Qiagen-Aktie: Geld machen mit Gentests

Es gibt nicht viele Unternehmen, die mit wenig Konkurrenz einen profitablen Nischenmarkt abdecken. Eines davon ist im Medizinbereich Qiagen. Die Aktie ist an verschiedenen Börsen gelistet, so an der New Xork Stock Exchange im Nasdaq, in London im FTSE100 und an der Frankfurter Börse im Tecdax sowie seit September parallel im Mdax.
Stabile Aktie von Qiagen
Bei Qiagen handelt es sich um eine niederländische als auch um eine deutsche Firma. Die Verwaltung ist in Venlo, der Geschäftssitz ist in Hilden. Unter der niederländischen Dachgesellschaft befinden sich insgesamt 35 Tochterunternehmen in 25 Ländern. Beschäftigt werden rund 4.700 Mitarbeiter. Der Umsatz betrug letztes Jahr 1,41 Mrd. US-Dollar. Für das laufende Jahr werden 7 % mehr erwartet. Der operative Gewinn konnte im zweiten Quartal sogar um 138 % zulegen. Im Gesamtjahr 2017 belief er sich auf 218 Mio. US-Dollar. Und der freie Cashflow ist mittlerweile auf über 94 Mio. Dollar gestiegen.
Die Aktie von Qiagen ist seit 2008 pro Jahr um durchschnittlich 9,3 % gestiegen. Kein Renner, aber attraktiv. Immerhin agiert das Unternehmen in einem Markt, dessen Wachstum in den kommenden fünf Jahren auf rund 30 % geschätzt wird: Medizintechnik – im weiteren Sinne jedenfalls. Denn eigentlich bewegt sich Qiagen irgendwo zwischen Medizintechnik und Biotechnologie.
Qiagen-Chef Peer Schatz, der seit 1993 im Unternehmen ist, sieht sich eher auf der technischen Seite: „Wir sind ein Diagnostik und Labortechnologie-Unternehmen.“ Zum Geschäft gehören molekulare Diagnostik und entsprechende Gerätschaften. Dabei geht es auch um Bioinformatik und personalisierte Medizin. Klingt griffig, ist aber in Teilen erklärungsbedürftig.
Mehr Therapien nur mit Tests zugelassen
Wenn Qiagen Gentests auf eine Reihe von Erkrankungen wie Krebs oder Tuberkulose entwickelt und anbietet, dann geht es nicht nur im Früherkennung, sie stehen vorwiegend im Zusammenhang mit Therapien bzw. Medikamenten, die von Pharmaunternehmen hergestellt werden. Zu deren Entwicklung gehören mittlerweile zum größten Teil Gentests, da es bei vielen Substanzen von genetischen Voraussetzungen abhängt, wie sie wirken.
Ein Tumorpräparat beispielsweise schlägt nicht bei jedem Patienten gleichermaßen an. Hilft es etwa nur bei Tumoren, die ein bestimmtes Protein enthalten, dann zeigen die Tests von Qiagen an, ob dies der Fall ist. Damit lässt sich eine Behandlung weitgehend ungeeigneter Personen mit entsprechenden Nebenwirkungen vermeiden, was zugleich den gezielten Behandlungserfolg des Medikaments sowie dessen Nachfrage steigert. Dieser Ansatz fällt in die Kategorie der personalisierten Medizin.
Der Trend geht dahin, immer mehr Präparate nur noch mit derartigen Tests zuzulassen. Mithilfe neuartiger Geräte lässt sich das Erbgut zunehmend schneller und effektiver entschlüsseln. Qiagen hat über 1.000 patentierte Verfahren im Portfolio. Es verkauft sie bzw. die Geräte nicht nur, sondern verleiht sie größtenteils. Das erspart dem Kunden Anfangskosten, wobei er allerdings das rasch verbrauchte Zubehör zu den Testsets nachkaufen muss.
Mit diesem Geschäftsmodell unterscheidet sich Qiagen von seinen Mitstreitern, zu denen die US-Hersteller Illumina, Thermo Fisher sowie Roche aus der Schweiz und das deutsche Biotechnologie-Unternehmen Epigenomics gehören. Für künftig massenhafte Gentests in Krankenhäusern und Praxen zur exakten Diagnose und passenden Behandlung ist Qiagen bestens aufgestellt.
Nobelpreisträger auf der Kundenliste
Dieser Tage erfuhr Qiagen einmal mehr internationale Anerkennung. Der wegen seiner Krebsforschung frisch zum Medizin-Nobelpreisträger gekürte Wissenschaftler James Allison zählt zu den hochkarätigen Kunden. Mit ihm hat Qiagen nun 25 Preisträger in der Kundenliste. Künftig setzt das Unternehmen verstärkt auf digitale Datenanalyse, mit denen die Verfahren deutlich präziser werden.
Qiagen genießt weltweit einen guten Ruf. Gut die der Hälfte der Umsätze werden übrigens auf dem amerikanischen Kontinent gemacht. Deutschland hat einen Anteil von unter 10 %. Übernahmegerüchte gab es zuletzt im Zusammenhang mit Siemens, bevor es seine Gesundheitssparte Healthineers an die Börse brachte. Qiagen-Chef Schatz nimmt es gelassen: „Wir sind als führender Anbieter groß genug, um eigenständig zu bleiben, aber klein genug um schnell und wenig auf neue Entwicklungen zu reagieren.“
Die Qiagen-Aktie hat nach ihrem Höchststand von 33,55 Euro Ende August parallel zur allgemeinen Korrektur an den Märkten etwas nachgegeben, ist aber wieder im Aufwärtstrend. Mit dem jüngsten Wachstumsschub und der positiven Margenentwicklung haben sich die Fundamentaldaten deutlich verbessert. Mit einem KGV von 25,8 ist die Qiagen-Aktie leicht überbewertet, und Dividenden gibt es leider keine.