Interbankensatz: Wie funktioniert er und welche Bedeutung hat er?
Es haben sich verschiedene wichtige Interbankenzinssätze im Laufe der Zeit etabliert, die wichtigsten stellen wir Ihnen hier vor:
Der LIBOR – wichtige Kenngröße für internationale Kreditgeschäfte
Der London Interbank Offered Rate (LIBOR) wird täglich um 11:00 Uhr Londoner Zeit festgelegt. Er ist der Referenzzinssatz im Interbankengeschäft und dient als wichtige Zielgröße für Kreditgeschäfte mit kurzer Laufzeit.
Täglich melden hierfür eine Auswahl von Kreditinstituten die Höhe ihrer Zinssätze , wodurch ein Durchschnittswert ermittelt und veröffentlicht wird.
Der LIBOR wird für zehn verschiedene Währungen (australischer Dollar, kanadischer Dollar, Schweizer Franken, dänische Krone, Euro, Pfund Sterling, Yen, Neuseeland-Dollar, schwedische Krone und US-Dollar) und 15 verschiedene Laufzeiten ermittelt. Die Laufzeiten reichen für eine Nacht bis hin zu einem Jahr.
Die genaue Berechnungsmethode und aktuelle LIBOR-Zinssätze finden Sie hier.
Der LIBOR wird als Referenzrate für viele verschiedene Finanzprodukte sowohl im Finanzmarkt, als auch im kommerziellen Geschäft mit Firmenkunden herangezogen.
Der EURIBOR – wichtiger Referenzwert für Kredite und Festgeld im Euro-Raum
Eine weit größere Bedeutung als Referenzzinssatz als der LIBOR hat für den kontinental-europäischen Raum der EURIBOR. Der Euro InterBank Offered Rate (EURIBOR) ist der Zinssatz für Termingelder in Euro im Interbankenhandel.
Der EURIBOR übernahm die Funktion des Frankfurt Interbank Offered Rate (FIBOR), der bis 1999 als Referenzzinssatz am deutschen Geldmarkt diente und täglich in Frankfurt am Main als Interbankzinssatz für DM-basiertes Termingeld berechnet wurde. Weitere Informationen über den Euribor finden Sie hier.
Der EURIBOR wird für verschiedene Laufzeiten – von einer Woche bis 12 Monaten – aus den Durchschnittswerten von mehreren großen Banken mit erstklassiger Bonität täglich um 11:00 Uhr ermittelt. (Aktuelle Werte hier.) Dabei fließen auch die Zinswerte von deutschen Banken mit in die Berechnung mit ein. Diese deutschen Banken sind aktuell in sogenannten Euribor Bank-Panel vertreten.
Der EURIBOR wird täglich im Wirtschaftsteil von Tageszeitungen veröffentlicht und dient als Referenzwert für viele Finanzprodukte im Privatkundenbereich. So ist der EURIBOR unter anderem für kurzfristige Kredite Verhandlungsbasis, aber auch bei der Anlage von Festgeld kann der EURIBOR als Grundlage dienen.
Deutsche Banken verleihen sogenanntes Eurogeld in der Regel für 1 bis 6 Monate zu EURIBOR-Konditionen plus eines Zinsaufschlags von 0,5 bis 2,0 Prozentpunkten. Der Aufschlag ist abhängig von der Bonität des Kunden und kann frei verhandelt werden.
Zudem wird der EURIBOR gerne auch als Referenzzins bei variabel verzinslichen Anleihen und immer bei Swaps herangezogen.
EONIA – wichtiger Benchmark für unbesicherte Euro-Geldmarktkredite
Neben dem LIBOR und dem EURIBOR gibt es mit dem EONIA (Euro OverNight Index Average) noch einen weiteren Zinssatz, der auf dem Interbankenmarkt im Euro-Währungsgebiet für unbesicherte Euro-Ausleihungen und Anleihen als Berechnungsgrundlage dient.
Der EONIA wird von der EZB (Europäischen Zentralbank) auf drei Nachkommastellen als Jahreszinssatz (act/360) berechnet. Der EONIA ist wie die der LIBOR und der EURIBOR einer der weltweit wichtigsten Benchmarks für kurzfristige unbesicherte Geldmarktkredite in der Euro-Zone. Weitere Informationen zum EONIA und aktuelle Werte finden Sie hier.
Interbankensätze dienen als Orientierungshilfe
Anders als Leitzinsen der Zentralbanken sind Interbankensätze grundsätzlich nicht verbindlich, sondern spiegeln nur wider, welche Zinsen im Markt üblich sind
Oft werden die hier genannten Interbankensätze aber vertraglich als „Referenz“ festgelegt. Insofern haben sie dann schon eine verbindliche und bindende Auswirkung auf die jeweiligen Vertragspartner.
Insgesamt sind LIBOR-, EURIBOR- und EONIA-Zinssätze wichtige Orientierungshilfen für viele andere Kreditzinsen im Geldmarkt und haben daher große Bedeutung für Unternehmen und Verbraucher.