Crash: Auswirkungen und Strategien
In den Medien tauchen immer wieder Crash-Propheten auf, die den Untergang (der Wirtschaft) ankündigen. Viele Anleger lassen sich davon irritieren. Eines kann ich Ihnen versichern: Wenn es tatsächlich irgendwann zum großen Zusammenbruch kommt, wird eine neue Ordnung erschaffen, die heute noch niemand kennt.
Daher kann es auch keinen 100%-Schutz geben. Wenn Sie etwas nicht ändern können, müssen Sie lernen, damit umzugehen. In jedem Lebensbereich gibt es bestimmte Risiken, mit denen Sie leben müssen. Sie können morgen vom Blitz getroffen werden und verlassen morgen dennoch Ihr Haus. Sie akzeptieren dieses Risiko.
Beim Vermögensschutz sollten Sie jedoch eine Regel beherzigen, die aber ohnehin für jeden Anleger gilt: Streuen Sie das Risiko und investieren Sie in unterschiedliche Anlageklassen!
Aktien können zeitweise an Wert verlieren, Währungen können durch neue Währungen ersetzt werden, Immobilien können hoch besteuert werden, Anleihen können gestrichen werden und Gold kann vom Staat verboten werden – all das ist schon passiert.
Aber es ist unwahrscheinlich, dass alle Negativ-Szenarien zeitgleich eintreten! Wenn Sie eine schuldenfreie Immobilie, ein Aktien-Portfolio, ein paar Unzen Edelmetalle und eine Cash-Reserve besitzen, sind Sie ausreichend geschützt. Hier steht die Absicherung von Wertpapieren im Mittelpunkt der Anti-Crash-Strategie.
Die entscheidende Frage lautet: Welche Absicherungsstrategien gibt es an der Börse? Die drei grundsätzlichen Möglichkeiten sind Folgende:
- Besonders riskante Papiere gleich verkaufen,
- Stop-Loss-Limits setzen, oder
- Gegengeschäfte eingehen.
Gegengeschäfte eignen sich gut, um den schwankungsstärkeren Teil eines Depots abzusichern. Hier bietet sich zum Beispiel der Einsatz von Put-Optionsscheinen an. Die Funktionsweise: Fallen die Aktienkurse, steigt der Wert des Put-Optionsscheins.
Die Formel für Ihre Depot-Sicherheit
Zunächst die gute Nachricht für Sie: Wenn Sie einen einfachen und wirksamen Schutz für Ihr Aktien-Depot wünschen, können Sie die „Depot-Versicherung“ innerhalb von 30 Minuten kalkulieren und die entsprechende Order Ihrer Bank mitteilen. Die Depot-Absicherung ist sehr einfach. Als Basis reicht eine kleine Formel:
Depotwert Anzahl der Put-Optionsscheine = Index-Stand x Bezugsverhältnis
Praxisbeispiel für die Anwendung dieser Depot-Versicherungs-Formel:
Sie besitzen für 10.000 Euro Index-Fonds auf den DAX (oder Einzelwerte aus dem DAX). Der DAX notiert aktuell bei 11.400 Punkten. Sie suchen dann einfach über eine Börsenseite im Internet wie etwa onvista.de, finanzen.net oder finanztreff.de einen Put-Optionsschein auf den DAX mit dem Basispreis 11.400 und einer Laufzeit von 12 Monaten.
Ein Put-Optionsschein mit dem Basispreis 11.400 erlaubt Ihnen, den DAX am Tag der Fälligkeit für 11.400 Punkte zu verkaufen (auch wenn der Index dann nur noch bei 7.000 Punkten notieren sollte). Die Anzahl der erforderlichen Put-Optionsscheine können Sie rechnerisch ermitteln:
10.000
Anzahl Put-Optionsscheine = ——————- = 88
11.400 x 0,01
Ergebnis: Wenn Sie (aufgerundet) 88 dieser Put-Optionsscheine kaufen, haben Sie eine Art „Depot-Versicherung“ abgeschlossen.
Wirksamkeit der Depot-Versicherung
Angenommen, ein Jahr nach dem Kauf der Put-Optionsscheine notiert der DAX nur noch bei 5.700 Punkten (-50%). Ihre DAX-Indexfonds wären dann nur noch 5.000 Euro wert (10.000 Euro – 50%). Gleichzeitig wäre der Wert der Put-Optionsscheine sprunghaft gestiegen.
Wie beschrieben, verbrieft der ausgewählte Put-Optionsschein das Recht, dass Sie den DAX für 11.400 Punkte verkaufen dürfen. Da der DAX nur noch bei 5.700 Punkten notieren würde, würden Sie die Differenz zwischen 11.400 und 5.700 Punkten (multipliziert mit dem Bezugsverhältnis des Optionsscheins) kassieren.
Die Rechnung lautet:
5.700 x 0,01 = 57 Euro je Put-Optionsschein. Da Sie 88 Put-Optionsscheine gekauft haben, würde Ihr Wertpapier-Depot wie folgt aussehen:
Position 1: Die Indexfonds auf den DAX sind noch 5.000 Euro wert.
Position 2: Die 88 Put-Optionsscheine sind 5.016 Euro wert (88 x 57 Euro). Ihr Gesamt-Depot läge damit bei 10.016 Euro.
Fazit: Während der DAX in diesem Beispiel innerhalb von 12 Monaten um 50 Prozent eingebrochen wäre, hätte sich Ihr Depot-Wert praktisch nicht verändert. Sie besäßen noch immer Wertpapiere im Wert von rund 10.000 Euro. Praxis-Test bestanden.
Die Kosten der Depot-Versicherung: 5 bis 12% pro Jahr
Sie kennen das von Ihren normalen Versicherungen: Einen Versicherungsschutz bekommen Sie niemals gratis. Was kostet eine solche Depot-Versicherung? Eine exakte Zahl kann ich Ihnen nicht nennen. Das hängt zum Beispiel davon ab, mit welchen Instrumenten Sie Ihr Depot schützen und wie stark die Märkte zum Zeitpunkt des Kaufs der Put-Optionsscheine schwanken.
Als Faustformel gilt: Je höher die Schwankungen, desto teurer wird die Absicherung (höhere Schwankungen = höheres Risiko, dass die „Versicherung“ greifen muss).
In sehr ruhigen Marktphasen können Sie Put-Optionsscheine günstiger einkaufen (aufgrund der niedrigen Volatilität – weniger Schwankungen), in ganz heißen Börsenphasen wird es (wie eben schon beschrieben) noch teurer. Insgesamt müssen Sie bei dieser Absicherungsstrategie mit Kosten von etwa 5 bis 12 Prozent pro Jahr rechnen.
Tipp: Kosten reduzieren mit Selbstbeteiligung
Es gibt eine Möglichkeit, die Kosten zu senken. Wie bei anderen Versicherungen gilt auch beim Depot-Schutz: Wenn Sie eine höhere Selbstbeteiligung wählen, sinken die Kosten. Wenn Sie nicht den aktuellen Index-Stand absichern, sondern einen Basispreis wählen, der 10 Prozent unter dem aktuellen Kurs liegt, wird die Absicherung deutlich günstiger.
Diese Variante bietet sich an, wenn Sie mit kleineren Kursrückschlägen (bis 10%) gut leben können, aber einen Schutz gegen einen Crash einbauen möchten.