Wasserstoff als große Chance für den Standort Deutschland
Die Bundestagswahl ist gelaufen. Die gute Nachricht aus Sicht der Börsianer: Eine rot-grün-rote Koalition hat keine parlamentarische Mehrheit. Zudem lässt sich festhalten, dass neue Energieformen wesentlich stärker gefördert werden sollen, was wiederum gut für den Wasserstoff-Standort Deutschland ist.
Allerdings muss ich auch sagen: Wenn man die politischen Diskussionen im Bundestagswahlkampf verfolgt hat, oder Interviews mit Aktivisten der Fridays-for-Future-Bewegung in der Tagesschau sieht, kann man leicht den Eindruck gewinnen, dass Deutschland in den vergangenen 50 Jahren die Umwelt mit größtmöglicher Wucht ruiniert hat.
Ohne Zweifel: Es ist gut, dass die junge Generation den Finger in die Wunde legt, aber die Heftigkeit der Vorwürfe ist übertrieben. So hat Hans-Jörg Naumer, Leiter der Abteilung Capital Markets & Thematic Research bei Allianz Global Investors, in seinem Beitrag “Wir brauchen Green Growth statt Degrowth” den CO2-Ausstoß in Deutschland unter die Lupe genommen.
BIP stark gestiegen, CO2-Emissionen gesunken
Das Ergebnis: Das Bruttoinlandsprodukt hat sich in Deutschland seit 1960 ver-3,7-facht, während die CO2-Emissionen um knapp 14% gesunken sind. Das heißt: Je Einheit Bruttoinlandsprodukt wird weniger als ein Viertel dessen an CO2 ausgestoßen, was noch 1960 in die Umwelt gelangte.
Die Dimension hat mich erstaunt, die Tendenz jedoch nicht. Während die Kritiker den Markt (das marktwirtschaftlich orientierte Wirtschaftssystem) für alles Übel dieser Welt verantwortlich machen, sehe ich auch die positiven Effekte. Energie- und Materialverschwendung ist für Unternehmen ein ärgerlicher Kostenfaktor.
Daher haben gewinnorientierte Unternehmen das Bedürfnis, Verschwendung von Ressourcen zu vermeiden (anders als in einer sozialistischen Planwirtschaft). Hinzu kommt: Deutschland hat nur wenige Rohstoffe. Daher mussten die Maschinen- und Anlagenbauer schon immer versuchen, passende Lösungen zu finden.
Wasserstoff schafft hierzulande den politischen Durchbruch
Die Wasserstoff-Technologie als Energiequelle ist schon über 100 Jahre alt. Es fehlten aber die praktischen Nutzungsmöglichkeiten. Außerdem ist die Öko-Bilanz nur dann so positiv, wenn „grüner” Wasserstoff zur Verfügung steht.
Dafür benötigt man jedoch ausreichend „grünen” Strom. Daher ist der Siegeszug der erneuerbaren Energie (Wasserkraft, Solar- und Windenergie etc.) die Basis für die Verbreitung der Wasserstoff-Technologie.
Die Politik hat das Thema Wasserstoff sträflich vernachlässigt. Beinahe wäre es zu einer monopolartigen Förderung der E-Mobilität mit Batterie-Antrieb gekommen. Doch 2020 – spät, aber nicht zu spät – schaffte die Wasserstoff-Technologie den politischen Durchbruch.
Die Europäische Union (EU) plant eine gigantische Wasserstoff-Offensive.
In einer Studie rechnet die EU vor, dass in dieser Branche langfristig 5,4 Mio. Arbeitsplätze und ein Jahresumsatz von 800 Mrd. Euro entstehen können. Der Wasserstoff-Anteil am Energie-Mix soll von aktuell 1% auf knapp 25% steigen.
Wasserstoff soll in Deutschland mit 9 Mrd. Euro gefördert werden
In Deutschland arbeitet die noch amtierende Regierung an einer „Nationalen Wasserstoffstrategie” und hat bereits erste Eckpunkte verkündet. Die heimische Wasserstofftechnologie soll mit rund 9 Mrd. Euro gefördert werden.
Ich stelle Ihnen hier im Schlussgong in den kommenden Tagen mehrere Unternehmen aus Deutschland vor, die von der Wasserstoff-Offensive hierzulande profitieren werden.