Winteranfang auch an den Börsen?
Ich habe seit vorgestern Sommerreifen aufgezogen. Ähnlich gut gerüstet sind die Marktteilnehmer, die auf weiterhin steigende Kurse gewettet hatten. War es das jetzt mit der Erholung? Dann wäre das tatsächlich ein Zeichen für eine Bärenmarktrallye, die wir schon hinter uns haben. Auch die US-Indizes drehen ein. Ich habe sogar schon „konservative“ Prognosen von 4.000 Punkten beim S&P 500 gesehen. Kein Aprilscherz.
S&P 500 im Tageschart
Die Runde 4.000 wird es dabei in den meisten Fällen wohl nicht werden. Bei 4.000 Punkten passiert nämlich überhaupt nichts im Chart. Wir hätten ein Doppeltief im Angebot bei 4.150 Punkten oder das letzte Tief davor bei 4.114. Im Mai letzten Jahres gab es noch ein weiteres Doppeltief 4.063 Punkten.

(Quelle: Tradingview.com)
4.000 Punkte wurden auf dem Weg nach oben ganz sauber durchschritten. Der S&P 500 hatte tatsächlich nur ein einziges Mal einen Kurs von 4.000 Punkten. Das war interessanterweise genau vor einem Jahr, am 1. April 2021. Heute stehen wir 500 Punkte nördlicher.
Bei der 4.000er Marke ist also überhaupt nichts, was die Kurse in irgendeiner Weise anziehen könnte. Dann noch eher der Bereich um 3.975 Punkte. Da wurden einige Tage gekämpft, bevor die Bullen die 4.000 erobern konnten.
Aber es muss auch nicht punktgenau sein. Wenn jetzt Analysten die 4.000 in den Raum werfen, hätten sie meiner Meinung nach trotzdem Recht, auch wenn die Kurse 3.975 oder 4.060 Punkte erreichen. Es drohen nun einmal aus aktueller Sicht satte 500 Punkte Kursverlust. Oder anders ausgedrückt: 13 Prozent vom letzten Hoch bzw. 17 Prozent vom Allzeithoch.
Das wäre eine ordentliche Korrektur. Kritisch auch unter dem Aspekt, wenn wir neue Tiefs machen. Solange die Kurse beim letzten Doppeltief um 4.150 Punkte wieder nach oben drehen, ist nichts passiert. Fallen wir weiter, wird es ernst.
Es geht dann nämlich gar nicht darum, ob wir etwas später wieder nach oben drehen. Das Thema Bärenmarkt ist das wirklich auf dem Tisch und der kann Jahre dauern. Was machen Sie als Anleger, wenn wir in den nächsten 5 Jahren keine neuen Allzeithochs machen? Sind Sie darauf vorbereitet?
Der DAX notiert auch schon wieder 400 Punkte unter der 14.800er Marke. Die hatten wir nur einen Tag erreicht in den letzten 5 Wochen! Auch kein sonderlich beruhigend Bild. Die Chancen steigen demnach, dass wir das „Sell in May“-Thema unter Umständen schon einen Monat vorziehen können.
Der Wermutstropfen am Ende: Vielleicht haben wir auch nur Schiebemarkt. Das heißt, die Kurse laufen lediglich zur Seite und es gibt keinen auszehrenden oder langsamen Sinkflug. Unterm Strich ist es also nicht verkehrt, aus aktueller Sicht ein paar Gewinne mitzunehmen. Sollten DAX & Co. über die wichtigen Marken wie 14.800 / 15.000 steigen und auch der S&P 500 wieder neue Hochs basteln, können wir immer noch wieder ins Risiko gehen. Rosig sieht das derzeit nicht aus. Das darf sich aber gerne schnell wieder ändern.