Gerüchte um Milliardenfusion im Diagnostikmarkt

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Die Gerüchteküche brodelt und mittlerweile pfeifen es gleich mehrere Spatzen von den Dächern. Der deutsche Diagnostikkonzern Qiagen hat offenbar Gespräche mit dem US-Rivalen Bio-Rad Laboratories aufgenommen. Ein Zusammenschluss wäre ein richtiger Paukenschlag. Immerhin bringen beiden Firmen rund 10 Milliarden Euro (Bio-Rad Laboratories: 11,7 Milliarden Dollar) an Börsenwert auf die Waage.

Ob die Gespräche allerdings wirklich zu einem Deal führen, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt absolut nicht sagen. Seit der geplatzten Übernahme durch den US-Laborausrüster Thermo Fisher 2020 machen immer wieder Spekulationen über einen Kauf von Qiagen die Runde.

Wer hinter Bio-Rad Laboratories steckt

Bevor wir auf mögliche Beweggründe für einen Zusammenschluss kommen, möchte ich Ihnen erst einmal die beiden Kontrahenten näher vorstellen: Bio-Rad Laboratories ist auf die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Produkten für die biowissenschaftliche Forschung, klinische Diagnostik und analytische Chemie spezialisiert. Der Nettoumsatz teilt sich wie folgt auf die einzelnen Aktivitäten auf:

– Herstellung von klinischen Diagnosetests und automatisierten Testsystemen (51,9%). Die Gruppe bietet auch Testkits, Qualitätskontrollsysteme und damit verbundene IT-Systeme an

– Herstellung von Reagenzien, Geräten und Instrumenten für die biologische Forschung (47,9%)

– Sonstige (0,2%): insbesondere Herstellung von analytischen Instrumenten.

Ende 2021 verfügt die Gruppe über 11 Produktionsstandorte in den Vereinigten Staaten (4), Frankreich (2), Deutschland, Großbritannien, Belgien, der Schweiz und Singapur. Der Konzern hält derzeit rund 28% der Vorzugsaktien und 38% der Stämme am mit 23 Milliarden Euro bewerteten Laborzulieferer Sartorius.

Bio-Rad Laboratories und Qiagen im Größenvergleich

Während Bio-Rad ein Experte für Instrumente für Forschung und Diagnostik ist, stellt Qiagen Instrumente zur Isolierung und Verarbeitung von Substanzen aus Blut und Gewebe her, wie DNA, RNA und Proteine. Im zweiten Quartal erzielte Bio-Rad einen Umsatz von 691 Millionen Dollar und einen operativen Gewinn von 120 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Qiagen erwirtschaftete einen Umsatz von 516 Millionen Dollar und strich einen operativen Gewinn von 127 Millionen Dollar ein. Im Jahr 2021 erwirtschafteten beide Firmen zusammen einen Umsatz von 5,17 Milliarden Dollar.

Größter Deal der Diagnostikbranche seit geraumer Zeit

Im Falle eines erfolgreichen Zusammenschlusses von Bio-Rad und Qiagen wäre dies einer der größten Deals der letzten Zeit unter den medizinischen Diagnostikunternehmen. Illumina kämpft noch immer um die Übernahme des Krebserkennungsunternehmens Grail, ein Geschäft im Wert von mehr als 7 Milliarden Dollar. Letztes Jahr gab Thermo Fisher Scientific rund 17 Milliarden Dollar für den Kauf des Auftragsforschungsunternehmens PPD aus. Thermo Fisher plante auch, Qiagen für rund 10 Milliarden Dollar zu schlucken. Allerdings wurde die Offerte abgeschmettert, da die Qiagen-Anleger den Wert der Firma höher einschätzten.

Aktionäre reagieren zurückhaltend

Die Reaktionen der Aktienkurse der beiden Firmen fiel unterschiedlich aus. Während die Qiagen-Papiere etwas fester notierten, gaben die Bio-Rad-Aktie stärker nach. Offenbar fürchten die Investoren, dass ein Deal eine Kapitalerhöhung und eine mögliche Verwässerung mit sich bringen könnte. Eine Stellungnahme war übrigens bislang keinem der Kontrahenten zu entlocken.