Aktionärsschützer empört: Mega-Mittwoch mit 35 Hauptversammlungen
Nach einer ereignisreichen ersten Mai-Hälfte mit Notenbanksitzungen, Quartalsbilanzen und Hauptversammlungen bewegt sich das Börsengeschehen allmählich in ruhigeres Fahrwasser. Dennoch stehen auch in dieser Woche einige Termine auf der Agenda, die Anleger auf dem Schirm haben sollten.
In der ausklingenden Berichtsaison gibt es noch einige Nachzügler unter den Dax-Konzernen. Am heutigen Montag legen Porsche und Siemens Energy ihre Bilanzen für das Auftaktquartal vor. Am Mittwoch folgen die Commerzbank, Siemens sowie weitere Details zum Abschneiden des Rückversicherers Munich Re, der bereits Anfang Mai mit starken Eckdaten für Aufsehen gesorgt hatte.
35 Hauptversammlungen am selben Tag
Der Mittwoch ist jedoch noch aus einem anderen Grund ein besonderes Datum, das bereits im Vorfeld für viel Wirbel gesorgt hat: Ganze 35 börsennotierte Unternehmen halten an diesem Tag in Deutschland ihre jährliche Hauptversammlung ab. Viele der Veranstaltungen finden virtuell statt, einige Unternehmen laden die Anteilseigner auch zu Präsenzveranstaltungen.
Eine solche Häufung von Hauptversammlungen an einem Tag ist dennoch ein Novum – und aus Sicht von Aktionärsschützern ein Unding: Schließlich kann man sich als Anleger nicht vierteilen und auf mehreren Hochzeiten, respektive Hauptversammlungen, gleichzeitig tanzen – oder dem eigenen Unmut Luft machen.
Will man sich Kritiker vom Leib halten?
Sowohl die Tendenz zur virtuellen Hauptversammlung als auch die ungewöhnliche Terminüberschneidung am 17. Mai bewerten Kritiker als Instrument von Vorständen, um sich einer allzu kritischen Auseinandersetzung mit den Aktionären zu entziehen. Bei den rein virtuellen Treffen müssen die Fragen meist vorab schriftlich eingereicht werden, spontane Reaktionen sind kaum möglich.
Dass es bei Präsenzveranstaltungen hoch her gehen kann, hat in der vergangenen Woche unter anderem Volkswagen bewiesen: Dort flog eine Torte durch den Saal und auch eine Protestaktion von Klimaschützerinnen sorgte für Aufsehen.
4 der 35 sind Dax-Unternehmen
Unter den 35 Konzernen, die den Mittwoch vor Christi Himmelfahrt zum Tag der Hauptversammlung auserkoren haben, zählen auch 4 Dax-Unternehmen: Deutsche Bank, Eon, Fresenius und Vonovia halten ihre Aktionärstreffen an diesem Mittwoch ab. Eine vergleichbare Qual der Wahl hatten Anleger bereits in der vergangenen Woche: Auch am 11. Mai luden ganze 5 Dax-Unternehmen zur Hauptversammlung.
Die Möglichkeit, Hauptversammlungen virtuell abzuhalten, wurde im Zuge der Pandemie eingeräumt und mittlerweile verstetigt. Befürworter sehen darin ein niedrigschwelliges Angebot, da sich Anleger bequem dazuschalten können, ohne Kosten oder Aufwand für eine Anreise in Kauf zu nehmen. Außerdem können im Netz durchaus mehrere Veranstaltungen parallel besucht werden, sofern es die eigene Internetleitung zulässt – da werden am Mittwoch wohl buchstäblich die Drähte heißglühen.
Virtuelle Hauptversammlungen: Fehlendes Korrektiv verfügbarer Räumlichkeiten
Die Verfügbarkeit geeigneter Räumlichkeiten hat Unternehmen in der Vergangenheit dazu gezwungen, ihre Veranstaltungen an unterschiedlichen Terminen abzuhalten. Mit der digitalen Variante der Hauptversammlung fällt dieses Korrektiv nun weg.
Dass die Terminwahl nun ausgerechnet auf den 17. Mai fällt, halten Aktionärsschützer für Kalkül: An diesem Tag lädt die Deutsche Bank zur Hauptversammlung, die traditionell viele Aktionäre, aber auch Aktivisten anzieht. Wenn die sich alle in Frankfurt versammeln, können andere Konzerne parallel relativ unbehelligt ihre Tagesordnungen durchziehen, so die Kritik.
Neben den genannten 4 Dax-Konzernen finden die Hauptversammlungen zahlreicher im MDax und SDax gelisteter Unternehmen am Mittwoch statt, darunter Kion, Freenet, Telefonica, United Internet und Morphosys.