Erfolgsbeteiligungen: Belegschafts-Bonus im Wandel

Das Thema Bonuszahlungen erregt immer wieder die Gemüter, vor allem wenn Vorstände Rekordgehälter kassieren, während das Betriebsergebnis so gar nicht dazu passen will. Manchmal aber orientieren sich Boni als Form der Erfolgsbeteiligung auch an einer Langfrist-Strategie, mit der ein Unternehmen etwa aus flauen Zeiten geführt werden soll. Das soll riskante Kurzfristenscheidungen verhindern.
So kam 2007 der damals noch frische Daimler-Chef Dieter Zetsche mit Grundgehalt plus diverser Zulagen auf fast 10 Mio. Euro, als er die Fusion mit Chrysler auflöste, dem Konzern eine neue Struktur verpasste und ihn so zwei Jahre später aus den Niederungen der Unternehmenserlöse führte. In der gleichen Klasse spielte 2017 VW-Chef Matthias Müller, allerdings musste er kurz darauf seinen Platz für Herbert Diess räumen.
Top-Erfolgsbeteiligungen in der Autobranche
Derzeit liegen die Zahlen, zumindest in der Autobranche, nicht mehr so hoch. Die Zeit der Rekordgewinne scheint vorerst vorbei, die Erfolgsbeteiligungen sind entsprechend geringer. Dennoch sind die Vergütungen in den Top-Etagen der Gehaltsentwicklung der übrigen Belegschaft davongeeilt. Um für Akzeptanz zu sorgen und Unruhe zu vermeiden, bekommen auch die Angestellten Erfolgsbeteiligungen.
VW beispielsweise schüttet als Anerkennung fürs abgelaufene Jahr an seine Tarifmitarbeiter eine Erfolgsbeteiligung von 4.750 Euro brutto aus, zuvor waren es noch 4.100 Euro. Bei Daimler freuen sich die Mitarbeiter über eine Ergebnisbeteiligung von 4.965 Euro, allerdings sind es wegen eines geringeren Gewinns rund 700 Euro weniger als im Vorjahr. Zu dem Zeitpunkt bekam die BMW-Belegschaft 9.455 Euro, wovon ein Zehntel in die Altersvorsorge ging. Mit dem kommenden Jahresergebnis wird jedoch auch hier der Betrag geringer werden.
Dies bekommen auch andere zu spüren, die auf ihre Erfolgsbeteiligung warten: die Aktionäre. BMW senkt die Dividende um 50 Cent, bei Daimler sind es diesmal 40 Cent weniger. Einzig VW erhöht um ganze 90 Cent pro Aktie.
Erfolgsbeteiligungen gibt es also für verschiedene Personengruppen und Engagements im Unternehmen. Während aber Dividenden eher als Risikoprämie für den finanziellen Einsatz zu sehen sind, verhält es sich beim Arbeitseinsatz von Angestellten etwas anders. Hier dient eine Erfolgsbeteiligung verschiedenen Zwecken. Im Vordergrund steht der Anreiz zur Leistungssteigerung sowie die Anerkennung für Leistungen die sich unter anderem im Betriebsergebnis ausdrücken.
Trend weg von individuellen Zielen
Schätzungen zufolge beteiligen ca. 97.000 Unternehmen ihre Mitarbeiter am Erfolg. Die Systeme sind im Detail unterschiedlich, sie sind flexibel gestaltbar und werden häufig mit Belegschaftsaktien kombiniert. Auch richten sich die Prämien nicht überall nach dem Bilanzgewinn. Sie können sich ebenso am Umsatz, am Unternehmenswert oder auch an der persönlichen Leistung orientieren.
Gleich in welcher Form, eine Erfolgsbeteiligung ist stets eine Mitarbeiterbeteiligung, die als variables erfolgsabhängiges Einkommen zusätzlich zum Grundgehalt gezahlt wird. Je nach Position im Betrieb mag dieser Bonus unterschiedlich ausfallen. Wichtig ist aber, dass er möglichst vielen zugute kommt. Erfahrungsgemäß entsteht nur so ein Gefühl von Zufriedenheit und ausgleichender Gerechtigkeit.
Entsprechend geht der Trend auch weg von der Orientierung an individuellen Zielen hin zu kollektiven Leistungen – Teamdenken und Gemeinschaftsbewusstsein rücken in den Vordergrund. Dabei geht es nicht nur darum, taktisch orientierte Einzelkämpfer auszubremsen, es sind auch die persönlichen Leistung selbst, die sich oftmals nur schwer messen lassen. Mit als erstes hat sich Infineon 2010 vom individuellen Modell verabschiedet, gefolgt von Bosch, der Bahn und SAP, das sich hierbei zunächst auf „innovative Arbeitskräfte“ bezog.
Nicht immer einfach
Diese Entwicklung ist auch vor dem Hintergrund einer zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung von Arbeitsprozessen zu sehen, die individuelle Leistungen großteils relativieren. Der Nachteil liegt allerdings im fehlenden persönlichen Anreiz.
So wie fast alles, haben eben auch Erfolgsbeteiligungen ihre Stärken und Schwächen. Und manchmal werden sie sogar zum handfesten Problem. Hatten etwa die VW-Vorstände nach der Diesel-Affäre auf Teile ihrer Boni verzichtet, so ermittelte die Staatsanwaltschaft dennoch wegen Untreue – die Vergütungen an die Betriebsräte erschienen zu hoch. Zumindest konnten die sich dann nicht beim Top-Verdiener Matthias Müller über mangelnde Anerkennung beklagen.