2. Versuch: Bain bietet 3,3 Mrd. Euro für SoftwareOne
Im Übernahmepoker um den schweizer Software-Händler SoftwareOne Holding AG hat die US-amerikanische Investmentfirma Bain Capital, LP. nach einer Ablehnung des ursprünglichen Angebots am vergangenen Donnerstag noch eine Schüppe nachgelegt.
Bain bewertet SoftwareOne in seinem nachgebesserten Angebot mit stolzen 3,18 Mrd. Schweizer Franken (CHF – entspricht etwa 3,3 Mrd. Euro). Das sind etwa 200 Mio. CHF mehr als im ersten unverbindlichen Übernahmeangebot, dass am 1. Juni 2023 bekannt gegeben wurde.
Bevor ich aber in die Details des Übernahmepokers einsteige, möchte ich Ihnen die beiden beteiligten Firmen kurz vorstellen.
Die Unternehmen im Kurzporträt
Die im schweizerischen Stans (15 km südlich von Luzern) ansässige SoftwareOne Holding AG ist laut eigener Aussage ein führender globaler Anbieter von Software- und Cloud-Lösungen. Konkret bietet SoftwareOne ein Portfolio von 7.500 Softwaremarken mit Vertriebs- und Lieferkapazitäten in 90 Ländern an.
Laut Neue Züricher Zeitung ist SoftwareOne der wichtigste Microsoft-Vertriebspartner weltweit. Allein in 2022 wurden durch den schweizer Händler Microsoft-Produkte im Wert von fast 17 Mrd. Dollar verkauft.
Seit dem Börsengang im Jahre 2019 hat SoftwareOne aber mit operativen Problemen zu kämpfen. Der anfangs hochgelobte Softwarehändler verfehlte die Markterwartungen und kommunizierte ungeschickt. Dies führte im April 2023 zur Entlassung des CEOs Dieter Schlosser.
Die rund 9.000 SoftwareOne Mitarbeiter haben im vergangenen Jahr rund 1 Mrd. Schweizer Franken (CHF – entspricht etwa 1,05 Mrd. Euro) erwirtschaftet. Der operative Gewinn lag bei -9,2 Mio. CHF (-9,5 Mio. Euro).
Bain Capital, LP ist laut eigenen Angaben eine der weltweit führenden privaten Investmentgesellschaften mit einem verwalteten Vermögen von ca. 175 Mrd. USD. Das 1984 gegründete Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Bosten/USA und betreibt weltweit 24 Büros.
Die Investmentgesellschaft beschäftigt etwa 1.500 Mitarbeiter. Zu den Gründern des Unternehmens gehörte der spätere US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney. Seit der Gründung investierte Bain Capital in zahlreiche Unternehmen, wie z.B. Jack Wolfskin, Apple Leisure Group, Domino’s Pizza, Ideal Standard und The Weather Company.
Bain Capital bietet zunächst 18,50 CHF pro SoftwareOne-Aktie…
In seinem ersten indikativen/unverbindlichen Übernahmeangebot, das am 01.06.2023 veröffentlicht wurde, hatte Bain Capital 18,50 CHF für jede SoftwareOne-Aktie geboten. Damit bewertete Bain Capital den schweizer Softwarehändler mit rd. 2,9 Mrd. CHF.
Das Angebot wurde von Daniel von Stockar, B. Curti Holding AG und René Gilli unterstützt, die zusammen rund 29% des Aktienkapitals der Gesellschaft halten. Das Besondere dabei war, dass von Stockar Mitglied des SoftwareOne-Verwaltungsrates ist.
SoftwareOne lehnt Übernahmeangebot ab
Am 15. Juni 2023 zeigte der SoftwareOne-Verwaltungsrat (ohne den befangenen von Stockar) dem US-Investor die kalte Schulter. Man habe das Angebot sorgfältig geprüft und sei einstimmig der Meinung, dass das Angebot die Gesellschaft wesentlich unterbewertet und nicht ausreichend begründet ist, so der Verwaltungsrat in einer Pressemitteilung.
Bain Capital bessert sein Angebot nach
Am vergangenen Donnerstag, dem 20. Juli 2023, gab der SoftwareOne-Verwaltungsrat dann bekannt, dass Bain Capital sein indikatives Angebot noch einmal nachgebessert hat. In diesem zweiten unaufgeforderten und unverbindlichen Angebot bietet Bain Capital nunmehr zwischen 19,50-20,50 CHF pro Aktie.
Damit bewertet Bain Capital das schweizer Software-Handelsunternehmen mit 3,02 bis 3,18 Mrd. CHF. Das sind etwa 200 Mio. CHF mehr, als noch im ersten Angebot. Das nachgebesserte Angebot beinhaltet eine Übernahmeprämie von gut 43% bezogen auf den Kurs der SoftwareOne-Papiere vom 31.05.2023.
So reagierten die Börsen
Der Kurs der SoftwareOne-Aktie legte am 20.07.2023, dem Tag der Bekanntgabe des nachgebesserten Angebotes, noch einmal 3,8% zu und stieg auf 18,87 CHF. Damit liegt die Offerte nur noch geringfügig unter der unteren Spanne des zweiten Angebots.
Seit der Bekanntgabe des ersten Angebots ist der Kurs der SoftwareOne-Aktie bereits um gut 35% in die Höhe geschnellt. Sollte der Verwaltungsrat sich diesmal für das Angebot aussprechen, ist sicherlich noch ein wenig Luft nach oben.
Wie es weitergehen kann
Ob der SoftwareOne-Verwaltungsrat das nachgebesserte Angebot annehmen wird, bleibt abzuwarten. SoftwareOne teilte lediglich mit, dass der Verwaltungsrat das überarbeitete Angebot im Einklang mit seinen treuhänderischen Pflichten prüfen und anschließend eine Empfehlung abgeben werde.