Dax startet schwungvoll in ruhigere Handelswoche

Die Stimmung am Parkett ist gelöst: Nach der wochenlangen Zitterpartie haben sich Republikaner und Demokraten in den USA auf eine vorläufige Aussetzung der Schuldenobergrenze verständigt und somit einmal mehr die drohende Zahlungsunfähigkeit abgewendet.
USA noch einmal an Zahlungsausfall vorbeigeschrammt
Stichtag wäre laut Finanzministerin Janet Yellen der heutige Montag gewesen, ursprünglich war vielfach der 1. Juni genannt worden. Dass nun der Super-GAU noch einmal abgewendet werden konnte, hatten Beobachter und Marktteilnehmer allerdings ohnehin erwartet: Das Gezerre um die Staatsverschuldung tritt in den USA immer wieder auf – und jedes Mal wird es als politischer Showdown zwischen Regierung und Opposition inszeniert. Beide Seiten versuchen, ihre Interessen durchzusetzen, niemand will zu früh aufgeben, am Ende steht aber dennoch ein Kompromiss, der von beiden Seiten mitgetragen wird, so auch in diesem Fall.
Bis 2025 soll die Schuldenobergrenze wegfallen, zugleich werden aber die Ausgabenspielräume der Regierung begrenzt. Das gesetzlich festgelegte Limit, das immer wieder vom Parlament angepasst wird, liegt derzeit bei gut 31 Billionen Dollar – und wurde bereits Anfang des Jahres gerissen. Seither überbrückte die Regierung um US-Präsident Joe Biden die Ausgaben mit sogenannten „außergewöhnlichen Maßnahmen“.
Dax nimmt Schwung vom Freitag mit
Dax-Anleger reagierten erleichtert: Nach einigen Tagen Hängepartie drehte der Frankfurter Leitindex bereits Ende letzter Woche ins Plus. Den Schwung konnten die Anleger in die neue Handelswoche mitnehmen: Im frühen Handel legte der Dax weiter zu, zum Mittag notiert das Barometer noch leicht im Plus und gut 0,1 Prozent fester als der Schlusskurs vom Freitag.
Frische Impulse liefern in dieser Woche vor allem Konjunkturdaten. Nach dem Ende des US-Schuldenstreits und dem Auslaufen der Berichtsaison liegt der Fokus in dieser Woche auf den Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor im Euro-Raum. Zudem werden neue Daten von der deutschen Industrie erwartet. Diese waren zuletzt enttäuschend ausgefallen: Im März verzeichnete die Industrie einen deutlichen Einbruch sowohl bei den Auftragseingängen als auch in der Produktion. Die Aufträge brachen mit mehr als 10 Prozent besonders deutlich ein, sodass hierauf ein besonderes Augenmerk der Anleger liegen dürfte.
Notenbanktreffen werfen Schatten voraus
Auch die Notenbanker dürften die Konjunkturentwicklung aufmerksam beobachten. Federal Reserve und Europäische Zentralbank tagen in der kommenden Woche. Dabei wird unter anderem über die weitere Zinspolitik entschieden. Während die EZB wohl eine weitere Zinsanhebung beschließen wird, fragen sich Anleger mit Blick auf die Fed nach wie vor, ob diese womöglich eine Pause einlegen und erst im Juli die nächste Zinserhöhung beschließen wird – bislang scheint beides möglich, sowohl eine Aussetzung als auch eine Fortsetzung der bisherigen Zinspolitik.
Beide Notenbanken hatten im vergangenen Jahr eine Abkehr ihrer mehr als zehnjährigen Niedrig- und Nullzinspolitik eingeleitet und seither regelmäßig weitere Zinsschritte auf den Weg gebracht. Damit wollen die Währungshüter der Inflation Einhalt gebieten, die zwischenzeitlich mehr als 10 Prozent erreicht hatte.
Zuletzt kühlte sich die Inflationsdynamik leicht ab. So lag die Teuerungsrate der Verbraucherpreise im Euro-Raum im Monat Mai bei 6,1 Prozent nach zuvor 7,0 Prozent. Die Richtung stimmt also, dennoch ist die Inflation noch immer viel zu hoch und liegt weit über dem von den Notenbanken definierten Zielwert von 2,0 Prozent. Die daraus resultierenden Kaufkraftverluste belasten die Wirtschaft ebenso wie die Verbraucher. Nicht zuletzt deswegen ist die deutsche Wirtschaft zu Jahresbeginn in eine technische Rezession abgerutscht. Eine nachhaltige Aufhellung der gesamtwirtschaftlichen Lage lässt weiter auf sich warten.