Social-Chain-Pleite: Die nächste peinliche Löwen-Geschichte
Sicher haben Sie es mitbekommen: Vor wenigen Tagen hielt angeblich eine Löwin das Berliner Umland in Atem und halb Deutschland sprach darüber. Nachdem die Löwin trotz sehr großem Aufgebot eineinhalb Tage erfolglos gesucht wurde, äußerten einige Experten Zweifel an der „Löwen-Geschichte“.
Schließlich hieß es, es sei womöglich ein Wildschwein gewesen und keine Löwin. Schon peinlich! Aber den Anwohnern dürfte ein Wildschwein in der Nähe sicher lieber sein als eine Löwin. In dieser Woche sorgten schließlich zwei männliche „Löwen“ für die nächsten peinlichen Schlagzeilen.
Social Chain AG vor Insolvenz
Konkret: Die Social Chain AG, die von den beiden Höhle-der-Löwen-Juroren Georg Kofler und Ralf Dümmel geführt und erst Ende 2019 an die Börse gebracht wurde, teilte in dieser Woche mit, einen Insolvenzantrag stellen zu müssen.
Zur Erläuterung: Bei der Höhle der Löwen handelt es sich um ein Fernsehformat, das auf VOX ausgestrahlt wird und bei dem Gründer ihre Ideen vorstellen. In der Jury sitzen mehr oder weniger erfolgreiche Unternehmer und vermögende Personen, die sich – sofern sie denn wollen – an den Ideen und Unternehmen der Gründer beteiligen können.
Zurück zur angekündigten Insolvenz: Konkret sprach das Unternehmen in der Meldung von einem „Wegfall der positiven Fortbestehungsprognose“ und einer „anstehenden Insolvenzantragstellung mit Antrag auf Eigenverwaltung“. Später wurde gemeldet, dass Social-Chain-Chef Kofler sein Amt mit sofortiger Wirkung niederlegt.
Es wurden schließlich mit den beiden Rechtsanwälten Gerrit Hölzle und Thorsten Bieg von der Kanzlei GÖRG zwei neue Vorstandsmitglieder bestellt. Ein Schwerpunkt der Kanzlei GÖRG ist die Insolvenzverwaltung. Danach hat das zuständige Amtsgericht die vorläufige Eigenverwaltung der Social Chain AG bestätigt.
Ein Blick in den Rückspiegel
Soweit der aktuelle Stand der Dinge. Aber wie konnte es zu dieser Situation kommen und was passiert mit den Aktien? Diesen Fragen widmen wir uns jetzt. Blicken wir zunächst auf das Geschäftsmodell des Unternehmens. Dieses sah vor, Firmen aufzukaufen, um deren Produkte vor allem über soziale Medien zu vermarkten.
Beispielsweise vertrieb The Social Chain unter der Marke Urbanara Bettwäsche und Kopfkissen. Mit einer anderen Beteiligung verkaufte Social Chain Nüsse und Trockenfrüchte. Die Social Chain AG ist damit so etwas wie ein Gemischtwarenladen.
Im jüngsten Konzernabschluss hat das Unternehmen 80 Beteiligungen ausgewiesen. Dazu gehören auch zahlreiche Beteiligungen, an die Kofler und Dümmel im Rahmen ihrer Juroren-Tätigkeit bei der Höhle der Löwen gekommen waren.
Die Social-Chain-Aktie im Fokus
Nach dem Börsengang 2019 ging es erst einmal abwärts mit der Social-Chain-Aktie. Dann folgte ein Höhenflug in den Jahren 2020 und 2021, der das Papier auf bis zu 54 Euro klettern ließ. Danach folgte ab Dezember 2021 ein dramatischer Absturz.
Schon vor der Ankündigung eines Insolvenzantrages notierte die Aktie nur noch bei rund 1,50 Euro. Danach folgte ein weiterer Absturz um knapp 80%. Am nächsten Tag sprang das Papier dann noch einmal deutlich nach oben. Hier waren wieder einmal (wie zuletzt bei Wirecard) die Zocker am Werk.
Mein Rat an Sie: Halten Sie sich von so etwas fern. Auch hier werden die Aktionäre mit sehr großer Wahrscheinlichkeit am Ende leer ausgehen. Heißt: Auch für die Social-Chain-Aktie liegt mein Kursziel aus heutiger Sicht bei exakt 0,00 Euro.