Linde-Nachfolger im Dax: Wer macht das Rennen?
Stühlerücken im Dax: Bereits zum Monatswechsel wird sich die Zusammensetzung des wichtigsten deutschen Börsenbarometers verändern, und zwar massiv. Mit Linde verlässt nicht nur ein Gründungsmitglied den Deutschen Leitindex, vielmehr ist der Hersteller von Industriegasen seit einiger Zeit der schwergewichtigste Dax-Titel.
Linde scheidet aus – wer rückt nach?
Linde hat sich bekanntlich dazu entschieden, künftig nur noch in New York und nicht mehr in Frankfurt gelistet zu sein. Für den Dax hat das Folgen: Die verbleibenden Werte müssen neu gewichtet werden, Indexfonds ihre Depots entsprechend umschichten.
Eine spannende Frage, die sich aus dem freiwilligen Rückzug von Linde ergibt, wird noch heute Abend beantwortet: Wer rückt nach?
Rheinmetall: Rüstungskonzern mit Rekordgewinn
Eine Zeit lang sah es so aus, als könnte mit Rheinmetall ein weiterer Rüstungskonzern – neben Airbus – in die erste Börsenliga aufsteigen. Der Waffenhersteller profitierte zuletzt massiv von der militärischen Eskalation in der Ukraine, die mit dem Einmarsch russischer Truppen vor fast genau einem Jahr begonnen hat.
Wirtschaftlich betrachtet erweist sich der Krieg in Europa als Hauptgewinn. Rheinmetall hat Anfang des Jahres bereits verkündet, dass 2022 ein Rekordgewinn erzielt werden konnte. Die Aktie hat sich binnen Jahresfrist um mehr als 150 Prozent verteuert. Ob das allerdings reicht, um in den Dax aufzusteigen, ist neuerdings wieder fraglich.
Commerzbank zieht Bilanzpräsentation vor
Denn überraschend hat in dieser Woche auch die Commerzbank ihre Jahresbilanz vorgelegt und die Präsentation des Geschäftsberichts für 2022 damit vorgezogen – gerade noch rechtzeitig, ehe die Frankfurter Börse den Linde-Platz an einen Nachfolger vergibt.
Laut den Geschäftszahlen kommt das Geldhaus für das zurückliegende Jahr auf einen Nettogewinn von 1,4 Milliarden Euro – und damit mehr als dreimal soviel wie im Vorjahr, als lediglich 430 Millionen Euro unterm Strich stehenblieben. Es ist zugleich der höchste Gewinn seit 2007, also vor Beginn der globalen Finanzkrise.
Kriterien für Dax-Listing erfüllt
Damit war die Commerzbank zwei Jahre in Folge profitabel und erfüllt damit eines der grundlegenden Kriterien für eine Aufnahme in den Dax, die die Deutsche Börse bei ihrer tiefgreifenden Reform vor zwei Jahren festgelegt hat. Damals wurde nicht nur der Leitindex von 30 auf 40 Titel ausgeweitet, es wurden darüber hinaus auch Konsequenzen gezogen aus dem kurzen Gastspiel von Wirecard.
Das aufstrebende Fintech-Unternehmen hatte einst die Commerzbank im Dax ersetzt, war aber schon kurz darauf spektakulär pleitegegangen. Die juristische Aufarbeitung dauert an, Wirecard wurde aus dem Dax entfernt und die daraus resultierenden Neuerungen sollen einen solchen Fall in Zukunft verhindern.
Entscheidung wird noch heute bekanntgegeben
Die Profitabilität über zwei Jahre in Folge bildet eine Voraussetzung für die Aufnahme in den Dax. Die Commerzbank hat diesen Punkt nun erfüllt – und gilt aus Sicht zahlreicher Analysten damit als aussichtsreichster Nachrücker für Linde. Rheinmetall könnte damit noch einmal verdrängt werden.
Gelingt der Wiederaufstieg in den Dax, wäre es gleich der zweite Grund binnen weniger Tage, um in der Commerzbankzentrale unweit der Frankfurter Börse die Champagnerkorken knallen zu lassen. Die Rückkehr in die erste Börsenliga wäre das Sahnehäubchen auf der Top-Bilanz.
Die Entscheidung, wer ab Ende Februar im Dax gelistet sein wird, gibt die Deutsche Börse heute Abend nach US-Börsenschluss bekannt.