrosselt werden. Chiphersteller wie Intel und Infineon arbeiten seither auf Hochtouren und haben ihre Fertigungskapazitäten in die Höhe geschraubt. Aus heutiger Sicht wird davon ausgegangen, dass der Chipmangel spätestens im Jahr 2023 überwunden sein wird. Genau kann das jedoch niemand sagen. Es ist also sehr fraglich, ob sich die angespannte Lage für die Autoindustrie bald normalisieren oder ob die Durststrecke doch noch etwas länger andauern wird. 

Vorteile und Chancen von Auto-Aktien

Im Bereich der E-Mobilität liegen die größten Chancen der Automobil-Branche. Die Anzahl an weltweit verkauften Elektroautos hat sich vor der Corona-Krise etwa alle 15 Monate verdoppelt. Hier ist ein Trend im Gange, der nicht mehr zu stoppen ist. Für 2022 wird erwartet, dass weltweit jeder zehnte Neuwagen ein E-Auto sein wird. Die Marktanteile steigen unaufhaltsam. 

Dabei sollte man auch bedenken, dass nicht nur die Nachfrage nach Elektroautos steigt, sondern auch nach E-Scootern, E-Motorrädern, E-Bikes, elektrischen Nutzfahrzeugen und Bussen. Akku- und Batteriehersteller werden an diesem Boom ebenso profitieren, wie Unternehmen, die für die nötige Infrastruktur sorgen. Schließlich benötigen die neuen Fahrzeuge auch entsprechende Ladestationen. 

Der Halbleitermangel macht der Branche zwar nach wie vor zu schaffen. Die Börsenkurse reagieren jedoch nur mäßig auf die weiterhin vorherrschende Knappheit, da die Autobauer die Preise durch die starke Nachfrage erhöhen können und keine Rabatte gewähren müssen, wie dies in der Preisschlacht der letzten Jahre üblich war. Der Mangel könnte sich also auch positiv auf die Umsatzrenditen der Hersteller auswirken. 

Investmentmöglichkeiten im Bereich der Automobil-Branche

Für Investoren sind sowohl Auto-Aktien traditioneller Autobauer, als auch jene von hoch innovativen und modernen Autoherstellern interessant. Dabei gehen die fundamentalen Bewertungsniveaus stark auseinander. Auch deren Geschäftskonzepte unterscheiden sich stark. Zudem können auch Zulieferer- und Teile-Aktien sowie die Aktien von Akku- und Batteriehersteller für Anleger interessant sein. 

Wer sich mit Einzelwerten nicht zufrieden geben, sondern lieber breit gestreut in die Branche investieren möchte, hat die Möglichkeit, auf entsprechende Branchen-Indizes mittels ETFs zu setzen. 

Auto-Aktien 

Tesla Inc. (ISIN: US88160R1014)

Tesla ist Weltmarktführer im Bereich der E-Mobilität. Das Unternehmen von Innovator, Visionär und Pionier Elon Musk ist so einzigartig, dass es hier jedenfalls erwähnt werden muss. Trotz Krise und Halbleitermangel gelang es Musk, den Absatz der Fahrzeuge kontinuierlich weiter zu steigern. Tesla war einer der Gewinner der Corona-Pandemie und der einzige Hersteller, der 2020 in Deutschland ein Verkaufsplus von fast 40 Prozent gegenüber 2019 verzeichnen konnte. Im Jahr 2021 konnte Tesla seine Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr sogar nochmals um satte 87 Prozent steigern. Ein absoluter Umsatzrekord für das Unternehmen. 

So außergewöhnlich und erfolgreich das Unternehmen auch ist, wer heute noch als Investor einsteigen möchte, nimmt ein enorm hohes Bewertungsniveau in Kauf, das deutlich über dem eines traditionellen Autobauers liegt. Wie viel Kurspotential nach oben hier tatsächlich noch vorhanden ist, ist fraglich. 

Allerdings muss man auch anerkennen, dass sich das Geschäftsmodell von Tesla stark von jenem der traditionellen Konkurrenten abhebt. Tesla versteht sich eher als Technologiekonzern und weniger als klassischer Autohersteller. Bei Tesla werden nicht nur Autos, sondern auch eine ganze Reihe von Zusatzservices, Entertainment-Abos und Apps verkauft. Je mehr Fahrzeuge verkauft werden, umso mehr steigt auch das Potenzial für wiederkehrende Umsätze. 

Ford Motor Company (ISIN: US3453708600)

Die Gründung der amerikanischen Ford Motor Company geht auf den legendären Automobilpionier Henry Ford zurück, der mit der serienmäßigen Fertigung des Model T die Fließbandproduktion erfunden und somit maßgeblich zur Industrialisierung beigetragen hat. Auch Ford musste unter der Corona-Krise leiden. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit jedoch bereits einige Krisen gut überstanden und kann daher durchaus eine interessante Aktie für langfristig orientierte Anleger sein. 

Ford hat zwar relativ spät auf den technologischen Wandel innerhalb der Branche reagiert, aktuell werden jedoch enorme Summen in die Umstellung auf Elektromobilität investiert. Außerdem engagiert sich das Unternehmen sehr stark im Bereich des Autonomen Fahrens. 

Bis Ende des Jahrzehnts will Ford knapp die Hälfte der Automodelle auf Batteriebetrieb umgestellt haben und das Unternehmen hat gute Chancen, in den USA einen guten Absatzmarkt dafür zu finden. Die aktuell verfügbaren batteriebetriebenen Modelle erfreuen sich bereits jetzt großer Beliebtheit. 

