Digitalisierung von Autos: Chancen und Risiken für deutsche Hersteller
Die fortschreitende Digitalisierung hat längst die Automobilindustrie erfasst. Deutsche Autohersteller als auch Autobauer in Übersee versuchen mit neuen Konzepten den Zukunftsherausforderungen zu begegnen.
Insbesondere für die großen deutschen Hersteller wie Volkswagen, BMW und Daimler stellt die Digitalisierung eine große Herausforderung dar, hatte es die deutsche Autoindustrie in den vergangenen Jahrzehnten „nur“ mit der Konkurrenz aus der japanischen und amerikanischen Automobilindustrie (Toyota, General Motors) zu tun. Inzwischen hat sich das Wettbewerbsumfeld jedoch stark verändert.
Connected Cars: Google, Apple & Co mischen kräftig mit
Neben neuen Herstellern wie Tesla Motors, wollen auch US-Technologiekonzerne wie Google, Apple und Uber ein großes Stück vom großen Kuchen Mobilität abhaben.
Angebote wie digitale Karten, Routen-Planer und Autopiloten bieten einfach zu viele Vorteile, um darauf verzichten zu können. Daher haben Branchenexperten keinen Zweifel: Das Auto der Zukunft wird vernetzt (Connected Cars) sein und weitgehend selbstständig fahren.
Während deutsche Autohersteller auf eine jahrzehntelange Erfahrung in der Fahrzeugproduktion zurückblicken können, sind US-Technologiekonzerne wie Google und Apple stark in Sachen Software und digitale Daten – entsprechend groß ist der Erfahrungsvorsprung dieser Unternehmen in diesem Bereich.
Auch die amerikanische Uber setzt auf Software, wenn es um die Eroberung des Marktes Fahrvermittlungsdienste (Ridesharing) geht. Diesen Trend haben auch Daimler und BMW erkannt und wollen mit entsprechenden Angeboten dagegen halten.
Das Auto als Mobilitätsplattform
Besonders in Großstädten erfreuen sich Carsharing- und Ridesharing-Angebote wie Car2Go, DriveNow, aber auch MyTaxi bereits großer Beliebtheit. Marktbeobachter wie der BVDW-Verband glauben, dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren noch verstärken wird.
Dies dürfte dazu führen, dass immer mehr Autos von mehreren Menschen genutzt werden. Folglich dürften auf den Straßen in Ballungszentren eher weniger Fahrzeuge unterwegs sein. Der Bedarf an Neufahrzeugen könnte insbesondere in Großstädten zurückgehen, während sich die Absatzmärkte der Autohersteller zunehmend in Richtung Schwellenländer verlagern.
Dennoch sieht der Branchenverband BVDW große Chancen im Markt für „Connected Cars“, hat dieser Markt im Jahr 2015 bereits ein Volumen von 32 Mrd. € erreicht. Bis 2020 soll der Markt für vernetzte Fahrzeuge kräftig zulegen und auf 115 Mrd. € klettern.
Connected Cars: mehr Chancen als Risiken
Für deutsche Autohersteller bedeutet der Markt für „Connected Cars“ große Chancen, ist aber auch mit nicht unerheblichen Risiken behaftet. Mit der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung der Fahrzeuge kommt der Software in den nächsten Jahren eine Schlüsselrolle zu.
Aus diesem Grunde sind zum Beispiel beim Hersteller Tesla Motors über die Hälfte der Mitarbeiter in Software Engineering involviert, während bei traditionellen Autobauern nur 2 bis 3 % der Mitarbeiter diesem Bereich zuzuordnen sind.
Beim US-Investmenthaus Morgan Stanley glaubt man, dass dies für die Zukunft noch große Bedeutung haben wird, dürfte der Wertbeitrag der Software im Fahrzeugbau von derzeit 5 % auf rund 60 % im nächsten Jahrzehnt steigen.
Auch was die Vernetzung der Fahrzeuge angeht, sind US-Technologiekonzerne wie Google und Apple im Vorteil, da diese bereits über einen digitalen Zugang zum Kunden verfügen – nur noch die Mobilitätsplattform, sprich das Auto fehlt.
Fazit: Die Automobilbranche steht womöglich in den nächsten Jahren vor dem größten Umbruch ihrer Geschichte. Anleger sollten daher bei der Auswahl der richtigen Auto-Aktie viel Sorgfalt walten lassen und genau prüfen, ob der Hersteller auch wirklich für die Zukunft gerüstet ist.