6 Regeln für Investments in Metalle

Beitragsbild für den Artikel "6 Regeln für Investments in Metalle" in der Kategorie "Rohstoffe". Links ist zusätzlich der Schriftzug "Edelmetalle vs. Industriemetalle, Physische Metalle, Währung & Politik". Rechts ist ein Piktogramm, das einen goldenen Pfeil zeigt, der nach oben steigt. Unter dem Pfeil sind Goldbarren, die immer mehr werden.
Inhaltsverzeichnis

Metalle und Produkte daraus begleiten den Menschen bereits seit seinen Anfängen. Sie spielten eine gigantische Rolle während der Industrialisierung und sind auch für die Zukunft erwartbar völlig unverzichtbar. Insofern ist es definitiv keine schlechte oder höchst risikoreiche Idee, grundsätzlich über Investitionen in diese fast hundert Elemente (und viele tausend daraus bestehenden Legierungen) umfassende Gruppe nachzudenken.

Allerdings sind Metalle definitiv keine „blinde Gewinngarantie“. Im Gegenteil, gerade heutzutage und unter dem Eindruck einer oftmals landschaftsverheerenden Förderung und energieintensiven Herstellung sind gleich mehrere Regeln beim Metall-Investment zu beachten.

1. Unbedingt zwischen Edel- und Industriemetallen unterscheiden

Bereits für Naturwissenschaftler gibt es nicht „das Metall“, sondern mehrere Gruppen zwischen Leicht-, Schwer- Edel- und weiteren Metallen. Auch Investoren sollten sich diesbezüglich vor Verallgemeinerungen hüten – wenngleich für sie nur zwei Unterscheidungen gelten müssen:

  1. Edelmetalle: Das sind per Definition nur einige wenige Metalle, die bei Raumtemperatur nicht mit Luftsauerstoff und Wasser reagieren. Schon hierbei gibt es Ausnahmen. Etwa Kupfer, das die Definition zwar erfüllt, aber nur unter Chemikern zu den Edelmetallen gezählt wird – selbst dann meist zu den Halbedelmetallen.
  2. Industriemetalle: Hierunter fallen nach weitläufiger Definition alle Metalle, die (heutzutage) großmaßstäblich bzw. industriell genutzt werden. Vornehmlich gehören dazu Aluminium, Blei, Eisen, Kupfer, Nickel und Zink. Da allerdings so viele Metallwerkstoffe mit weiteren Metallen legiert werden, gibt es deutlich mehr „echte“ Industriemetalle.

Nicht einfacher wird es, weil die meisten Edelmetalle mittlerweile ebenfalls eine hohe industrielle Bedeutung haben, da sie in so vielen Produkten benötigt werden.

Dennoch: Was das Investment anbelangt, gibt es einen distinktiven Unterschied zwischen den „klassischen“ (= stets unedlen) Industriemetallen und den edlen Vertretern dieser Elemente.

2. Physische Metalle mit Vorsicht betrachten

Aluminium ist einer der mit Abstand wichtigsten Werkstoffe überhaupt. Angesichts seines niedrigen Gewichts und anderer positiver Eigenschaften ist das Industriemetall aktuell sogar dabei, Eisenmetalle bei vielen Anwendungen abzulösen. Eigentlich also ein relativ sicheres Investment.

Bloß: Wer auf die Idee käme, sich physische Aluminium-Barren zu kaufen, der würde mindestens einen Flugzeughangar benötigen, um einen ähnlichen Wert einlagern zu können, wie er durch nur sehr wenige Barren aus beispielsweise Gold, Silber oder Platin erzielt würde.

Grundsätzlich sollten Investoren die gesamte Metall-Thematik primär als „Papier-Investment“ betrachten. Sprich, ein Investieren in Aktien, Fonds und ähnliche indirekte Optionen, die sich nicht darauf beschränken, das Metall selbst zu besitzen.

