Südamerika – Börsen, Wirtschaft, Firmen und Währungen

News und Hintergründe zu den Aktien und Börsen der südamerikanischen Emerging Markets bei GeVestor | B3-SA Brasil | Merval Index | IPSA
6 min | Stand 20.12.2021
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Inhaltsverzeichnis

Südamerika gehört zum amerikanischen Doppelkontinent, wird allerdings manchmal auch als eigener Kontinent dargestellt. In den mehr als zehn Ländern Südamerikas leben insgesamt knapp 430 Millionen Menschen auf einer Fläche von rund 17,8 Millionen km². Daraus ergibt sich eine Einwohnerdichte von 23,4 Menschen pro km². Quadratkilometer. Insgesamt gibt es auf dem südamerikanischen Kontinent 13 Länder. Zu den bekanntesten zählen sicherlich Brasilien, Argentinien, Kolumbien und Chile. An der Ostküste des Kontinents befindet sich der Atlantische Ozean, während im Westen der Pazifik angrenzt.

Die Börsen in Südamerika

Mittlerweile haben die meisten südamerikanischen Länder eine eigene Börse. Die mit Abstand wichtigste Börse des südlichen, amerikanischen Doppelkontinents befindet sich in Brasilien, genauer gesagt in São Paulo. Seit mittlerweile über 130 Jahren wird an der Börse mit Namen BM&FBovespa mit Aktien brasilianischer Firmen gehandelt. Neben der Leitbörse Südamerikas in São Paulo gibt es in den anderen Ländern ebenfalls Börsen, wie zum Beispiel:

  • Bolsa de Comercio de Santiago (Chile)
  • Bolsa de Comercio de Buenos Aires (Argentinien)
  • Bolsa de Valores de Colombia (Kolumbien)
  • Die Bolsa de Valores de Lima (Peru)

Die zweitwichtigste Börse von Südamerika ist nach der BM&FBovespa in Brasilien die Bolsa de Comercio de Santiago, die sich in Chile befindet. Die Gründung geht auf das Jahr 1893 zurück. Nach der BM&FBovespa und der Bolsa Mexicana de Valores in Mexiko handelt es sich um die drittgrößte Börse im gesamten, lateinamerikanischen Raum.

Die Börsenindizes in Südamerika

Da verschiedene, südamerikanischen Staaten eine eigene Börse haben, gibt es demzufolge naturgemäß ebenfalls einige Hauptindizes. Der wichtigste Index befindet sich entsprechend der Leitbörse in Brasilien, also in São Paulo. Der Börsenindex aus Brasilien ist am besten unter der Abkürzung Bovespa bekannt. Innerhalb dieses Indizes notieren über 70 Unternehmen aus Brasilien, die fast 80 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung ausmachen. Enthalten sind ausschließlich Firmen, die ihren Hauptsitz in Brasilien haben. Die Wertentwicklung des Bovespa innerhalb der letzten knapp 30 Jahre war enorm, wie folgenden Eckdaten zeigen:

  • 1993: ca. 100 Punkte
  • 1994: ca. 1000 Punkte
  • 1997: ca. 10.000 Punkte
  • 2003: ca. 20.000 Punkte
  • 2007: ca. 50.000 Punkte
  • Aktuell (Februar 2022): ca. 111.000 Punkte

Innerhalb der letzten knapp 30 Jahre ist der Bovespa also von ursprünglich unter 100 auf heute mehr als 100.000 Punkte angestiegen, was eine Wertentwicklung von über 100.000 Prozent bedeutet. Zu den ebenfalls bedeutenden Aktienindizes in Südamerika zählen neben dem brasilianischen Bovespa noch der Índice de Precio Selectivo de Acciones in Chile sowie der MERcado de VALores de Buenos Aires in Argentinien.

Die wichtigsten Aktienindizes Südamerikas

Anleger, die in südamerikanische Aktien investieren wollen, konzentrieren sich meist auf die Märkte der aufstrebenden Regionen.

