Über 100 Prozent an einem Tag: Aktie von Windeln.de ist der neue Hype
Was ist denn hier schon wieder los? Windeln.de stand vor zwei Handelstagen noch unter 1 Euro. Heute haben wir kurz an den 7 Euro angeklopft. Es werden bereits Rufe nach der BaFin laut. Ich bin gespannt, ob hier eingegriffen wird. Denn Fakt ist: Es gibt keinen offiziellen Grund, warum das Unternehmen heute 7 Mal so viel Wert ist wie letzten Freitag.
Windeln.de im Tageschart
Doch an der Börse steigt ein Kurs, wenn die Käufer bereit dafür sind mehr zu zahlen. Das ist offensichtlich der Fall. Die Aktie dümpelte seit Monaten dahin. Das letzte Hoch war im August 2020 und selbst da erreichten die Kurse nur 2,81 Euro.
Diese Marke wurde gestern fast getestet. Heute ging es mit einem gewaltigen Gap nach oben. Bei 6,53 Euro lag noch ein Hoch aus April 2020. Das wurde heute auch herausgenommen, wenngleich die Kurse inzwischen schon wieder darunter notieren. Aber wer weiß – vielleicht verdoppelt sich die Aktie morgen noch einmal?
Windeln.de wurde schon einmal heiß gehandelt. Im Mai 2015 stand die Aktie noch bei fast 480 Euro! Ja, pro Aktie. Inzwischen hat das Unternehmen aber dem Hype nicht standhalten können. Die Zahlen sehen auch nicht sonderlich rosig aus. Also wurde aus der teuren Aktie ein Pennystock. Doch das änderte sich gestern.
Marktenge Aktie werden gepusht
So ist das heutzutage. Es braucht keinen guten Cashflow oder ein erfolgreiches Produkt. Je uninteressanter ein Wert für die breite Masse ist, desto besser kann dieser künstlich nach oben geschoben werden. Vor allem, wenn wenig Aktien im Umlauf sind. Und weil das mit Gamestop und AMC bereits wunderbar klappt – Dogecoin nicht zu vergessen – sind natürlich auch immer wieder neue Anleger bei derartigen Zockereien dabei.
Fundamental sei noch erwähnt, dass es im März eine Kapitalerhöhung gab bei Windeln.de. Damit sollen Wachstumsprojekte angeschoben und die Finanzlage des Unternehmens verbessert werden. Na also. Sehen wir ja im Kurs, dass der März total erfolgreich war. Da hat sich nämlich kaum etwas getan und im April sackten die Kurse noch einmal ab.
Irrationales Verhalten sorgt für Millionäre
Das wäre schon schön, wenn das so einfach ginge. Rechtzeitig erfahren, welche Schrott-Aktie als nächstes gepusht wird und einfach all-in gehen. Kann klappen. Oder auch nicht. Die große Frage, die jedes Mal bleibt: Wann genau verkaufe ich? Denn bei AMC wäre ich auch früher rausgegangen. Wer gestern bei Windeln.de eingestiegen ist, nimmt der schon Gewinne mit? Oder hofft der auf beispielsweise 20 Euro pro Aktie?
Genau das stört mich bei diesen Zocks über die Sozialen Medien. Es wird eine Aktie auserkoren und gekauft. Danach pusht man sie an die Spekulanten mit wenig Börsenerfahrung. Der Kurs steigt. Doch was mache ich jetzt als Anfänger oder selbst als Profi. Ist ja völlig egal. Die großen Jungs entscheiden, wann der Stecker gezogen wird. „Diamond Hands“ – heißt es dann gebetsmühlenartig. Ewig halten, nie verkaufen, auch wenn die Aktie mehrere Tage in Folge fällt.
Tja, und am Ende haben Sie dann eine Aktie im Depot, die zwischendurch über 100 Prozent im Plus war, aber Sie wussten nicht, wann Sie verkaufen sollten. Mein Tipp: Schnell Gewinne derart mitnehmen, dass Sie den Einsatz wieder raushaben. Dann können Sie auch den Rest liegen lassen und entspannt zuschauen, ob der Kurs Richtung Null läuft oder sich vervielfacht.
Das ist jetzt logischerweise keine Empfehlung Windeln.de zu kaufen. Wer weiß, wo die Aktie Ende der Woche steht? Und um die Klammer zu schließen – ich bin gespannt, ob und wie die BaFin solchen Spielen einen Riegel vorschieben kann. Die Leute kaufen auf eigene Rechnung. Wenn ein Hedgefonds kauft, handelt der auch meist im Sinne von zahlreichen Anlegern. Wenn zahlreiche Anleger sich absprechen und jeder einzeln kauft, kann das im Umkehrschluss schlecht verboten werden.