Mercedes-Benz Group AG (ISIN: DE0007100000)

Das Stuttgarter Traditionsunternehmen Daimler AG vollzog im Dezember 2021 eine Abspaltung der LKW- und Bus-Sparte, die seither als Daimler Truck Holding AG an der Frankfurter Börse notiert. Die PKW-Sparte wurde im Zuge dessen in Mercedes-Benz Group AG umbenannt. Ziel der Abspaltung war es, den einzelnen Sparten die Fokussierung auf ihre Spezialgebiete zu ermöglichen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Fokus in der PKW-Sparte liegt schließlich auf dem Batteriebetrieb, während der Fokus in der LKW-Sparte auf der Brennstoffzelle liegt. 

Im PKW-Bereich verfolgt die Mercedes-Benz Group ein besonders ambitioniertes Ziel. Das Unternehmen möchte bis 2030 die gesamte Modellpalette vollständig auf Elektroantrieb umgestellt haben. Schon im Jahr 2025 soll es für jedes Modell eine elektrische Variante geben. 

Dem Autobauer gelang es bisher gut, die vorherrschenden Materialengpässe durch Sparmaßnahmen und Verkaufspreise zu kompensieren. Dennoch wurden die Gewinnerwartungen für 2021 nochmals getoppt. Sollten die Lieferengpässe überwunden werden und die Nachfrage weiterhin so hoch bleiben, könnten Anleger auf eine weiterhin positive Entwicklung der Aktie hoffen. 

Auto-ETFs

STOXX Europe 600 Automobiles & Parts Index

Der STOXX Europe 600 Automobiles & Parts Index ist ein Subindex des STOXX Europe 600 Index und bietet Zugang zum europäischen Automobil- und Zulieferer-Sektor gemäß der Definition der Industry Classification Benchmark (ICB). 

Der Index umfasst 13 Positionen, mit Daimler, Stellantis und VW in den Top 3. 56 % der enthaltenen Unternehmen sind in Deutschland beheimatet, gefolgt von Italien mit 24 % und Frankreich mit 17 %. 

Eine weitere Indexvariante gibt es noch mit dem STOXX Europe 600 Optimised Automobiles & Parts Index, der eine besonders liquide Auswahl an Unternehmen der Branche enthält. 

STOXX Global Electric Vehicles & Driving Technology Index

Ein besonders interessanter Index im Hinblick auf den Bereich E-Mobility ist der STOXX Global Electric Vehicles & Driving Technology Index. Der Index enthält global tätige Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern, die sich auf Elektrofahrzeuge und Fahrtechnologien konzentrieren. 

Der Index umfasst Aktien aus mehreren Branchen (Zyklische Konsumgüter, Technologie, Industrie und Materialien). Die enthaltenen Unternehmen sind in den USA (44 %), Japan (17 %), Deutschland (11 %), Korea (9 %) sowie weiteren europäischen und asiatischen Ländern beheimatet. Der Index umfasst insgesamt 88 Positionen. Unter den Top 10 finden sich Tesla, Nvidia, Ford, Suzuki, Toyota, BYD und Nissan. 

MSCI ACWI IMI Future Mobility ESG Filtered Index

Ausgehend vom MSCI ACWI IMI Index werden im MSCI ACWI IMI Future Mobility ESG Filtered Index Aktien aus Industrie- und Schwellenländern ausgewählt, die sich mit der Mobilität der Zukunft befassen. Das betrifft insbesondere Unternehmen, von denen erwartet wird, dass sie signifikante Einnahmen aus Elektrofahrzeugen und ihren Komponenten, autonomen Fahrzeugen, innovativen Personen- und Güterverkehrsmethoden, elektrochemischen Energiespeichertechnologien sowie Bergbau- und Metallunternehmen, die an der Herstellung von Batterien beteiligt sind, erzielen. Die Unternehmen werden zudem nach ESG-Kriterien gefiltert. 

Der Index enthält Unternehmen aus mehreren Sektoren. Neben zyklischen Konsumgütern findet man Technologie- und Industrieunternehmen, weiters sind gegenüber dem STOXX Global Electric Vehicles & Driving Technology Index Unternehmen aus den Bereichen Materialien und Grundstoffe stärker vertreten. 

Der Index enthält insgesamt 60 Positionen. Die meisten Aktien stammen aus den USA (44 %), gefolgt von Japan (14 %), China (14 %), Australien (6 %) und weiteren Ländern aus Europa, Nordamerika und Asien.

Auto-Aktien: Fazit

Die Autoindustrie befindet sich wohl im größten Umbruch aller Zeiten. Die Jahre der Verbrennungsmotoren scheinen gezählt und während innovative Unternehmen wie Tesla bereits Umsatzrekorde verbuchen können, stehen konventionelle Autobauer noch vor der großen Herausforderung, den Anschluss nicht zu verpassen und sich in einem sich verändernden Markt neu zu positionieren. 

Neben den krisenbedingten Umsatzeinbrüchen und der Umstellung der Produktpalette, machen der Branche vor allem Versorgungsengpässe derzeit noch zu schaffen. Wer in Auto-Aktien investieren möchte, steht vor der schwierigen Frage, welche Marktteilnehmer künftig zu den Gewinnern und welche zu den Verlierern gehören werden. Eines dürfte jedoch klar sein – der Markt wird nach dem Wandel nicht mehr derselbe sein.