Doch was ist mit physischen Metallen, für die seit einiger Zeit so umfassend geworben wird? Hier ist deutlich mehr Vorsicht vonnöten:

  1. Überhaupt sollte physisches Metall nur ein kleiner Teil eines gut durchmischen Portfolios sein. Nicht zuletzt, weil es seinen Wert nur durch Differenzen der An- und Verkaufspreise erzielt.
  2. Grundsätzlich sollte sich die Thematik auf die populären Edelmetalle Gold, Silber, Platin beschränken – schon deshalb, weil es viele andere Edelmetalle kaum in Barren- oder Münzform zu kaufen gibt.
  3. Das Thema Sicherheit muss großgeschrieben werden. Mitunter kann deshalb eine Einlagerung bei Finanzinstituten besser sein – verursacht jedoch laufende Kosten.

Es ist völlig in Ordnung, zuhause beispielsweise etwas Gold zu haben, weil es nun einmal einen niemals von totalem Wertverlust bedrohtes, seit Jahrtausenden erfolgreiches Metall ist. Bloß sollte niemand sein gesamtes Metall-Investment (oder gar sein gesamtes Investment) auf diese Herangehensweise stützen; das wäre sträflich gefährlich.

Wichtig: Daneben ist bei physischen Metallen noch die Komponente der Lagerkosten mit in die Berechnung einzubeziehen. Sie kann Gewinne deutlich vermindern und Verluste vergrößern.

3. Die Währungskomponente nicht vergessen

Die Welt mag zweifelsohne mehrere sehr bedeutende Währungen haben – wichtig nicht zuletzt für Investments. Was aber Rohstoffe anbelangt, und somit sämtliche Metalle, so haben wir es nahezu ausschließlich mit in US-Dollar gehandelten Werten zu tun – etwa bei Futures.

Dadurch spielt der Dollar-Wert im Vergleich mit dem Euro-Wert immer eine erhebliche Rolle. Dies kann eine Chance für Gewinne sein, die höher als der reine Material-Kursanstieg ausfallen. Ebenso kann es jedoch vermeintliche Gewinne in tatsächliche Verluste umwandeln – oder geringe in große Verluste.

4. Stets die Weltpolitik im Auge behalten

Metalle hatten bereits einen strategischen Wert, als einzelne Kulturen der Frühzeit schon den Umgang damit beherrschten, während andere ihn erst noch erlernen mussten. Geändert hat sich seitdem zwar vieles. Was jedoch die strategische Bedeutung anbelangt, hat sich nur der Maßstab verschoben – nach oben.

Heutzutage leben wir in einer Welt, die mit Bezug auf Metalle von zwei Tatsachen geprägt ist:

  1. Bei gleich mehreren Industriemetallen (besonders prominent, aber nicht ausschließlich Stahl) ist insbesondere China ein absoluter Gigant, der längst der restlichen Welt verschiedene Spielregeln vorgeben kann.
  2. Für mehrere heutige und zukünftige Anwendungen von sogenannten Metallen der seltenen Erden (oft abgekürzt als Seltene Erden oder Seltenerdmetalle) gibt es nach derzeitigem Wissensstand nur einige wenige lohnenswerte Quellen weltweit.

Anders formuliert: Metalle sind durchaus zukunftswürdige Investments; selbst für denjenigen, der dabei sehr lange Zeiträume im Sinn hat. Aufgrund der sehr ungleichen Verteilung von Lagerstätten und dazugehörigen Industrien sind jedoch geostrategische Risiken ein ständiger Begleiter des Investments – je seltener und komplexer, desto stärker.

So ist China etwa bei den Seltenen Erden nicht nur der mit Abstand größte Produzent, sondern hat ebenso die weltgrößten Reserven. Ferner kann das Land enormen Einfluss auf weitere wichtige Produzenten in seiner Nachbarschaft ausüben, namentlich etwa Burma, Thailand oder Vietnam. Nicht zuletzt gehören China und ein weiterer Großproduzent, Brasilien, zu den BRICS-Staaten, wodurch eine transpazifische Verbindung besteht.

Neu-Investoren sollten daher unbedingt umfassend prüfen, welchem Risiko sie sich hiermit aussetzen. Denn die Lage zwischen China und dem Westen war – milde formuliert – schon einmal deutlich besser. Die Russland-Sanktionen können hier ein warnendes Beispiel aus jüngster Vergangenheit sein. Erneut gilt deshalb: Diversifizieren, was nur geht, egal wie lukrativ ein einzelnes Investment erscheint.