Die wichtigsten Aktienindizes in Südamerika sind dabei:

  • B3-SA Brasil (Brasilien, ISIN BRB3SAACNOR6)
  • Merval (Argentinien, ISIN ARMERV160025)
  • IPSA (Chile)

Große Unternehmen aus Südamerika

Die meisten Bundesbürger und Menschen aus Europa werden vermutlich nur eine Hand voll Unternehmen kennen, die aus Südamerika stammen. Diesbezüglich wird wiederum die dominierende Stellung Brasiliens in Südamerika deutlich. Es handelt sich ohnehin um das einzige Schwellenland auf dem südamerikanischen Kontinent, während die anderen Staaten noch in die Rubrik der Entwicklungsländer fallen. Zu den bekanntesten Unternehmen, die ihren Hauptsitz in Südamerika haben, zählen:

  • Petroleo Brasileiro S.A. (Petrobras)
  • Mercado Libre
  • PagSeguro
  • Engie Brasil
  • Telefónica Brasil

Am bekanntesten ist die Firma Petroleo Brasileiro S. A., den meisten Menschen noch besser unter der Bezeichnung Petrobras geläufig. Es handelt sich dabei um eine Firma aus der Sparte Öl- und Energieindustrie. Die Geschäftstätigkeit von Petrobras besteht insbesondere darin, Öl und andere Energiestoffe wie Erdgas zu finden und anschließend zu fördern.

Auch wenn in Europa oftmals vor allem der Name Petrobras genannt wird, wenn es um südamerikanischen Unternehmen geht, ist die bekannteste Firma des Kontinents Mercado Libre. Das ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Aktien an der US-Börse gelistet werden. Es handelt sich um eine Aktiengesellschaft aus Argentinien, die einen großen Onlineshop betreibt, der mit amerikanischen Vorbildern wie eBay oder Amazon durchaus vergleichbar ist. Mercado Libre bedeutet so viel wie freier Handelsplatz.

Ebenfalls zu den bekannteren Firmen aus Südamerika zählen der brasilianische Finanzdienstleister PagSeguro, der ebenfalls brasilianische Energiekonzern Engie Brasil sowie Telefonica Brasil, bei der es sich um eine Tochtergesellschaft des spanischen Telekommunikationsunternehmen Telefonica S. A. handelt.

Chancen und Risiken für Anleger in Südamerika

Im Prinzip dürfte jedem Anleger klar sein, dass es sich bei einem Investment in Südamerika nicht um eine sichere Kapitalanlage handeln kann. Da gilt im Grunde unabhängig von dem gewählten Anlageprodukt, seien es Fonds, Aktien oder Anleihen. In jedem Fall gibt es höhere Risiken zu beachten, die sich noch einmal nach den jeweiligen Ländern auf dem Kontinent deutlich unterscheiden können. Möchten Sie beispielsweise in Staatsanleihen aus Südamerika investieren, dann finden Sie kaum ein Rentenpapier, welches mit einem sehr guten oder gar dem besten Rating ausgestattet ist. Selbst brasilianische Staatsanleihen werden von den Rating-Agenturen so eingestuft, dass das Investment definitiv mit einem höheren Risiko verbunden ist.

Ganz ähnlich stellt sich die Situation bei Aktien dar, mit denen Sie bekanntlich in einzelne Unternehmen aus Brasilien, Argentinien oder einem anderen, südamerikanischen Land investieren können. Aufgrund dieses tendenziell höheren Risikos bei einem Investment in Südamerika raten die meisten Experten dazu, sich auf Fonds zu konzentrieren. Dabei kann es sich entweder um aktiv gemanagte Aktienfonds oder ETFs handeln, die bekanntlich einen bestimmten Index nachbilden.

Besonders chancenreich für ein Aktien-Investment oder auch Staatsanleihen sind sicherlich die Länder Brasilien und Argentinien. Brasilien zählt schon länger zu den Emerging Markets, also zu den Schwellenländern. Mitunter wird auch Argentinien bereits dieser Rubrik zugeordnet, da es keine einheitliche Definition gibt, welche Staaten zu den Schwellenländern gehören. Sollten Brasilien und/oder Argentinien den Sprung zur Wirtschaftsnation schaffen, würde dies für Anleger vermutlich sowohl bei Aktien als auch Staatsanleihen die Chance auf sehr gute Renditen bieten.

