Hermle: Die Geschäfte laufen wieder gut
Am Dienstag dieser Woche haben Sie an dieser Stelle einen Branchenbericht zum deutschen Maschinen- und Anlagenbau erhalten. Heute stelle ich Ihnen einen mittelständischen deutschen Maschinenbauer und seine am Dienstag vorgelegten Zahlen vor.
Die Rede ist von der Berthold Hermle Maschinenfabrik AG. Hermle ist ein Hersteller von technisch hochwertigen Fräsmaschinen. Bei diesem Unternehmen dreht sich nach eigenen Angaben alles ums Fräsen. Das Unternehmen wurde im Jahr 1938 von Berthold Hermle gegründet und ist im schwäbischen Gosheim ansässig.
Im Jahr 1957 begann die Produktion von Fräsmaschinen. 1990 erfolgte die Umfirmierung zur Maschinenfabrik Berthold Hermle und am 10. April 1990 folgte der Gang an die Börse. Hermle gehört seit Jahren zu den profitabelsten deutschen Maschinenbauern.
Das Unternehmen ist netto schuldenfrei und konnte seinen Aktionären sogar in den Konjunkturkrisen Dividenden ausschütten. Und apropos Dividende: Hermle schüttet seit Jahren hohe Dividenden aus und beschert seinen Aktionären regelmäßig überdurchschnittliche Dividendenrenditen von 3 bis 6%.
Starker Auftragseingang und volle Auftragsbücher
Blicken wir nun auf die aktuellen Zahlen: Nach Unternehmensangaben haben sich die Geschäfte nach einem noch verhaltenen Jahrsauftakt ab dem 2. Quartal deutlich belebt. Im 1. Halbjahr erhöhte sich der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahr um starke 51,1% auf 180,4 Mio. Euro.
Die Bestellungen aus dem Inland legten um 48,1% auf 65,3 Mio. Euro zu und die Auslandsbestellungen um 52,9% auf 115,1 Mio. Euro. Besonders stark war die Nachfrage nach Angaben des Hermle-Managements im Bereich Industrie 4.0 (vernetzte Maschinen).
Ich habe bereits in meinem Branchenbericht am Dienstag darauf hingewiesen, dass ich hier einen großen Wachstumstreiber für die Maschinen- und Anlagenbauer sehe. Hermle bietet in diesem wachstumsstarken Bereich ein komplettes Spektrum von automatisierten Einzelmaschinen bis zu vollständig integrierten Automatisierungslösungen an.
Die Auftragsbücher sind also gut gefüllt! Zum Ende des 1. Halbjahres lag der Auftragsbestand um 48,6% über Vorjahr und erreichte einen Wert von 85,9 Mio. Euro. Gegenüber dem Jahreswechsel 2020/2021 waren die Auftragsbücher um 91,7% voller.
Umsatz und Ertrag noch unter Vorjahr
Umsatz und Ertrag lagen im 1. Halbjahr jedoch noch unter Vorjahr: Der Umsatz lag bei 139,3 Mio. Euro und damit um 13,4% unter dem Vergleichswert aus dem Vorjahr. Das operative Ergebnis (EBIT) lag mit 18,4 Mio. Euro noch deutlicher unter dem Vorjahreswert von 29,8 Mio. Euro. Das sind noch die negativen Folgen der schwachen Auftragseingänge 2020.
Hermle kann konjunkturelle Dürrephasen aber stets gut abfedern, da die Finanzlage außergewöhnlich gut ist. Die Eigenkapitalquote lag zum Ende des 1. Halbjahres bei sehr soliden 75,3%. Zu Ihrer Einordnung: Werte ab 30% gelten gemeinhin bereits als solide.
Im 2. Halbjahr rechnet das Hermle-Management mit einer deutlich verbesserten Auslastung. Im Gesamtjahr 2021 ist aus heutiger Sicht ein Umsatzplus von 10% erreichbar, so das Unternehmen. Das gilt aber nur für den Fall, dass sich keine gravierenden neuen Belastungen durch die Corona-Pandemie oder andere Umstände ergeben.
Sollte sich die dynamische Nachfrageerholung fortsetzen, sei auch ein besserer Verlauf möglich, heißt es weiter. Auch das Ergebnis soll sich in der 2. Jahreshälfte besser entwickeln. Die Aussichten stimmen also. Daher bin ich überzeugt, dass die Hermle-Aktie das bereits erreichte Kursniveau von rund 400 Euro mittelfristig wieder erreichen wird.