Inflations-Aktie oder Rohrkrepierer?

Wenn alles immer teuer wird, werden Konsumenten knauserig: Das neue Auto gibt’s erstmal nicht und den Stress mit dem Reisen wollte man sich womöglich sowieso sparen. Es gibt aber Bereiche, da sparen wir so gut wie nie. Etwa bei Wasch- oder Spülmitteln. Oder würden Sie wegen steigender Preise auf ihre bewährte Marke verzichten? Sehen Sie! Wir nehmen die Aktie von Colgate-Palmolive für Sie unter die Lupe und erklären, ob der Wert zum Inflationsschutz taugt.
Vorab aber ein Kurzportrait: Colgate-Palmolive wurde 1806 gegründet und ist Weltmarktführer im Bereich der Mund- und Zahnpflege. Daneben werden Mundspülungen und Zahnseide angeboten. Marken sind Colgate und Dentagard. Der Konzern ist auch in der Körperpflege mit Palmolive (Duschgel, Seife, Badeschaum, Rasiercreme), Haushaltspflege mit den Marken Softlan, Ajax und Palmolive (Weichspüler, Reiniger, Geschirrspülmittel) und in der Tiernahrung tätig.
Kunden sind preissensitiver als gedacht
Colgate hat 2021 mehr umgesetzt, aber weniger verdient. Der Umsatz legte um 5,8% auf 17,4 Mrd $ zu. Der Gewinn ging um 19,6% auf 2,2 Mrd $ zurück. Diese Entwicklung setzte sich im 1. Quartal fort, schwächte sich aber ab. Der Umsatz stieg um 1,3% auf 4,4 Mrd $, und der Gewinn ging um 17,5% auf 0,66 $ je Aktie zurück. Während sich der Vorstand mit dem soliden Wachstum zufrieden gab, wurde noch keine Antwort auf die sinkenden operativen Margen gefunden.
Die weltweiten Lieferkettenstörungen haben zu extrem hohen Frachtpreisen geführt. Zudem stiegen durch den Ukraine-Konflikt auch die Rohstoff- und Energiekosten. Diese Effekte kann Colgate nicht an seine Endkunden weitergeben, denn der Markt ist preissensibel. Das bedeutet, das bei einer Steigerung der Verkaufspreise Kunden zu alternativen Produkten und Marken greifen. Für einen Marken-Konzern ist das fatal.
So sehen wir den Wert
So konnten die Verkaufspreissteigerungen nicht die negativen Effekte ausgleichen, da der Absatz sank und die Kosten stiegen. In Afrika und Asien hatte Colgate seine Durchschnittspreise um 14%, in Lateinamerika um 10% und in Europa um 2% angehoben. In den USA musste Colgate seine Produkte sogar 1% günstiger verkaufen, um wettbewerbsfähig zu bleiben – und das in Zeiten, die von einer hohen Inflation geprägt sind.
Dabei kann Colgate auch nicht auf eine robuste Bilanz zurückgreifen, um schwächeren Phasen gegenzufinanzieren. Die Eigenkapitalquote ist schon jetzt viel zu gering. Colgate galt zwar immer als sicherer Hafen, kann uns aber nicht überzeugen: Kunden schlucken längst nicht jede Preisanpassung. Die Dividendenrendite von 2,3% ist zwar besser als bei manchen Konkurrenten, das reicht uns aber nicht. Finger weg von der Aktie!