Börse: Rückblick auf 2022 und Ausblick auf 2023

Das Krisenjahr 2022 neigt sich dem Ende entgegen und ich möchte Ihnen in der letzten Ausgabe unseres Newsletters einen kurzen Rückblick auf das vergangene Jahr und auch einen Ausblick auf das neue Jahr 2023 geben.
Das Jahr 2022 war – vorsichtig ausgedrückt – eine schwierige Phase, in der eine Krise die andere jagte. Zu Beginn des Jahres war vor allem die Corona-Pandemie das dominierende Thema in den Medien. Die Corona-Lockdowns in China sorgten für gestörte Lieferketten und einen Mangel an Halbleitern.
Dann folgte Ende Februar der russische Einmarsch in die Ukraine. Die danach ausgesprochenen Sanktionen der westlichen Welt gegen das Putin-Regime führten zu einer Energiekrise und einem rasanten Preisanstieg.
Börsen schwächeln
Die geballte Anzahl der Krisen spiegelte sich auch an den Börsen wider. So gaben die Aktienkurse weltweit nach. Der wichtige US-amerikanische Dow-Jones-Index verlor seit Jahresbeginn gut 3.700 Punkte.
Auch die deutschen Leitindizes gaben in 2022 deutlich nach. Der Leitindex der 40 größten deutschen Unternehmen DAX verlor gut 2.000 Punkte, die Mittelstandsindizes MDAX
(-10.000) und SDAX (-4.900) verloren sogar noch mehr an Boden. Beim SDAX und MDAX bedeutete dies ein Minus von jeweils über 29%!
Erste Anzeichen der Besserung
Doch es gibt erste Anzeichen dafür, dass zumindest einige der Krisen bald überwunden sein werden. So hat Deutschlands Chefvirologe Christian Drosten die Corona-Pandemie Anfang der Woche für beendet erklärt.
Darüber hinaus scheint auch die Inflation nicht weiter auszuufern, wie die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen. Und auch die Preise an den Tankstellen sowie die Preise für europäisches Gas sind wieder annähernd auf dem Vorkrisen-Niveau angekommen.
Mehrheitlich positive operative Entwicklung in 2022
Auch der deutsche Mittelstand zeigte sich mehrheitlich als durchaus krisenresistent. So konnten Deutschlands Top-Unternehmen laut einer aktuellen Studie der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft EY in 2022 trotz der Krisen wieder Rekordumsätze erwirtschaften.
Konkret gaben 93% der befragten 100 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen an, in den ersten drei Quartalen des Jahres 2022 ein Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahreszeitraum erzielt zu haben. Insgesamt legte der Gesamtumsatz der befragten Unternehmen im Untersuchungszeitraum um 30% auf 1,78 Bio. Euro zu.
Düstere Wolken am Konjunkturhimmel
Ein deutlich schlechteres Stimmungsbild ergab jedoch eine aktuelle Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Das IW hatte 48 Wirtschaftsverbände gefragt, wie sie die geschäftliche Entwicklung ihrer Mitgliedsunternehmen im kommenden Jahr einschätzen.
Das Ergebnis war eindeutig: 30 der 48 befragten Branchenverbänden rechnen 2023 mit schlechteren Geschäften. Dabei gehen insbesondere energieintensive Branchen wie etwa die Stahl- und Chemieindustrie davon aus, dass ihre Geschäfts- und Produktionstätigkeit im kommenden Jahr nicht gut laufen werden.
Andere Branchen wie das Gastgewerbe, der Tourismus und die Messewirtschaft, die besonders stark unter den Corona-Einschränkungen gelitten haben, schauen hingegen optimistischer in die Zukunft.
Die Börse handelt die Zukunft
Die schwache Kursentwicklung an den deutschen Börsen spiegelte in diesem Jahr nicht die doch relativ gute Umsatz- und Gewinnentwicklung der Unternehmen wider. Das liegt vor allem daran, dass an der Börse die Zukunft gehandelt wird.
Daher bin ich trotz der schwächeren Konjunkturaussichten zuversichtlich für das Börsenjahr 2023. Denn die Konjunkturaussichten sollen ab 2024 wieder besser ausfallen und der Gegenwind durch die Notenbanken sollte im kommenden Jahr abebben.