Brady Bonds: So kamen Pleitestaaten aus der Schuldenfalle
Staatspleiten machen in Abständen immer wieder die Runde. In den 1980er Jahren traf es vor allem die Länder Südamerikas.
Und heute ist auf dem alten Kontinent die Euro-Krise bzw. die drohende Zahlungsunfähigkeit Griechenlands noch nicht ausgestanden. Entsprechend zurückhaltend sind Anleger bei entsprechenden herkömmlichen Staatsanleihen.
Brady-Bonds: Geschichte einer Schuldenalternative
Als historisch erfolgsversprechende Alternative zum Weg aus dem Bankrottdilemma werden häufig Brady Bonds gehandelt. Ihre Geschichte geht auf die 1990er Jahre zurück, sie waren die Antwort auf die Krisen in Lateinamerika und Südostasien. Brady Bonds sind eine Art Sondergattung von Anleihen und wurden beispielsweise in Argentinien eingesetzt. Sie waren eigentlich nur gut informierten Anlegern bekannt, unter ihnen aber begehrt.
Interessante Papiere von Wackelkandidaten? Die Geschichte der Brady Bonds zeigt, dass dies kein Widerspruch sein muss. Das Konzept der Brady Bonds verhalf insgesamt 17 Staaten sich aus der Krise zu befreien. Gleichzeitig waren die Anleger langfristig auf der sicheren Seite. Mexiko etwa konnte sich als erstes erholen und seine Brady-Bond-Schulden bereits 2003 begleichen.
Brady Bonds waren eine Idee des früheren US-Finanzministers Nicholas Brady. Als halb Südamerika vor der Pleite stand, befürchtete er ein Übergreifen auf das gesamte Finanzsystem. Die Zinsen waren weltweit gestiegen, die Länder mussten ihren Schuldendienst einstellen.
Umschuldungs-Idee aus den 1980er Jahren
Brady überlegte sich ein Konzept zur Umschuldung: Die Schulden wurden in Anleihen umgewandelt. Für die neuen handelbaren Kapitalmarktpapiere wurden Quoten, Zinsen und Fristen neu ausgehandelt. Die Laufzeiten wurden gestreckt und die Zinsen gesenkt.
Besichert wurden diese Schuldverschreibungen mit US-Treasury Nullkupon-Anleihen, bei denen die Zinsen nicht laufend gezahlt werden, sondern sich aus der Differenz von Ausgabe- und Rückzahlungskurs ergeben. Um diese Nullkupon-Anleihen als Sicherheit erwerben zu können, bekamen die Schuldnerländer Finanzmittel vor allem von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Damit war schon mal die Rückzahlung und zum Teil auch die Verzinsung gesichert.
Die neuen Brady Bonds kamen bei den Investoren gut an. Sie warfen regelmäßige Zinsen ab und hatten eine Laufzeit zwischen 10 und 30 Jahren. Die Schuldenländer wiederum mussten die Null-Kupon-Anleihen erst am Ende mit Zinsen zurückzahlen. Das Kalkül, dass sie sich aus der Schuldenspirale befreien und mit Reformen erholen würden, ging in den meisten Fällen auf.
Das beschriebene Konzept der Brady Bonds zeigt allerdings nur den groben Rahmen. Im Detail gab es verschiedene Unterarten, teils mit Abschlag zu marktüblichen Zinsen, teils zum Nominalbetrag mit niedrigeren Zinsen.
Euro-Krise: Ist das eine Alternative für heutige Pleitekandidaten?
In der Folge verdrängten zunehmend neue Finanzinstrumente die einfache Schuldenbedienung von Krediten. So wurden etwa im Rahmen von Swaps Bankforderungen gegen Brady Bonds getauscht. Das alles gelang jedoch nur mit Hilfe von Weltbank und IWF.
Brady Bonds sind durchaus eine Alternative auch für heutige Probleme. Bei Pleitekandidaten wie Griechenland könnte sich neben dem IWF auch ein Europäischer Währungsfonds (EWF) an der Finanzierung etwa von Nullkupon-Anleihen Deutschlands beteiligen, die zur Besicherung von frischen Brady-Anleihen dienen. In dem Fall müssten die Anleger nicht befürchten, dass sie plötzlich wertlos werden.
Bei Brady Bonds muss in Zeiträumen von gut 20 Jahren gedacht werden. Allerdings sind sie keine Garantie für eine nachhaltige Erholung eines Landes. Wie sich in Südamerika zeigte, wurden etwa Ecuador und Argentinien bald wieder zahlungsunfähig. Brasilien, Venezuela oder Mexiko indes konnten (zunächst) erfolgreich durchstarten.