Carrier Global schielt auf Heizungskonzern Viessmann
Die Gerüchteküche brodelt. Eine der größten Ikonen unter den deutschen Familienunternehmen ist offenbar ins Visier des US-Konzerns Carrier Global geraten. Das berichten zumindest drei Quellen (unter anderem das Wallstreet Journal) unabhängig voneinander. Demnach könnte das hessische Familienunternehmen Viesmann vor einem milliardenschweren Verkauf in die USA stehen.
Carrier Global – der Platzhirsch aus den USA…
Bevor wir auf die Gerüchte im Detail kommen, möchte ich Ihnen den potenziellen Bieter erst einmal näher vorstellen: Die Carrier Global Corporation mit Sitz in Palm Beach Gardens (Florida) gehört zu den weltweit größten Herstellern von Kälteanlagen aller Art.
Das Unternehmen gehörte von 1979 bis 2020 zur UTC-Gruppe. Der Geschäftsbereich umfasst stationäre Klimageräte für den privaten und gewerblichen Bereich sowie Kühl- und Klimatechnik für den Fahrzeug- und Lebensmittelbereich. Heute hat Carrier über 53.000 Beschäftigte in mehr als 160 Ländern. Der Sitz der deutschen Niederlassung des Fachbereiches Klimatechnik ist in Ismaning und die deutsche Niederlassung des Bereiches Kältetechnik befindet sich im ehemaligen Linde-Werk Köln-Sürth.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 erwirtschaftete der US-Konzern bei einem Umsatz von 20,42 Milliarden Dollar einen Nettogewinn in Höhe von 3,53 Milliarden Dollar.
….will Geschäfte internationalisieren
Zuletzt begann Carrier Global sich verstärkt zu wandeln und die Rentabilität zu steigern, indem sie sich auf Produkte mit höheren Margen konzentrieren. Das Unternehmen erwägt den Verkauf oder die Ausgliederung seines Bereichs Fire & Security, der Rauchmelder und andere Geräte herstellt.
Zudem zieht das Carrier Global-Management offenbar den Kauf des Familienunternehmens Viessmann in Betracht. Damit könnte Carrier Global sein Geschäft deutlich internationalisieren. Zuletzt erzielte das Unternehmen 60% seiner Umsätze in Nord- und Südamerika und nur 23% in Europa.
Carrier Global hat Interesse am Familienunternehmen Viessmann
Hinter Viessmann verbirgt sich ein Spezialisten für Heizungen, Klimageräte und Wärmepumpen aus Allendorf an der Eder. Laut Insiderberichten soll die Bewertung von Viessmann bei mehr als 12 Milliarden Dollar (umgerechnet 11 Mrd. Euro) einschließlich Schulden liegen. Einem Insider zufolge soll der Kaufpreis zum Teil in Aktien, aber auch in bar erfolgen.
Zuletzt liefen die Geschäfte der Hessen auf Hochtouren: In 2022 steigerte das 1917 gegründete Familienunternehmen den Umsatz um 19% auf 4 Milliarden Euro. Dabei trug das Geschäft im Ausland rund die Hälfte zu den gesamten Konzernumsätzen bei. Viessmann beschäftigt rund 14.500 Mitarbeiter.
Lukratives Geschäft mit Wärmepumpen im Visier
Besonderes Interesse hat der US-Konzern scheinbar an dem Bereich Klimalösungen. Zu der Sparte gehört vor allem das wachsende Geschäft mit Wärmepumpen. Wärmepumpen gelten gerade in Deutschland als bevorzugte Heizungsform der Zukunft, nachdem die Energiewende nach den Vorstellungen der Bundesregierung das Aus für Gas- und Öl-Heizungen bringen soll. Die kleinere Kühltechnik-Sparte soll bei dem Deal außen vor bleiben.
Viessmann braucht starken Partner
Aber der gerade in Deutschland stark wachsende Markt für Wärmepumpen hat eine Besonderheit: Die ausländische Konkurrenz ist deutlich weiter als die deutschen Hersteller. Experten erwarten zudem eine Konsolidierung in dem Markt und Konkurrenz aus Asien. Wer dann bestehen möchte, der muss über eine hinreichende Größe verfügen, um Skaleneffekte und wettbewerbsfähige Produktionskosten zu erreichen.
Viessmann ist zwar ein Riese, sucht aber dennoch einen starken Partner, um beim Ausbau der Wärmepumpen nicht den Anschluss zu verlieren. Immerhin sollen hierzulande bis 2030 sechs Millionen Geräte verbaut sein. Da könnte Carrier Global gerade zur rechten Zeit kommen.