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Dax im Bärenmodus – schlechtes Omen für zweite Jahreshälfte?

Inhaltsverzeichnis

Ein historisch schwacher Juni ist zu Ende gegangen: So schlecht hat der Dax in seiner mehr als 30-jährigen Geschichte noch nie in diesem Monat abgeschnitten. Auch die Bilanz für die ersten sechs Monate des laufenden Jahres fällt verheerend aus: Um rund 20 Prozent ging es seit Beginn des Jahres abwärts. Zur Erinnerung: Noch im November hatte der Dax ein Rekordhoch markiert.

Zahlreiche Krisen drücken Dax ins Minus

Vom Corona-Schock im Frühjahr 2020 haben sich die Finanzmärkte noch einigermaßen zügig erholt, bereits 2021 konnten neue Höchststände bei den Indizes gemeldet werden, etliche Unternehmen wiesen Rekordbilanzen aus. Doch bereits ab der zweiten Jahreshälfte 2021 zeichneten sich düstere Wolken am Börsenhimmel ab.

Inflation, Chipkrise, Lieferkettenprobleme, Materialmangel – all diese Schlagworte geisterten bereits im Herbst übers Parkett, doch erst in diesem Jahr treffen sie die Märkte mit voller Wucht. Eine Entwicklung, die nicht zuletzt befeuert wird durch das Kriegsgeschehen in der Ukraine seit Ende Februar und die damit verbundenen wirtschaftlichen Unsicherheiten.

Schlimmste Phase seit Finanzkrise

Nahrungsmittelknappheit, Sanktionen gegen Russland, Sorge um die Erfüllung bestehender Gaslieferverträge und explodierende Energiekosten führen zu den wohl ernsthaftesten Sorgen an den Märkten seit der Finanz- und Eurokrise, die die Welt vor gut einem Jahrzehnt in Atem hielt.

Das Verheerende diesmal: Kurz-, mittel- und langfristige Effekte gelten seit dem Zerwürfnis mit Putins Russland als sicher. Doch die genauen Auswirkungen sind kaum abzuschätzen, zumal niemand den weiteren Verlauf des Krieges und seine Folgen vorherzusehen vermag.

Energiepreise steigen – Kaufkraft sinkt

So steigen die Öl- und Gaspreise rasant, was nicht nur Unternehmen belastet, sondern auch den privaten Konsum abwürgt. Die Kaufkraft sinkt, was es auch Branchen wie Einzelhandel oder Dienstleistern erschwert, Gewinne zu erwirtschaften. Im Euroraum kletterte die Inflation im Juni auf einen Rekordwert von 8,6 Prozent. Besonders drastisch stiegen die Preise im Energiesektor: Im Vergleich zum Vorjahresmonat lag die Teuerungsrate hier bei fast 42 Prozent.

Autofahrer merken das an der Zapfsäule, wo die Schwelle von 2 Euro je Liter Kraftstoff längst immer wieder munter überschritten wird. Privathaushalte kommen beim Blick auf die Stromrechnung an ihre Grenzen, Flugreisende bekommen die gestiegenen Kerosinkosten über höhere Ticketpreise zu spüren.

Ifo-Index sackt ab: Unternehmen rechnen noch lange mit Ausfällen

Der Rückblick auf die vergangenen sechs Monate fällt düster aus, der Ausblick auf das gerade gestartete Halbjahr lässt kaum Besserung erwarten. Noch bis weit ins kommende Jahr hinein – oder sogar darüber hinaus – gehen Wirtschaftsexperten und Unternehmen von Material- und Lieferengpässen sowie Belastungen durch allgemein steigende Kosten aus.

Darauf weist unter anderem eine aktuelle Befragung des Münchener Ifo-Instituts hin. Rund drei Viertel der Industrieunternehmen sind demzufolge von Rohstoff- und Materialknappheit betroffen, mit einer Entspannung der Lage rechnet im laufenden Jahr kaum noch jemand. Auch der jüngste Ifo-Geschäftsklimaindex zeugt von anhaltender Verunsicherung: Befragt nach ihren Einschätzungen für die kommenden sechs Monate zeigten sich die befragten rund 9.000 Manager erneut pessimistisch. Mit einem Rückgang von 93,0 auf 92,3 Punkte fiel das Barometer deutlich stärker als erwartet.

Notenbanken auf Kurskorrektur

Aus Sicht von Anlegern kommt erschwerend hinzu, dass die Notenbanken sich immer mehr von ihrer bis dato expansiven Geldpolitik verabschieden. Hatten Federal Reserve, Europäische Zentralbank oder auch die Bank of England in den vergangenen Jahren monatlich etliche Milliarden an Liquidität in die Märkte gepumpt und vor allem die Börsen gestützt durch ihre Niedrig- bis Nullzinspolitik, folgt nun eine spürbare Straffung.

Erste Zinsschritte wurden bereits eingeleitet, weitere sollen noch vor Jahresende folgen. Umfassende Anleihekaufprogramme wurden ebenfalls früher beendet als ursprünglich geplant. Ein Jahrzehnt der Bullen könnte in diesem Jahr abrupt beendet werden. Für 2022 besteht wenig Hoffnung. Ob sich darüber hinaus die Bären durchsetzen werden oder auf die Flaute eine baldige Phase der Erholung folgt, steht in den Sternen.