Rheinmetall bringt Großübernahme auf die Zielgerade

So traurig die geopolitische Entwicklung ist, der Rüstungs-Gigant Rheinmetall profitiert von den erhöhten Militärausgaben. Dabei ist die Nachfrage so hoch, dass sie kurzfristig überhaupt nicht bedient werden kann. Vor diesem Hintergrund ist auch die milliardenschwere Übernahme des spanischen Munitionsspezialisten Expal Systems durch den deutschen Rheinmetall-Konzern zu sehen. Zwar wurde der Deal schon im November bekanntgegeben, aber jetzt sicherte sich Rheinmetall die Mittel für den Deal.
Rheinmetall – der deutsche Rüstungskonzern
Bevor wir zur Übernahme kommen, möchte ich Ihnen erst noch einmal gerne den Käufer näher vorstellen: Die börsennotierte Rheinmetall AG mit Sitz in Düsseldorf ist ein international tätiges Unternehmen in den Märkten für umweltschonende Mobilität und bedrohungsgerechte Sicherheitstechnik.
Rheinmetall nimmt nach eigenen Angaben eine weltweite Spitzenposition als Automobilzulieferer für Module und Systeme rund um den Motor ein. Des Weiteren ist Rheinmetall ein Systemhaus für Verteidigungs- und Sicherheitstechnik. Im vergangenen Geschäftsjahr erzielten die Düsseldorfer bei einem Umsatz von 5,65 Milliarden Euro einen Nettogewinn in Höhe von 291 Millionen Euro.
Milliardenübernahme stärkt Munitionsgeschäft
Mit dem Zukauf will sich Rheinmetall im Munitionsgeschäft stärken und dafür legt der Konzern für für den spanischen Konzern Expal Systems 1,2 Milliarden Euro auf den Tisch. Der Deal hat es in sich: Immerhin ist Expal mit einem Jahresumsatz von rund 400 Millionen Euro einer der größten Munitionshersteller in Europa. Laut Vorstandschef Papperger reichten die Kapazitäten aus, um den Umsatz weiter auf bis zu 700 Millionen Euro zu erhöhen. Die Werke sind modern und hochautomatisiert.
Gleichzeitig sind die Spanier hochprofitabel. Zuletzt lag die operative Gewinnmarge vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) bei rund 30%. Zum Vergleich: Rheinmetall peilt für das aktuelle Geschäftsjahr eine konzernweite EBITDA-Marge von 11% an. Vom ersten Jahr an soll Expal Systems einen positiven Beitrag zum Ergebnis je Aktie abliefern.
Kapazitäten werden deutlich ausgeweitet
Mit der Übernahme will Rheinmetall das Kerngeschäft absichern. Im Mittelpunkt steht dabei die Ausweitung der Produktionskapazitäten und die Erweiterung des Produktportfolios. Die Spanier produzieren unter anderem Munition für Artilleriesysteme und Flugabwehrgeschütze. Pro Jahr könne Expal 250.000 bis 300.000 Artilleriegranaten herstellen. Zum Vergleich: Rheinmetall selbst kommt laut Firmenangaben auf eine Kapazität von rund 80.000.
Steigende Nachfrage nach Munition
Der Hintergrund des Zukaufs liegt auf der Hand: Der Krieg in der Ukraine und das steigende Sicherheitsbedürfnis vieler Staaten hat die Nachfrage nach militärischem Gerät und entsprechender Munition spürbar beflügelt. Laut Rheinmetall-Firmenchef Armin Papperger kann bei Expal zukünftig auch Munition für den Flugabwehrpanzer Gepard gefertigt und damit ein Problem gelöst werden:
Die Bundesregierung hatte nämlich diese Panzer auch an die Ukraine geliefert, um ihren Luftraum gegen Angriffe aus Russland zu schützen. Allerdings gilt der Munitionsvorrat als sehr begrenzt, weil das Herstellerland Schweiz keine Exporterlaubnis erteilen will. Würde künftig die Munition aus Spanien kommen, wäre Rheinmetall wesentlich besser aufgestellt.
Rheinmetall sichert sich Deal-Finanzierung
Verkäufer der Beteiligung ist der Sprengstoffhersteller Maxam Corp, hinter dem wiederum der Finanzinvestor Rhône Capital steht. Bevor die Transaktion durchgeht, müssen erst noch die kartellrechtlichen und regulatorischen Hürden genommen werden.
Doch die Finanzierung hat sich Rheinmetall jetzt gesichert. Der Rüstungs-Riese beschafft sich eine Milliarde Euro frisches Kapital zur Finanzierung der Übernahme des spanischen Munitionsherstellers Expal Systems. Rheinmetall gab bekannt zwei Tranchen von nicht besicherten Wandelanleihen im Volumen von jeweils 500 Millionen Euro an große Investoren zu verkaufen.
Die Papiere haben Laufzeiten von fünf und sieben Jahren und können in bis zu 3,14 Millionen Rheinmetall-Aktien gewandelt werden. Das entspricht gut sieben Prozent des Grundkapitals von Rheinmetall. Für die fünfjährigen Wandelanleihen werden pro Jahr zwischen 1,625 bis 2,125% Zinsen fällig, die siebenjährigen Papiere liegen zwischen 2,0 und 2,5%. Beide Papiere haben eine Wandlungsprämie zwischen 40 und 45%.
Den Anleger stößt die Ausgabe von Wandelanleihen erst einmal auf. Am gestrigen Tag gingen die Rheinmetall-Papiere mit einem Minus von xxx% aus dem Handel.