Dax-Anleger in Lauerstellung: Ifo-Geschäftsklimaindex steigt – aber schwächer als erwartet
Der Dax ist zum Wochenauftakt verhalten in die neue Woche gestartet, Anleger trauen sich noch nicht recht aus der Reserve. Schwache Vorgaben der asiatischen Börsen führten auch in Frankfurt zunächst zu Zurückhaltung, doch dabei muss es nicht bleiben: Immerhin stehen in dieser Woche einige wichtige Termine auf der Agenda.
Bilanzsaison nimmt Fahrt auf
Für Schlagzeilen sorgen dürften einmal mehr die großen US-Technologiekonzerne, die im Laufe der Woche Einblick in ihre Geschäftszahlen gewähren. Mit Apple, Amazon, Alphabet, Meta und Microsoft steht hier ein wahrer Zahlenreigen der großen Namen auf dem Programm.
Nachdem einige US-Großbanken ihre Bilanzen bereits vorgelegt haben und mit guten Geschäften überzeugen konnten, werden in dieser Woche zudem Quartalszahlen unter anderem von der Deutschen Bank und der Schweizer UBS erwartet. Letztere hatte im März für Aufsehen gesorgt, indem sie ihre direkte Rivalin Credit Suisse innerhalb kürzester Zeit geschluckt hat. Damit sollte eine Bankenkrise verhindert werden. Tatsächlich scheint das Vertrauen von Finanzmarktteilnehmern bislang nicht allzu nachhaltig erschüttert, dennoch war das Rumoren an den Märkten deutlich zu spüren.
Frische Konjunkturdaten erwartet
Ebenfalls im Fokus der Anleger stehen die frischen Konjunkturdaten für Deutschland und den Euro-Raum, die allerdings erst am Freitag veröffentlicht werden. Schätzungen zufolge dürfte die befürchtete Rezession in den Wintermonaten knapp ausgeblieben sein, Beobachter rechnen mit einem leichten Anstieg des europäischen Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozent.
Auch die deutsche Wirtschaft ist wohl besser als gedacht durch den Winter gekommen. Das lag nicht zuletzt an einer Entspannung der Situation in den globalen Lieferketten. Weil notwendige Komponenten wieder verfügbar waren, konnten Auftragsbestände in der Industrie abgearbeitet werden. Für den Dienstleistungssektor wird ebenfalls eine tendenziell positive Entwicklung erwartet.
Die Konjunkturdaten sind umso wichtiger mit Blick auf die Notenbanksitzungen in der kommenden Woche: Sowohl die Europäische Zentralbank als auch ihr US-Pendant, die Federal Reserve, beraten Anfang Mai über weitere Zinsschritte. Die Signale deuten diesseits wie jenseits des Atlantiks auf weitere Zinsanhebungen hin.
Ifo-Geschäftsklimaindex erneut gestiegen
Gleich zu Wochenbeginn stellte das Münchener Ifo-Institut seinen vielbeachteten Geschäftsklimaindex vor. Dieser bildet monatlich die Stimmung in den deutschen Chefetagen ab und gilt als wichtiger Frühindikator für die deutsche Konjunkturentwicklung. Zuletzt hatte sich die Stimmung fünfmal in Folge aufgehellt. Der Anstieg im März war im Kontext des Bankenbebens in der Schweiz mit Überraschung aufgenommen worden. Für den Monat April rechneten Ökonomen vorab mit einem erneuten Anstieg auf 94,0 Zähler nach saisonbereinigt korrigiert 93,2 Punkten im März.
Tatsächlich konnte der Ifo-Geschäftsklimaindex zwar erneut steigen, verfehlte aber die Schätzungen der Ökonomen mit einem lediglich geringen Plus auf 93,6 Zähler. Die befragten Unternehmen blicken demnach etwas optimistischer auf die zukünftige Geschäftsentwicklung, bewerten zugleich aber ihre aktuelle Lage etwas schlechter.
Pessimismus vor allem im Dienstleistungssektor
Sowohl im Verarbeitenden Gewerbe als auch im Handel hellten sich die Zukunftserwartungen auf, während die derzeitige Lage etwas schlechter bewertet wird. Einen deutlichen Dämpfer verzeichnet das Bauhauptgewerbe bei der Einschätzung der aktuellen Lage: Der Wert fiel auf den tiefsten Stand seit mehr als 7 Jahren. Dennoch konnte sich auch hier der Ausblick etwas aufhellen.
Pessimismus herrscht dagegen im Dienstleistungssektor, wo sowohl die aktuellen wie auch die künftigen Geschäftsentwicklungen nun schwächer eingeschätzt werden.
Der Dax reagierte unmittelbar nach der Veröffentlichung mit Abschlägen und notierte gut 0,1 Prozent tiefer. Damit entfernt sich der Leitindex weiter von der 16.000-Punkte-Marke, die zuletzt immer wieder anvisiert, dann aber doch nicht übersprungen werden konnte. Am Vormittag lag der Dax bei rund 15.860 Zählern.