Wichtig: Vorsicht zudem vor geradezu phantastisch klingenden Angeboten in Sachen Seltene Erden. Hier versuchen derzeit verschiedene Akteure, das schnelle Geld zulasten von unbedarften Anlegern zu machen. Investments sollten deshalb tendenziell eher in bekannte Firmen/Namen mit nachvollziehbar guter Historie erfolgen.

5. Viel Augenmerk beim Investment in einzelne Firmen

Wir erleben seit einigen Monaten, wie eigentlich gesunde deutsche Unternehmen in wirtschaftliche Problemzonen geraten. Primär, weil Energie hierzulande, selbst im europäischen Vergleich, ausnehmend teuer ist.

Und seitdem sich in der Welt ein Bewusstsein für die Belange von Klima-, Natur- und Umweltschutz etablierte, kamen ebenso bereits verschiedene Firmen in arge Bedrängnis, weil Gesetzesvorgaben ihren bisherigen Betrieb deutlich weniger rentabel machten.

Metall-Investoren muss beides in besonderem Maß bewusst sein. Denn jedes Metall benötigt zwischen Erz und fertigem Produkt eine enorme Menge Energie. Teils sind sogar mehrere komplexe chemische Verfahren nötig – etwa bei der Herstellung von metallischem Titan. Und nicht nur beim Lithiumabbau in Chile schlagen Umweltschützer schon seit Jahren Alarm.

Ein Investment in die Aktien einzelner Firmen sollte deshalb ebenfalls in der Liste derjenigen Dinge stehen, die Investoren mit großer Vorsicht betrachten sollten. Durch die direkte Bindung an die Energiepreise und Gesetzesvorgaben einzelner Länder kann sich das Standing einer Metallfirmen-Aktie rasend schnell zum Negativen wandeln; mitunter sogar langfristig.

Wie bei vielen anderen Rohstoffen, so sollte der Blick hier – neben der obligatorischen Diversifizierung – eher in Richtung ETFs und insbesondere klassischen Fonds gehen, weil gerade letztere eine ungleich größere Sicherheit bieten.

Wichtig: Alternativ zu herkömmlichen ETFs bieten sich bei Metallen (und anderen Rohstoffen) die Optionen, stattdessen in ETCs zu investieren (Exchange Traded Commodities). Im Gegensatz zu ETFs erfolgt das Investment hierbei in ein einzelnes Metall bzw. eine Metallkategorie (etwa „Industriell wichtige Edelmetalle“). Das ist aber nicht der einzige Unterschied. Ebenfalls im Gegensatz zu ETFs gelten ETCs nicht als Sondervermögen; daher besteht das konkrete Risiko für Totalverluste des Investors, wenn die Gesellschaft insolvent wird.

6. Gegenmeinungen konsultieren

Wer einen Edelmetallhändler fragt, ob er Gold kaufen solle, der wird wahrscheinlich in sämtlichen nur möglichen wirtschaftlichen Szenarien eine gleichlautende Antwort erhalten: „Ja, selbstverständlich, denn…“.

Das liegt daran, weil dieser Edelmetallhändler natürlich verkaufen möchte. Ebenso kann es jedoch daran liegen, dass eine so enge berufliche Verflechtung mit diesen Metallen eine gewisse „Betriebsblindheit“ auslöst – schlechtere Aussichten werden dadurch nicht gleichermaßen seriös bewertet.

Wer noch nicht in Metalle investiert hat, der hat buchstäblich „noch keine Aktien“ darin. Diese Tatsache sollte unbedingt ausgenutzt werden. Denn sobald die ersten Euros oder Dollars in Metall-Fonds und Co. investiert wurden, besteht ebenfalls die Gefahr für besagte „Blindheit“.

Heißt, was die Rentabilität und die Zukunft bestimmter Metalle oder -industrien anbelangt, sollten gerade auch jene Meinungen konsultiert werden, die davor warnen. Gerade bei einem so volatilen Rohstoff wie Metallen sollten speziell Anfänger stark selbst recherchieren und sich aus den Ansichten verschiedener Experten eine eigene Meinung bilden.

Übrigens: Würde sich besagter Edelmetallhändler die historischen Goldpreise genauer anschauen, wäre er wohl eher vorsichtig, ob er einen Kauf aufgrund zu erwartender Kurssteigerungen empfehlen würde. So hoch wie heute war der Preis noch nie. Dadurch steigt das Risiko für ein Absinken deutlich.