Volkswirtschaften und Wirtschaftssektoren in den Ländern Südamerikas

Da es sich bei den mit Abstand meisten Staaten in Südamerika noch um Entwicklungsländer handelt, ist es nicht verwunderlich, dass die Wirtschaft vor allem durch die folgenden drei Branchen bestimmt wird:

  • Bergbau
  • Rohstoff-Förderung (Bodenschätze)
  • Landwirtschaft

Die wohl bedeutendste Rolle in der südamerikanischen Wirtschaft hat faktisch in allen Staaten der Bergbau nebst Abbau von Bodenschätzen. Hier geht es in erster Linie um den Abbau von Gold, Silber, aber auch Kupfer und Zinn. So befanden sich beispielsweise im Jahre 2010 drei südamerikanische Staaten unter den fünf größten Zinnförderländern, nämlich Brasilien, Peru und Bolivien. Neben dem Bergbau sind Bodenschätze im Allgemeinen ein enorm wichtiger Wirtschaftsfaktor. Hier kommt den südamerikanischen Staaten der enorme Reichtum an Bodenschätzen zugute, beispielsweise:

  • Edelmetallerze
  • Mangan
  • Bauxit
  • Eisenerz

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Agrarprodukte, die exportiert werden. Dazu zählen beispielsweise Bananen, Kaffee und Rindfleisch. Vor allem in Ländern wie Chile oder Ecuador nehmen solche Rohstofflieferungen mit den entsprechenden Erlösen über 70 Prozent sämtlicher Wirtschaftseinnahmen ein. Somit handelt es sich beim Export der Bodenschätze um eine existenziell wichtige Devisenquelle.

Gegenüber dem primären Sektor, also der Landwirtschaft und dem Abbau der angesprochenen Bodenschätze, nehmen in den meisten Ländern Südamerikas der sekundäre und tertiäre Sektor noch eine untergeordnete Rolle ein. Am weitesten fortgeschritten sind diese zwei Sektoren sicherlich in Brasilien, weshalb es sich um das in der Regel einzig genannte Schwellenland auf dem südamerikanischen Kontinent handelt. Experten rechnen aber damit, dass zumindest in Brasilien und vermutlich auch Argentinien in den kommenden 10 bis 20 Jahren wohl der Industrie- als auch der Dienstleistungssektor deutlich an Bedeutung gewinnen werden.

Die Währungen in Südamerika

Da der südamerikanische Kontinent aus 13 Staaten besteht, gibt es entsprechend viele Währungen. In den meisten Staaten heißt die Landeswährung Peso, auch wenn es voneinander unabhängige Währungen sind. Zu den bekanntesten Fremdwährungen in Südamerika zählen:

  • Peso (Argentinien)
  • Real (Brasilien)
  • US-Dollar (Ecuador)
  • Sol (Peru)

Die älteste Währung in Südamerika ist der Real, der heute in Brasilien das offizielle Zahlungsmittel darstellt. Eingeführt wurde der Real Mitte des 17. Jahrhunderts von niederländischen Besetzern Brasiliens. Knapp 150 Jahre später war der Real erstmals die offizielle Währung in Brasilien. Ausgegeben wird der Real zum einen in Form von Banknoten in einer Stückelung von 2,5, 10, 20, 50 und 100 Einheiten. Interessant ist auch die Kursentwicklung südamerikanischer Währungen, hier wiederum am Beispiel des Real:

  • 2006: ca. 2,80 Real /Euro
  • 2010: ca. 2,30 Real
  • 2016: ca. 4,00 Real
  • 2021: ca. 6,20 real
  • Aktuell (Anfang Februar 2022): ca. 6,05 Real

Innerhalb der letzten gut zehn Jahre ist der Wert des Real gegenüber dem Euro also um über 60 Prozent gesunken. Dies zeigt durchaus die wirtschaftlichen Probleme, die Brasilien insbesondere im vergangenen Jahrzehnt teilweise hatte. Ähnlich geht es anderen südamerikanischen Staaten, denn auch dort hat die Währung tendenziell gegenüber dem Euro letzten zehn Jahren deutlich an Wert verloren.