Toshiba-Übernahme durch japanisches Bieterkonsortium perfekt

Die schon seit längerem kursierenden Übernahmegerüchte um den angeschlagenen japanischen Technologiekonzern Toshiba Corp. wurden gestern bestätigt. Der Toshiba-Vorstand gab nach Börsenschluss in Japan bekannt, dass er das Übernahmeangebot eines japanischen Bieterkonsortiums angenommen hat.
Das Konsortium wird angeführt von der Beteiligungsgesellschaft Japan Industrial Partners Inc., kurz JIP. Laut Toshiba werden sich 17 japanische Unternehmen und 6 japanische Finanzinstitute an der Übernahme beteiligen.
Angebot bewertet Toshiba mit 2 Bio. Yen
Das Bieterkonsortium hat sich bereit erklärt, 4.620 japanische Yen (JPY; entspricht etwa 32,39 Euro) für jede Toshiba-Aktie auf den Tisch zu blättern. Bei 432,75 Mio. ausstehender Toshiba-Aktien wird der Konzern somit mit etwa 2 Bio. Yen bewertet. Das Übernahmeangebot beinhaltet einen moderaten Übernahmeaufschlag von 9,7% bezogen auf den Toshiba-Schlusskurs von 4.213 JPY an der Tokioter Börse.
Die Mindestannahmequote ist auf 66,7% der Toshiba-Stimmrechte bzw. 288.564.300 Toshiba-Aktien festgelegt worden. Wird diese Quote überschritten, plant das Bieterkonsortium, die nicht angedienten Toshiba-Aktien in einem Squeeze-Out zu erwerben.
So reagierten die Börsen
An der Tokioter Börse löste die Übernahme-Ankündigung keine Freudensprünge aus: Der Kurs der Toshiba-Aktie stieg am Freitag zwar um 4,2% auf 4390 JPY, blieb aber damit noch deutlich unter dem Angebotspreis.
Offensichtlich sind die Anleger noch nicht wirklich davon überzeugt, dass jetzt ein Schlussstrich unter die schon seit langer Zeit andauernden Übernahmespekulationen gezogen wurde.
Toshiba befindet sich in Turbulenzen
Schon seit längerem befindet sich der einstige Technologie-Riese Toshiba in unruhigem Fahrwasser. Bereits in 2015 gab es bei Toshiba einen Bilanzskandal, der die Gewinne vernichtete und zu einer unternehmensweiten Umstrukturierung führte.
Anschließend scheiterte der kostspielige Versuch, in das US-Kernkraftgeschäft einzusteigen. Dies führte zu Abschreibungen in Höhe von 6,3 Mrd. US-Dollar, die das Unternehmen an den Rand eines Delistings brachten. Toshiba sah sich gezwungen, sein Kronjuwel, die Speicherchip-Einheit, zu verkaufen und Aktien anzubieten, die von ausländischen Investoren aufgekauft wurden.
Einige aktivistische Investoren versuchten anschließend Einfluss auf den japanischen Technologiekonzern zu nehmen. Dazu zählten z.B. der berühmt berüchtigte Elliott Management Corp. des Milliardärs Paul Singer, die Oasis Management Co. von Seth Fischer und die in Singapur ansässigen Fonds Effissimo Capital Management Pte und 3D Investment Partners Pte.
Auch mehrere der größten Investmentgesellschaften sollen über die Übernahme von Toshiba nachgedacht haben, wie z.B. Bain Capital, CVC Capital Partners und KKR & Co.
Toshiba ist von strategischer Bedeutung
Toshiba ist insbesondere wegen seines Kernkraftgeschäfts für die nationale Sicherheit Japans von großer Bedeutung. Daher drängte die japanische Regierung darauf, dass der Technologiekonzern auch weiterhin in japanischen Besitz bleibt.
Dies ist scheint jetzt durch das Übernahmeangebot des japanischen Bieterkonsortiums rund um JIP gesichert zu sein.
Wie es weitergeht
Die Zustimmung des Toshiba-Vorstands zu einer Übernahme durch das japanische Bieterkonsortium ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Übernahme des Technologieriesen.
Das Bieterkonsortium um JIP strebt an, dass das Übernahmeangebot etwa Ende Juli 2023 beginnen wird. Da es jedoch schwierig ist, den für solche Verfahren erforderlichen Zeitraum genau vorherzusagen, werden die Einzelheiten des Zeitplans des Übernahmeangebots mitgeteilt, sobald sie feststehen.