Kuba öffnet sich – Anlagechancen und Wetten auf den Wandel
Nach über einem halben Jahrhundert Handelsembargo durch die USA gibt es wieder bilaterale Gespräche mit Havanna und Pläne zur Aufhebung der Blockade.
Die Tür ist vorerst ein Stück weit geöffnet und Kuba sucht dringend Anschluss an die Weltwirtschaft. Denkbar wäre ein Wandel des Landes nach dem Vorbild Chinas, bei dem die Machthaber die Kontrolle behielten. Stellt sich die Frage, inwieweit es möglich und sinnvoll ist, in Kuba zu investieren.
In Kuba investieren – die Insel sucht Anschluss
Die Unternehmen zumindest stehen weltweit längst in den Startlöchern und wollen in Kuba investieren, vor allem US-Firmen, die quasi vor der Haustür liegen. Doch die Regierung in Havanna will eine einseitige Abhängigkeit von den USA vermeiden und lädt Delegationen aus den verschiedensten Ländern ein.
Seit Juni 2014 ermöglicht ein Gesetz ausländischen Interessenten, in Kuba zu investieren, um die Wirtschaft zu modernisieren. Jüngst wurde westlich von Havanna die Sonderwirtschaftszone Mariel um einen Seehafen herum eingerichtet. In den Industrieparks können sich Firmen aus den verschiedensten Branchen ansiedeln.
Der Überseehafen selbst soll zum regionalen Karibikport ausgebaut werden – die Chinesen sorgen derweil für die nötige Ausstattung. International sind rund 300 Projekte ausgeschrieben. Steuervergünstigungen sollen Unternehmen und Investoren anlocken.
Außerhalb der Zone herrscht noch weitgehend Planwirtschaft. Lediglich der Handel mit Autos und Immobilien ist seit 2011 teilweise freigegeben. Auch kann eine Reihe von Kleinunternehmern wie Friseure, Restaurantbesitzer oder Taxifahrer auf eigene Rechnung arbeiten.
Erheblicher Nachholbedarf
Wer in Kuba investieren will, hat derzeit ein Land mit erheblichem Aufholpotenzial vor sich. Bisher hing die Karibikinsel am Tropf von Venezuela und Russland. Doch an allen Ecken und Enden herrscht extremer Nachholbedarf. Gebäude, Geräte und Strukturen sind völlig veraltet.
Nur ein Viertel der 11,2 Mio. Kubaner hat ein Handy und nur 5% der Bevölkerung Zugang zum Internet. Der Weg aus der maroden Mangelwirtschaft bietet Chancen für sämtliche Branchen: Immobilien, Tourismus, Telekommunikation, Infrastruktur Energie, Handel, Konsum und nicht zuletzt Finanzdienstleistungen.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Emerging Market-Ländern jedoch hat Kuba entscheidende Vorteile: Ein funktionierendes Gesundheitssystem mit flächendeckender Versorgung und ein vergleichsweise hohes Bildungsniveau mit kostenlosen Schulen und Ausbildungszentren. Gute Voraussetzungen also, wenn künftig qualifizierte Arbeitskräfte gesucht werden.
Was allerdings fehlt, ist eine Börse und ein entsprechender Index. Privatanleger können also in Kuba nicht investieren. Auch direkte Investments in die Wirtschaft sind kaum möglich. Die rund 3.700 Unternehmen befinden sich in staatlicher Hand.
Zwei Anlagewege zur Zuckerrohrinsel
Derzeit gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Die eine ist ein 2015 aufgelegtes Indexzertifikat auf den Solactive Cuba Focused Caribbean Index. Der enthält bis zu 12 Unternehmen, aus den Bereichen Infrastruktur und Transport, Finanzen und Konsumgüter.
Dazu gehören etwa: der Nickelproduzent Sherrit, der mexikanische Telekommunikationskonzern America Movil, sowie Kreuzfahrtanbieter oder spezialisierte Airlines. Die Laufzeit beträgt 10 Jahre, was auch zu dem mittleren Zeithorizont des wirtschaftlichen Aufholprozesses passt. Das Zertifikat stammt vom Schweizer Investmenthaus Leonteq.
Etwas älter ist der 1994 aufgelegte Herzfeld Caribbean Basin Fund – ein börsennotierter geschlossener US-Fonds mit Kuba als zentrales Anlagethema. Alle 76 Aktien stammen von nichtkubanischen Unternehmen. Bislang war der Fonds vor allem von politischen Spekulationen getrieben.
Wer derzeit in Kuba investieren will, braucht Geduld und eine gehörige Portion Mut. Ob das Öffnungsexperiment Kuba gut ausgeht, ist längst nicht ausgemacht. Ein Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft muss behutsam und ohne extreme soziale Spannungen verlaufen.