So können Anleger Seitwärtsphasen austricksen
Das Thema Rendite und Trading wird meist im Zusammenhang mit steigenden oder fallenden Kursen bzw. Trends behandelt. Was aber, wenn sich der Markt stattdessen in einer längeren Seitwärtsphase befindet? In der Börsengeschichte haben sich Trendphasen immer wieder mit Seitwärtsmärkten abgewechselt.
Der Seitwärtsmarkt – was ist zu tun?
Alles was sich zeigt, sind mehr oder weniger ausgeprägte Schwankungen der Kurse, doch unterm Strich treten sie auf der Stelle im Seitwärtsmarkt. Was tun also Anleger in diesem Fall, wo unter Umständen über einige Jahre hinweg schon das klassische Buy and Hold nichts bringt?
Wenn die mittelfristigen Aussichten für ein passives Management ungewiss sind, zählen entweder ein sehr langfristiger Anlagehorizont oder kurzfristiger ausgelegtes Handeln.
Abgesehen davon bewähren sich für solche Phasen immer Qualitätsaktien realistisch bewerteter Unternehmen mit hoher Eigenkapitalrentabilität, guten Margen und geringer Verschuldung. Nestlé, Johnson & Johnson, Coca Cola oder Pharmawerte beispielsweise sind Dauerbrenner, die nicht vom Konsumzyklus abhängen und stabile Dividenden bringen. Ab einer Dividendenrendite von ca. 4% werden Papiere für die Dividendenstrategie interessant, auch wenn der Markt stark schwankt.
Und gerade die Schwankungen sind es, die anfangs schwer erkennen lassen, ob ein Seitwärtsmarkt überhaupt vorliegt. Wenn sich immer wieder scheinbar ein Trend ausbildet, der aber vorher kippt und die Richtung wechselt, muss man als Trader taktisch handeln.
Als Optionsverkäufer Prämie kassieren
Zu den Klassikern gehören in solchen Fällen Optionen bzw. Optionsscheine, genauer: Stillhaltergeschäfte. Als Optionsverkäufer kassiert man nämlich immer die Prämie. Wie teuer die Option ist, hängt von deren impliziter Volatilität ab, also davon, welche Kursschwankungen der Markt erwartet. Mit ihnen steigt das Risiko und entsprechend die Prämie.
Das Kalkül: Man kauft bei relativ geringer impliziter Volatilität günstig Calls (Kaufoptionen) und Puts (Verkaufsoptionen). Steigt die Volatilität wie gewünscht, haben Calls und Puts zugelegt und können mit Gewinn verkauft werden. Umgekehrt kann man sie anfangs bei hoher Volatilität verkaufen und später, wenn sie gesunken ist, billiger zurückkaufen.
Korridor-Produkte mit Zusatzerträgen
Eine weitere Variante, auf einen Schwankungskorridor zu setzen, bieten Inline-Optionsscheine. Solange der Basiswert wie eine Aktie sich innerhalb einer Bandbreite bewegt, die durch das obere und untere KO-Level vorgegeben ist, winken in kurzer Zeit überdurchschnittliche Erträge. Das Risiko liegt im Totalverlust. In der Vergangenheit haben immer wieder unvorhergesehene Ereignisse bestimmte Aktien unter die KO-Linie gezogen: Deepwater Horizon, Erdbeben oder Skandale wie bei VW.
Wer will, kann sein Glück auch mit Discount- und Bonus-Zertifikaten versuchen. In beiden Fällen begrenzt ein Cap die Gewinnchance. Discount-Zertifikate erhält man beim Kauf mit Abschlag auf den Kurswert. Bei Bonus-Zertifikaten winkt eine Bonuszahlung am Laufzeitende.
Mit Discount-Zertifikaten profitiert man wegen des Kaufrabatts gegenüber einem Direktinvestment in eine Aktie bereits bei leicht fallenden Kursen oder eben im Seitwärtsmarkt. Verluste entstehen, wenn die Aktie stärker als vereinbart sinkt.
Auch beim Bonus-Zertifikat darf der Aktienkurs die Barriere nicht reißen. Läuft alles wie erwartet, winkt der Kursgewinn plus Bonuszahlung – im Seitwärtsmarkt ein Vorteil. Ähnlich verhält es sich mit Express-Zertifikaten.
Mit einer üblichen Laufzeit ab einem Jahr erhält man die Chance auf vorzeitige Kapitalrückzahlung zuzüglich einer attraktiven Rendite. Voraussetzung: Die Aktie darf an einem der festgelegten Stichtage das Ausgangsniveau nicht unterschreiten.
Aktienanleihen mit hohem Zins
Das Ursprungsniveau zählt auch bei Aktienanleihen. Entwickelt sich die Aktie seitwärts, notiert sie am Fälligkeitstag innerhalb einer bestimmten Grenze schwächer oder steigt sie, bekommt man das investierte Geld zurück.
Fällt sie unter die entscheidende Grenzmarke, wechselt die Anleihe in Aktien und man bekommt eine bestimmte Anzahl davon mit dem entsprechenden Kursverlust. Geht aber alles gut, sind diese Anleihen überdurchschnittlich hoch verzinst.
Taktische Spiele mit Risiko
Auf die Frage „Seitwärtsmarkt – was tun“ gibt es also einige Antworten. Die Strategien mit indirekten Produkten und Zusatzzahlungen bieten zwar Chancen, doch eben nur, solange das Kalkül der Kursbewegungen aufgeht. Etwas sicherer ist das Vorgehen mit Optionen, die man dann verkaufen kann, wenn die Situation günstig ist.
Wer sich nicht auf taktische Spiele einlassen will, ist gut bedient, wenn das Anlagegeld auf verschiedene Assetklassen verteilt ist. Schließlich bewegen sich nicht alle Märkte zur gleichen Zeit seitwärts. Selbst wenn Anleihen, Aktien und Rohstoffe gleichermaßen lustlos sein sollten, kann etwa der Devisenmarkt Chancen bieten, denn er gehorcht ganz eigenen Gesetzen.