Darum sind viele Anleihen kaum erschwinglich

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Auch wenn das allgemeine Zinsniveau niedrig ist, Anleihen bzw. Bonds bieten teils beachtliche Renditen. Vor allem Unternehmen profitieren, wenn sie sich Geld günstiger beim Anleger als bei der Bank leihen.

Das Grundprinzip von Bonds ist einfach zu verstehen, vorausgesetzt es handelt sich um Standardanleihen: Man investiert in ein Papier über eine festgelegte Laufzeit, erhält bis dahin Zinszahlungen und am Ende die Einlage zurück.

Stückelung bei Anleihen als kleinste Investitionseinheit

Eine erste Hürde kann aber schon die Stückelung von Anleihen sein. Mit ihr werden diese Kredite in kleine Einheiten aufgeteilt, damit sich genügend Investoren finden. Sie machen eine Anleihe in Millionen- oder Milliardenhöhe erst handelbar. Je kleiner die Stückelung einer Anleihe, desto mehr Privatanleger greifen zu. Als solcher kann man nur entsprechend der Stückelung investieren.

Eine Stückelung ist in anderen Worten eine Teilschuldverschreibung als kleinste handelbare Einheit. Möglich sind Einheiten zu 50, 100, oder 500, üblich sind eher 1.000 aber auch 50.000 oder 100.000. Beträgt der Anleihewert an der Börse 100 %, entspricht dies jeweils dem Betrag in Euro. Will jemand etwa 100 € bei einer Stückelung von 50 investieren, kauft er entsprechend 2 Einheiten. Durch die Stückelung entstehen Portionen mit glatten Beträgen.

Bundesanleihen schon für Centbeträge

Die kleinsten Stückelungen gibt es bei Staatsanleihen. Bundesanleihen zählen mit einem Marktvolumen von über 650 Mrd. € zu den liquidesten Bonds weltweit und sind schon zu einer Stückelung von 0,01 zu bekommen. Die Mindestanlage beträgt somit 1 Cent und steht jedem Kleinstanleger offen. Geringe Beträge haben also nichts mit geringer Qualität zu tun.

Erschwingliche Stückelungen bieten auch etliche Mittelstandsunternehmen, und das mitunter zu äußerst attraktiver Verzinsung. Allerdings muss man hier genau auf die Bonität achten. Investoren tragen immer das Insolvenzrisiko. Auch bei einer Stückelung zu 1.000 € steht einiges auf dem Spiel. Besser sind natürlich große, solide Konzerne mit gutem Bonitätsranking.

Teurer Einstieg bei großen Konzernen

Doch hier stehen viele Anleger vor verschlossenen Türen, es sei denn sie investieren mindestens 100.000 €. Hauptgrund: Seit 2012 greift die Prospektpflicht für Unternehmensanleihen nur bei Stückelungen unter diesem Betrag. Vorher lag die Grenze bei 50.000 €.

Dass viele Konzerne daraufhin ihre Stückelung auf ein derart hohes Niveau angehoben haben, liegt am Aufwand für die Erstellung Prospekten zur Verbraucheraufklärung. Da unter anderem eine Reihe von Fachanwälten mit der Sache beauftragt wird, kommen schnell bis zu 7-stellige Beträge zusammen. In der Abwägung von Kosten und Nutzen ist es einfacher und günstiger, neue Papiere nur in großer Stückelung aufzulegen.

In Zeiten niedriger Zinsen gibt es genügend institutionelle Investoren, die sich nicht mit mageren Staatsanleihen begnügen wollen. Für die meisten Privatanleger jedoch brachte die Absicht eines besseren Verbraucherschutzes eine Verschlechterung. Selbst wer diese hohe Summe für eine Anleihe aufbringt, ist kaum in der Lage sein Portfolio weiterhin zu diversifizieren. In der Folge dünnt sich der Markt bis auf wenige Großabnehmer aus.

Verbraucherschutz mit ungewollten Folgen

Außerdem werden immer mehr Anleihen nur noch außerbörslich gehandelt. Das Ergebnis ist eine insgesamt nachlassende Liquidität und Handelsaktivität – eine Entwicklung, die allerdings auch den Konzernen selbst nicht gefällt. Deshalb dringen vor allem die deutschen Börsen die EU-Kommission auf eine Änderung der Vorschrift. Die Börse Stuttgart etwa stellte fest, dass 2014 in der Eurozone nur 171 von 770 Firmenbonds eine Stückelung unter 100.000 € hatten.

Andererseits hätte aber auch eine Lockerung der Vorschriften Nachteile. Zu befürchten ist, dass die Qualität der Emissionen leidet. Gerade Mittelstandsanleihen sind durch verschiedene Skandale in Verruf geraten, weshalb sich die Deutsche Börse gezwungen sah, verschärfte Zulassungsstandards einzuführen.

Erschwingliche Alternativen

Solange das Problem Stückelung von Anleihen und Verbraucherschutz nicht befriedigend geklärt ist, können sich Anleger nur auf Unternehmen konzentrieren, die eine Stückelung von 1.000 € anbieten. Meist sind es Konzerne, die regelmäßig in kurzen Abständen neue Anleihen auflegen, weshalb sie ihre vorhandenen Prospekte nur anpassen müssen. Beispiele sind Continental oder Peugeot.

Eine Alternative sind etwa Hybrid-Anleihen von VW mit einem Kupon von 3.5%. Diese Zwitter aus Eigen- und Fremdkapital jedoch werden im Insolvenzfall nachrangig bedient und bergen ein höheres Risiko.

Wer dem allem aus dem Weg gehen will und Diversifikation bei hoher Sicherheit sucht, kann stattdessen zum Beispiel über ETF indirekt und billig in Bonds investieren. Die jährlichen Renditen können sich sehen lassen. Stückelungen spielen hier keine Rolle und Anteile gibt es schon für unter 50 €.