Viele Gewinnwarnungen im Dax: Das sind die Gründe
Aktiengesellschaften legen im jedem Quartal ihre Umsatz- und Gewinnziele fest. Zeichnet sich ab, dass der Gewinn wider Erwarten der Gewinn geringer ausfällt, ist eine AG nach § 15 des Wertpapierhandelsgesetzes verpflichtet eine Gewinnwarnung als Ad-hoc-Meldung zu veröffentlichen. Und obwohl sich die deutsche Wirtschaft in einer der längsten Aufschwungphasen der Nachkriegszeit befindet, gingen in letzter Zeit bei den großen Unternehmen an der Börse reihenweise die roten Lampen an.
Prognose fürs Bruttoinlandsprodukt erneut gesenkt
Die Gründe für die Gewinnwarnungen im Dax sowie bei den Nebenwerten sind vielfältig und je nach Branche etwas verschieden. Übergeordnet jedoch passen sie zu dem, was man als „nationale Gewinnwarnung“ bezeichnen könnte: der jüngst gesenkten Prognose für das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Waren für 2018 und 2019 ursprünglich 2,3 % bzw. 1,8 % Wachstum angesetzt worden, gehen die Wirtschaftsweisen mit einer erneuten Reduzierung nun von 1,6 % bzw. 1,5 % aus.
Als Gründe werden Fachkräftemangel, Kapazitätsengpässe sowie Schwierigkeiten im Außenhandel genannt. Gerade mit Blick auf den Export zählen Trumps Handelskrieg mit China, der Protektionismus gegen Europa oder der Brexit zu den Gründen für die Gewinnwarnungen im Dax. Auch wenn dies alles andere als überraschend ist, so hinterlassen die genannten Faktoren zunehmend Spuren in den Bilanzen.
Gründe für Gewinnwarnung der Dax-Autobranche
Im Detail jedoch sind die Gründe für die Gewinnwarnungen unterschiedlich. Im Automobilsektor beispielsweise, wo etwa BMW, Continental oder Daimler für lange Gesichter sorgen, machen sich neben gesunkenen Absatzzahlen in den USA aber auch in China spezifische Sondereinflüsse bemerkbar. Dazu gehört der unselige Dauerstreit um Abgase und speziell in Deutschland Fahrverbote für Dieselfahrzeuge. Bußgelder, Hardwarenachrüstungen, Umtauschprämien…die Negativliste wird immer länger.
Was den Verkauf in den USA und China angeht, so wirbeln Trumps Strafzölle und Pekings Gegenmaßnahmen den Markt durcheinander. Gerade BMW und Daimler, die profitable SUVs in den USA produzieren und nach China exportieren, spüren die dortige Verunsicherung der Verbraucher. In Europa müssen sie im großen Stil rund um den Ärmelkanal Lagerhallen mieten, um Lieferengpässen für den Fall eines harten Brexit vorzubeugen. Zudem sorgen neue EU-Abgasstandards für höhere Kosten, von denen auch VW betroffen ist.
Ansteckungsgefahr drückt Kurse
Ganz anders gelagert sind die Gründe für die Gewinnwarnung des Dax Unternehmens Heidelberger Zement. Hier spielen Wettereinflüsse in den USA aber auch die stark gestiegenen Energiekosten eine Rolle. Bei Wirecard wiederum war es keine hauseigene Gewinnwarnung, die dem Kurs des Dax-Neulings so heftig zusetzte. Vielmehr war es die des französischen Konkurrenten Ingenico und die Anlegerangst vor einer generellen Schwäche des Marktes.
Kräftig Federn lassen musste auch Fresenius. Das erfolgsverwöhnte Gesundheitsunternehmen geriet in den Abwärtssog nach einer Gewinnwarnung der Tochter Fresenius Medical Care. Dessen Wachstumsaussichten haben sich wegen schlechterer Dialysegeschäfte, neuen Problemen in den Schwellenländern und Währungseffekten mehr als halbiert. Fresenius selbst aber rechnet unverändert mit einem Gewinnanstieg bis zu 12 %.
Nicht nur schlechte Nachrichten
Mit Blick auf die nähere Zukunft lässt aber mit aller Vorsicht sagen: Es gibt zwar Sorgen und Bremsen und die Bäume wachsen nicht mehr in den Himmel. Doch die jüngsten Quartalszahlen im Dax geben wieder etwas Auftrieb. Siemens beispielsweise hat besser abgeschnitten als erwartet. Ebenso die Telekom. Heidelberger Zement hat ein griffiges Sparprogramm präsentiert und die in den Mdax abgerutschte Commerzbank hat überraschend mehr verdient. Insgesamt allerdings dürften sich die Kurse deutlich volatiler entwickeln als in der Vergangenheit.