Schauen Sie sich mal den DAX Kurs-Index an

Verglichen mit anderen Nationen sind die Deutschen zwar eher Aktienmuffel. Glücklicherweise hat das Interesse seit der Corona-Krise aber auch bei uns deutlich zugenommen. Das ist gut so, denn Aktien sind auf lange Sicht die mit Abstand renditestärkste Anlageklasse.
Allerdings fürchte ich, dass die aktuelle Korrektur viele dazu bewegen könnte, dem Aktienmarkt wieder den Rücken zu kehren. Die Erfahrung zeigt, dass viele in solchen Schwächephasen die Nerven verlieren und das Handtuch werfen. Das sollten Sie besser nicht tun.
Steigen die Notierungen, sind Aktien für die meisten „viel zu teuer“. Geht es mit den Aktienkursen dann mal bergab, ist das Wasser auf die Mühlen der Skeptiker. „Ich habe es ja schon immer gesagt: Aktien sind viel zu riskant!“ Wer über den Tellerrand hinausblickt, für den sind solche Kursrückgänge vielmehr gute Einstiegsgelegenheiten.
Heute möchte ich für Sie einen Blick auf den DAX Kurs-Index werfen. Wenn Ihnen wieder einmal ein Crash-Prophet erzählen will, Aktien seien überbewertet, dann sollten Sie sich den Chart des DAX Kurs-Index in Erinnerung rufen.
Der DAX ist ein Performance-Index
Zunächst zur Erklärung: Der DAX, den Sie aus den Börsenberichten kennen, ist ein sogenannter Performance-Index. Das bedeutet: Die Dividendenzahlungen der Unternehmen gehen in die Entwicklung mit ein. Dagegen sind die amerikanischen Indizes Dow Jones und S&P 500 Kurs-Indizes. Bei diesen werden Dividendenzahlungen nicht mit eingerechnet. Vergleichen Sie den DAX mit dem Dow Jones, vergleichen Sie also eigentlich Äpfel mit Birnen.
Als Pendant dazu gibt es auch einen DAX Kurs-Index, der – wie der Dow Jones oder der S&P 500 – die reine Kursentwicklung wiedergibt. Anders als beim bekannten Performance-Index sind die Ausschüttungen hier also nicht berücksichtigt.
Dividenden sind für über 60% der gesamten DAX-Gewinne verantwortlich
Interessant wird es nun, wenn man Performance- und Kurs-Index vergleicht. Beide Indizes sind vor 35 Jahren mit einem Wert von 1.000 Punkten (Index-Basis am 31.12.1986) gestartet. Wie Sie wissen, notiert der DAX Performance-Index derzeit bei rund 14.800 Zählern. Der Kurs-Index hingegen liegt aktuell lediglich bei circa 6.250 Punkten.
Diese erhebliche Differenz von mehr als 8.500 Punkten resultiert daraus, dass beim Performance-Index die Ausschüttungen in die Entwicklung mit eingehen, beim Kurs-Index jedoch nicht. Das bedeutet: Die seit 1987 geflossenen Dividenden sind für 62% der gesamten DAX-Gewinne verantwortlich. Daran sehen Sie, welche enorme Bedeutung die Dividendenzahlungen für die langfristig mit Aktien zu erzielenden Erträge haben.
DAX Kurs-Index notiert unter seinem 2000er-Hoch
Auch das ist eine wichtige Erkenntnis, die Sie als Anleger im Hinterkopf haben sollten. Aber darum geht es mir heute gar nicht. Schauen Sie sich einmal die Entwicklung des DAX Performance-Index im Vergleich zum Kurs-Index seit dem Jahr 2000 an.

Im Chart sehen Sie zum einen, dass der Performance-Index (blaue Linie) den Kurs-Index (orange Linie) weit hinter sich lässt, aber auch, dass der Kurs-Index seit dem Jahr 2000 per Saldo keine Zuwächse verzeichnen konnte. Im Zuge des Internetbooms erreichte der Index im März 2000 einen Höchststand bei gut 6.300 Punkten, der über viele Jahre nicht mehr erreicht wurde. Erst 2015 wurde das alte Hoch überschritten – allerdings nur kurz.
Im vergangenen Jahr stieg der Kurs-Index dann zeitweise wieder klar über das 2000er-Hoch und markierte im November bei 6.883 Punkten einen neuen Rekordstand. Bei der jüngsten Marktkorrektur fiel der Kurs-Index dann wieder unter sein 2000er-Hoch zurück und notiert aktuell bei circa 6.250 Zählern.
Von Überbewertung kann keine Rede sein
Der DAX Kurs-Index liegt aktuell also wieder unter seinem Höhepunkt des Internetbooms im April 2000. Und dies, obwohl die Unternehmensgewinne in diesem Zeitraum massiv gestiegen sind. Von „zu stark gestiegenen Kursen“ oder einer Überbewertung kann also keine Rede sein.
Ganz im Gegenteil: Der Blick auf den Kurs-Index zeigt Ihnen, dass die Aktienkurse noch jede Menge Luft nach oben haben. Auch das bestätigt meine Einschätzung, dass sich die aktuelle Schwäche für mittel- bis langfristig orientierte Anleger als gute Einstiegsgelegenheit erweisen dürfte.