Mister Spex-Aktie nach gekappter Prognose weiter im Sinkflug
Bislang ist die Börsenstory des Online-Optikers Mister Spex alles andere als ein Erfolg. Im Sommer letzten Jahres kamen die Papiere zu 25 Euro an den Markt und die Ambitionen waren groß. Mit dem Emissionserlös von 245 Millionen Euro sollten die Wachstumspläne forciert werden. Das Online-Geschäft in Kombination mit einem beschleunigten Ausbau des Filialnetzes sollte zweistellige Wachstumsraten garantieren.
Doch davon ist derzeit wenig zu sehen. Gerade hat die Konzernführung die Jahresziele drastisch zusammengestrichen und damit die Anleger verschreckt. Die Reaktion folgte prompt. Der Kurs der Mister Spex-Papiere sackte nach der Prognoseanpassung um über 20% auf 3,54 Euro in den Keller. Damit ist der Börsenwert auf nur noch rund 120 Millionen Euro zusammengeschmolzen.
Mister Spex kombiniert On- und Offline-Brillenverkauf
Mister Spex SE ist ein Unternehmen mit Sitz in Berlin, das primär im Bereich Augenoptik / optometristische Produkte tätig ist. Das Unternehmen wurde im Jahr 2007 gegründet und beschäftigte zum Ende des letzten Geschäftsjahres 1.400 Mitarbeiter. Laut der Homepage betreibt der Konzern Onlineshops in zehn Ländern, über 60 Läden in Deutschland, Österreich und Schweden sowie ein flächendeckendes Netzwerk aus über 400 Partneroptikern. Die größten Anteilseigner sind EssilorLuxottica SA, The Goldman Sachs Group, Inc. und Buell Family.
9% Umsatzwachstum im zweiten Quartal
Im abgelaufenen zweiten Quartal konnte Mister Spex ein Umsatzplus von 9% auf 61,1 Millionen Euro erzielen. Das deutsche Geschäft wuchs um 10% und trug mit 43,8 Millionen Euro rund 72% zu den gesamten Konzernerlösen bei. International konnten die Umsätze um 5% gesteigert werden. Produktseitig gab es große Unterschiede: Während Sonnenbrillen ein Absatzplus von 11% und Kontaktlinsen von 13% erzielten, wuchs der Umsatz mit margenstarken Korrektionsbrillen lediglich um 2%. Der durchschnittliche Bestellwert über alle Produkte lag mit 86 Euro quasi auf dem Niveau des Vorjahresquartals.
Mister Spex weiter tief in der Verlustzone
Bei der Profitabilität gibt es bei Mister Spex weiterhin Spielraum für Verbesserung. Die Bruttomarge verschlechterte sich um 0,8 Prozentpunkte auf 46,8%. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen lag bei -5,92 Millionen Euro. Unter dem Strich stand ein Nettoverlust von 7,53 Millionen Euro in den Büchern nach 12,29 Millionen Euro im Vorjahresquartal.
Trübe Aussichten für das Gesamtjahr
Dabei stimmte das Management die Anleger auf unsichere Zeiten ein. Die eingetrübte Konsumstimmung aufgrund der Folgen der Corona-Pandemie, der Krieges in der Ukraine sowie die stark gestiegene Inflation werden als Belastungsfaktoren angeführt. Zumal sich der Produktmix nachteilig von Korrektionsbrillen zu Kontaktlinsen und Sonnenbrillen verschoben hat. Im letzten Quartal sank der Umsatzbeitrag der lukrativen Korrektionsbrille von 31,7% auf 30%.
Prognose wird gekappt
Entsprechend wird die Prognose für das Gesamtjahr nach unten geschraubt. Statt des bisher in Aussicht gestellten Umsatzwachstums um etwas mehr als 18 % stellt der Brillen-Spezialist jetzt nur noch ein Plus von 7 bis 12 % in Aussicht. Damit dürften im gesamten Geschäftsjahr zwischen 208 und 218 Millionen Euro an Umsatz durch die Bücher gehen.
Auf Grund der höheren Kostenstrukturen leidet allerdings auch die Profitabilität. Statt einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) oberhalb der im Vorjahr erzielten 4,1 Millionen Euro wird nun eine negative EBITDA-Marge zwischen −6 % und −3 % erwartet. Damit dürfte ein operativer Verlust im zweistelligen Millionen-Bereich anfallen.
Mister Spex lässt den Rotstift kreiseln
Der Konzern reagiert und will vor allem seine Kostenstrukturen dem aktuellen Marktumfeld anpassen. Wer die Führungsrolle hierbei in die Hand nehmen wird, ist noch ungewiss. Der Finanzchef Sebastian Dehnen hat das Unternehmen per Ende August verlassen. Ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht. Vorerst übernimmt Firmengründer und Vorstand Dirk Graber interimistisch das Resort.
Fazit: Die gesenkte Jahresprognose war eine Enttäuschung für die Anleger und hat zu einem entsprechenden Kursrutsch der Aktie geführt. Trotz des deutlich ermäßigten Kursniveaus (85% unter dem Emissionspreis) bleibt die Aktie hochspekulativ. Während Befürworter auf Übernahmespekulationen durch den großen Anteilseigner EssilorLuxottica (halten 11% aller Aktien), das niedrige Kurs-Umsatz-Verhältnis (derzeit 0,57) und den hohen Cash-Bestand verweisen, begründen Skeptiker ihre Zurückhaltung vor allem mit den anhaltend hohen Expansionskosten und den tiefroten Zahlen. Anleger sollten sich daher der deutlich erhöhten Schwankungsbreite der Aktie unbedingt bewusst sein.