Was Sie zum Porsche-Börsengang wissen müssen

Ein großes Thema am Parkett ist momentan der Börsengang von Porsche, der bald über die Bühne gehen soll. Porsche ist doch schon an der Börse, werden Sie nun vermutlich sagen. Vollkommen richtig. Tatsächlich gibt es zwei Unternehmen namens Porsche. Was es damit auf sich hat und andere wichtige Fragen zum Porsche-Börsengang möchte ich Ihnen heute beantworten.
Der Unterschied zwischen Porsche und Porsche
Ursprünglich gab es ein Unternehmen, die Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG. Das ist der Sportwagenhersteller, den Sie mit diesem Namen verbinden. Bereits 2007 beschloss der Aufsichtsrat die Gründung der Porsche Automobil Holding. In dieser bündelten die Familien Porsche und Piëch ihre Beteiligungen. So wurde die Beteiligungsverwaltung vom operativen Geschäft, der Produktion von Sportwagen, getrennt.
Später übernahm der Volkswagen-Konzern den Sportwagenhersteller, also das operative Geschäft. Die Porsche Automobil Holding SE, eine Beteiligungsgesellschaft, ist hingegen unabhängig und bereits im DAX gelistet. Gleichzeitig ist die Porsche-Holding der mit Abstand größte Einzelaktionär bei VW und hält aktuell 53,3% der VW-Stammaktien.
VW will die Porsche AG an die Börse bringen
Am 22. Februar, kurz vor Russlands Angriff auf die Ukraine, kündigten VW und die Familien Porsche und Piëch an, die Porsche AG an die Börse zu bringen. Trotz des schwierigen Marktumfelds soll der Börsengang wie geplant über die Bühne gehen. Voraussichtlich Ende September oder Anfang Oktober. Der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest.
Experten rechnen mit einer Marktbewertung der Porsche AG von bis zu 80 Mrd. Euro. Zur Vorbereitung wurde das Grundkapital in 50% Stamm- und 50% Vorzugsaktien unterteilt. Insgesamt könnten bis zu 25% der stimmrechtslosen Vorzugsaktien im Wert von 10 Mrd. Euro bei unabhängigen Anlegern platziert werden. Damit wäre der Porsche-Börsengang der größte in Europa seit mehr als zehn Jahren und der fünftgrößte in Europa überhaupt.
Zudem soll die Beteiligungsgesellschaft Porsche SE 25% plus eine Stammaktie vom VW-Konzern erwerben. Dafür soll die Holding den Platzierungspreis der Vorzugsaktien zuzüglich eines Aufschlags von 7,5% bezahlen. Damit gewinnen die Familien Porsche und Piëch Einfluss bei dem Sportwagenhersteller zurück.
Wer vom Börsengang profitiert
Von dem Börsengang sollen mehr oder weniger alle profitieren. VW erzielt Einnahmen durch die Platzierung der Aktien und eine höhere Bewertung der Porsche AG. Der Sportwagenhersteller verspricht sich durch den Börsengang eine größere Unabhängigkeit und mehr unternehmerische Freiheit, die Familien Porsche und Piëch mehr Einfluss.
Es gibt jedoch auch Interessenkonflikte. Denn natürlich ist der Volkswagen-Konzern als Verkäufer der Porsche-Anteile daran interessiert, einen möglichst hohen Preis zu erzielen. Die Beteiligungsgesellschaft Porsche SE als Käuferin hingegen will möglichst wenig bezahlen. Deswegen haben beide Seiten Rechtsgutachten eingeholt – auch um mögliche Aktionärsklagen zu verhindern.

Porsche ist das Filetstück von VW
Der Sportwagenhersteller Porsche ist ein großer Gewinnbringer von VW und somit gewissermaßen das Filetstück des Konzerns. Für dieses Jahr erwartet das Management Erlöse von 38 bis 39 Mrd. Euro und eine Umsatzrendite von 17 bis 18%. Mittelfristig sollen die Umsätze um 7 bis 8% pro Jahr wachsen. Positiv für künftige Aktionäre wie auch für den VW-Konzern: Die Hälfte des Nachsteuergewinns soll an die Anteilseigner ausgeschüttet werden.
Das sieht nicht schlecht aus. Gleichwohl sind Neuemissionen im derzeitigen Marktumfeld alles andere als ein Selbstläufer. Viele Neulinge haben sich in diesem Jahr enttäuschend entwickelt.
Für fundamental orientierte Anleger könnte jedoch die bereits gelistete Aktie der Porsche SE interessant sein. Die gut 295 Mio. VW-Stammaktien haben aktuell einen Wert von 57,6 Mrd. Euro. 53,3% davon hält die Porsche-Holding. Allein dieser Anteil hat einen Wert von über 30,7 Mrd. Euro. Die Beteiligungsgesellschaft Porsche SE kommt an der Börse aktuell aber gerade einmal auf einen Börsenwert von 10,6 Mrd. Euro. Auf längere Sicht hat die Porsche-Aktie also durchaus Nachholpotenzial.