Stagflation: Rezession und Inflation im Zusammenhang

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Inflation entsteht normalerweise dann, wenn sich viel Geld im Wirtschaftskreislauf befindet. Die Folge ist eine Entwertung des Geldes und damit ein Anstieg der Preise.

Rezession bezeichnet eine Phase wirtschaftlichen Abschwungs – die Wirtschaft schrumpft. Die Folge: Nachfragerückgang und damit mittelfristig ein Rückgang der Beschäftigung, Arbeitslosigkeit.

Inflation und Rezession im “negativen” Zusammenhang

Nach den Wirtschaftstheorien von John Maynard Keynes steht eine Rezession in einem “negativen” Zusammenhang zur Inflation. Heißt: Je mehr Arbeitslosigkeit in einer Wirtschaft besteht, desto geringer die Geldentwertung.

Der Grund dafür ist, dass die Geldmenge im Kreislauf nachlässt: Je mehr Arbeitslose, desto weniger Geld steht den Menschen zur Verfügung. Es kann weniger gekauft werden, die Nachfrage sinkt.

Daraus ergibt sich eine Negativspirale: Da immer weniger Menschen Güter kaufen, reagieren deren Produzenten mit einem Abbau des Angebots. Produktions- und Lohnkosten werden gesenkt und somit Arbeitnehmer entlassen.

So gegensätzlich wie die Phänomene von Rezession und Inflation im Zusammenhang stehen, genauso gegensätzlich werden sie bekämpft.

Ein wirtschaftlicher Abschwung wird oft mit einer Ankurbelung der Nachfrage und einer Erhöhung der Geldmenge entgegengewirkt.

Bei einer Inflation wird das genaue Gegenteil versucht: Bremsung der Nachfrage, Senkung der Geldmenge. Hierbei geht es nicht darum die Inflationsrate komplett zu tilgen – eine Rate von etwa zwei Prozent gilt als normal.

Nach dieser Theorie müsste also ein wirtschaftlicher Abschwung mit der Senkung des Preisniveaus einhergehen. In einem besonderen Fall ist dem nicht so.

Stagflation: Wenn beides zusammenkommt

Stagflation ist die Bezeichnung für einen Zustand, in dem eine Stagnation oder ein Abschwung mit einer hohen Inflation auftreten.

In einem Währungsgebiet herrscht also eine Rezession der Wirtschaft vor, gleichzeitig tritt jedoch eine hohe Geldentwertung auf.

Das Problem dabei: Die Mittel zur Bekämpfung – der Rezession auf der einen, der Inflation auf der anderen Seite – schließen sich im Zusammenhang einer Stagflation aus.

Denn: Wird etwa die Geldmenge reduziert oder die Nachfrage gebremst, so senkt das zwar die Inflation – begünstigt gleichzeitig jedoch das Fortschreiten der Rezession.

Auch der umgekehrte Fall gilt: Soll eine stagnierende oder schrumpfende Wirtschaft durch konjunkturelle Maßnahmen angekurbelt werden, sodass die Nachfrage steigt und die Arbeitslosigkeit sinkt, so befeuert das wiederum die Inflation.

Hieran sieht man, dass es sich bei einer Stagflation um ein Dilemma wirtschaftspolitischer Dimension handelt.

Stagflation stellt Rezession und Inflation in einen Zusammenhang ohne dass das eine das andere ausschließt, so wie es nach der klassischen Theorie sein müsste.

Preisschocks als Ausgangspunkt für Stagflation

Das Phänomen trat erstmals im Zuge der Ölkrise seit 1973 auf, als die OPEC die Ölförderung aufgrund politischer Spannungen in Nahost verknappte, was wiederum eine Preisexplosion nach sich zog.

Dies führte zu einer Kostenexplosion in den westlichen Industrieländern. In den USA stieg die Inflationsrate bis 1974 von 6 auf 11 Prozent. Ein Jahr später dann zog auch die Arbeitslosenquote mächtig an – von 4,9 auf 8,4 Prozent.

Oft sind solche Preisschocks der Grund für eine Stagflation, weil die Produzenten ihre höheren Betriebskosten über die Produktpreise weiterreichen.

Da die Nachfrage jedoch zunächst gleich bleibt sinkt der Umsatz und die Betriebe reagieren mit Einsparungen und Entlassungen.

Es wird also deutlich, dass eine Stagnation oder Depression und eine Inflation sich nicht zwangsläufig ausschließen. In Form des Phänomens der Stagflation können beide gleichzeitig auftreten.

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