Deutsche EuroShop: Übernahmestory im Überblick

Der deutsche Shoppingcenter-Betreiber Deutsche Euroshop soll übernommen werden. Bevor ich jedoch gleich im Detail auf die Übernahmestory eingehe, stelle ich Ihnen das Unternehmen hier im Schlussgong zunächst kurz vor. Denn ich bin sicher, dass längst nicht jeder von Ihnen mit dem Geschäftsmodell vertraut ist.
Die Deutsche EuroShop AG ist eine Investmentgesellschaft, die sich ausschließlich auf ertragsstarke Shoppingcenter konzentriert. Sie erschließt sich über ihre Beteiligungen ein Immobilienportfolio bestehend aus zahlreichen Shoppingcentern in Deutschland, Österreich, Polen, Tschechien und Ungarn.
Der Schwerpunkt liegt jedoch auf Deutschland (17 Shoppingcenter). Derzeit ist das Unternehmen an insgesamt 21 Shoppingcentern beteiligt. Diese befinden sich an Standorten inmitten kaufkräftiger Einzugsgebiete mit mindestens 300.000 Einwohnern und einer Mindestfläche von 15.000 qm.
Wie es zum Übernahme-Angebot kam
Die Kursentwicklung der EuroShop-Aktie war in den vergangenen Jahren ein Trauerspiel. Bei einem Substanzwert je Aktie von fast 40 Euro stürzte die Aktie des Shopping-Center- Betreibers im Corona-Tief auf unter 10 Euro ab und erholte sich dann nur leicht auf 15 Euro.
Es wurde also eingepreist, dass bei einem möglichen Verkauf der Immobilien nur Preise weit über 50% unter dem aktuellen Marktwert realisiert werden können. Kompletter Irrsinn!
Diesen Börsen-Irrsinn hat sich der Großaktionär, Alexander Otto aus der Versandhausdynastie Otto, eine Zeit lang angeschaut und dann vor einigen Wochen reagiert.
Zusammen mit dem bekannten Finanzinvestor Oaktree will er die Immobilien-AG übernehmen. Das Angebot beläuft sich auf 22,50 Euro je Aktie (21,50 Euro Kaufpreis + 1,00 Euro Dividende).
Eine Einordnung des Angebots
Auf der einen Seite bieten die Investoren einen extrem üppigen Aufschlag von 44% auf den jüngsten Kurs vor Veröffentlichung des Angebots (die Aktie notierte bei rund 15 Euro). Oft fangen Übernahme-Angebote mit einem Aufschlag von nur rund 10% an.
Aufschläge von 30% gelten allgemein bereits als großzügig. Die +44% sind daher sogar sehr stark und signalisieren ein ernsthaftes Interesse. Auf der anderen Seite lag der Substanzwert je Aktie (Immobilienvermögen abzüglich der Schulden) zuletzt bei rund 38 Euro.
Wenn wir einen Risiko-Abschlag von 20% vornehmen (noch sind nicht alle Corona-Folgen für den Immobiliensektor sichtbar), dürfte der aktuell faire Wert bei gut 30 Euro je Aktie liegen. Wenn jetzt Otto und Oaktree 22,50 Euro je Aktie bieten, „verdienen“ sie auch schnelle 30 bis 40%. Daher wäre der Deal auch für die Bieter sehr attraktiv.
Vorstand und Aufsichtsrat von Deutsche Euroshop bewerten das Übernahmeangebot übrigens als fair, angemessen und attraktiv. Falls Sie EuroShop-Aktionär sind und das Angebot annehmen wollen: Die Annahmefrist endet am 7. Juli.