AeroVironment-Aktie: Drohnenfirma im Sinkflug
Auch wenn sich die Langfristperformance immer noch sehen lassen kann (5 Jahre: +141%), seit geraumer Zeit stockt die Kursentwicklung. Wer im Februar letzten Jahres in die Aktie der Drohnenfirma einstieg, wird, sitzt momentan auf einem dicken Kursverlust. Vom Allzeithoch von rund 138 Dollar hat sich die Aktie mittlerweile meilenweit entfernt. Derzeit können Anleger die Papiere wieder für 63 Dollar abgreifen. Zeit also, einen Blick auf die Geschäftsentwicklung und mögliche Gründe für den Kursverlauf zu werfen.
Vom „Tretflugzeug“……
Bevor ich auf die jüngsten Zahlen und die Prognosen eingehe, möchte ich Ihnen das Geschäftsmodell von AeroVironment noch näher vorstellen. Bei dem US-Technologie-Konzern handelt es sich um kein Startup-Unternehmen. Gegründet wurde der Konzern bereits im Jahr 1971. Sie werden es nicht glauben: In seinen Anfangs-Jahren macht AeroVironment mit Flugzeugen auf sich aufmerksam, die mithilfe purer Muskelkraft betrieben wurden.
…zum Weltmarktführer für Militärdrohen
Später entwickelten die Ingenieure dann solarbetriebene Flugzeuge bevor der Konzern zum Marktführer für unbemannte Flugzeuge aufstieg. Der Großteil der Einnahmen von AeroVironment stammt aus dem Verkauf unbemannter Überwachungsflugzeuge an das US-Militär. Neben unbemannten Fluggeräten und taktischen Raketensystemen für das Militär expandiert das Unternehmen aber auch in den kommerziellen Drohnenmarkt mit Drohnen, die zur Inspektion von Ölpipelines und zur Überwachung von Nutzpflanzen eingesetzt werden können.
Seit dem letzten Jahr entwickelt die Firma mit dem japanischen Technologie-Riesen SoftBank den ersten Sunglider. Dabei handelt es sich um eine mit Solarstrom betriebene HAPS. Die Abkürzung HAPS (High Altitude Platform Station) bezieht sich dabei auf Systeme, bei denen unbemannte Objekte wie Flugzeuge, die in der Stratosphäre fliegen, wie Telekommunikationsbasisstationen betrieben werden können, um die Konnektivität über weite Bereiche (Radius etwa 200 Kilometer) zu gewährleisten.
Der Sunglider kann damit Mobilfunknetze mit einem Durchmesser von bis zu 200 km aus einer Höhe von 20 km aufbauen. Das liefert vor allem für Gegenden mit Funklöchern einen enormen Mehrwert. Doch auch in den entwickelten Ecken der Welt könnte der fliegende Funkturm eine große Hilfe sein. Zum Beispiel, um bei Bedarf die Bandbreite von 5G-Netzen zu erhöhen.
Quartalszahlen in Summe im Rahmen der Erwartungen
Im abgelaufenen dritten Quartal erzielte AeroVironment ein Umsatzplus von 31,6% auf 122 Millionen Dollar. Das lag 9,77 Millionen Dollar unter den Schätzungen der Analysten. Das Unternehmen führte den höheren Umsatz auf den Umsatz des Segments Mittelgroße unbemannte Drohnen in Höhe von 26,5 Millionen Dollar und der Produktlinie Unbemannte Bodenfahrzeuge in Höhe von 6,5 Millionen Dollar aufgrund der Übernahmen Arcturus UAV und Telerob GmbH zurück.
Beim Ergebnis konnte der Konzern mit 78 Cent je Aktie hingegen die Prognosen um 14 Cent übertreffen.
Prognose wird zurechtgestutzt
Für das gesamte Geschäftsjahr 2022 hat Firmenboss Wahid Nahabi nun den Anlegern aber den Wind aus den Segeln genommen und die Prognose gekappt. So soll nun nur noch ein Umsatz von 440 bis 460 Millionen Dollar durch die Bücher gehen. Bislang war noch 560 bis 580 Millionen Dollar erwartet worden. Beim Gewinn je Aktie peilt der Konzern nun eine Spanne von 1,23 bis 1,37 Dollar an nach 2,50 bis 2,70 Dollar bislang.
Offenbar hat sich der Gegenwind verschärft. Nahabi macht neben Lieferkettenproblemen vor allem auch verlängerte Beschaffungszyklen aufgrund der weltweiten COVID-19-Pandemie und eine langsamere Entscheidungsfindung in Washington für die Kürzungen verantwortlich. Wann die Dynamik wieder anzieht, ist ungewiss. Die Anleger bleiben scheinbar vorerst an der Seitenlinie und warten, bis der Drohnenhersteller wieder abhebt.